Freilaufende Hunde in Gefahr: Wann dürfen Jäger in Österreich schießen?

Rechtlicher Rahmen: Was sagt das österreichische Jagdgesetz?
In Österreich ist das Jagdrecht Ländersache, das bedeutet, dass jedes Bundesland eigene Regelungen hat. Trotzdem gibt es einige generelle Grundsätze, die für das ganze Land gelten. Nach dem österreichischen Jagdgesetz dürfen Jäger Hunde erschießen, wenn diese:
- Wild gefährden oder reißen – Das bedeutet, wenn ein Hund ein Tier verfolgt oder jagt.
- Streifen und wildern – Wenn ein Hund ohne Begleitung des Halters frei durch ein Jagdrevier läuft und keine Kontrolle über ihn besteht.
Es geht hierbei vor allem darum, Wildtiere zu schützen. Hunde, die wildern, können Wild in Panik versetzen, verletzen oder sogar töten. Vor allem in der Zeit der Brut und Aufzucht ist das eine erhebliche Gefahr für das Ökosystem.
Wichtig: Nicht jeder freilaufende Hund ist automatisch ein „Wildschadenshund“, wie er im Gesetz bezeichnet wird. Die Gefährdung des Wildes muss tatsächlich erkennbar sein.
Wann greift die sogenannte „Schussfreigabe“?
Die Entscheidung, ob ein Jäger schießen darf, liegt nicht willkürlich bei ihm. Es gelten strenge Vorgaben, wann das erlaubt ist:
- Gefahr für das Wild: Der Hund muss nachweislich dabei sein, Wild zu hetzen, zu reißen oder erheblich zu gefährden.
- Kein Besitzer in Sicht: Ein Hund, der einfach nur im Wald herumläuft, aber kontrolliert wird (zum Beispiel durch Rückruf), darf nicht erschossen werden.
Ein Jäger hat jedoch keine Verpflichtung, den Hund vorher zu warnen oder den Besitzer zu informieren. In der Praxis führt dies zu schwierigen Situationen, da die Einschätzung, ob ein Hund „wildert“, oft subjektiv ist.
Ausnahmen: Die Rolle von Hunderassen und Kennzeichnungen
Bestimmte Hunderassen, wie Hüte- oder Jagdhunde, werden gelegentlich als weniger gefährlich für Wildtiere angesehen, vor allem wenn sie angeleint oder kontrolliert arbeiten. Trotzdem gibt es keine generelle Schonung für spezielle Rassen.
Kennzeichnung kann helfen:
Hunde mit Halsband, GPS-Tracker oder einer anderen sichtbaren Kennzeichnung werden von Jägern oft anders eingeschätzt, da sie offensichtlich nicht herrenlos sind.
Regionale Unterschiede: Ein Überblick über die Bundesländer
Wie bereits erwähnt, hat jedes Bundesland in Österreich eigene Jagdgesetze. Hier ein paar Beispiele:
- Niederösterreich: Besonders strenge Regeln – Hunde, die Wild nachstellen, dürfen ohne Vorwarnung erschossen werden.
- Steiermark: Hier wird mehr Wert auf das Nachweisen der Gefährdung gelegt, doch die Jäger haben ebenfalls weitreichende Rechte.
- Tirol: In Tirol ist die Brut- und Setzzeit von Mitte April bis Ende Juli besonders geschützt. In dieser Zeit sind die Regeln strenger.
Es lohnt sich, die genauen Regelungen deines Bundeslandes zu kennen, vor allem wenn du regelmäßig mit deinem Hund in der Natur unterwegs bist.
Brut- und Setzzeit: Warum diese Zeit besonders sensibel ist
Zwischen April und Juli bringen viele Wildtiere ihre Jungen zur Welt. Hunde, die in dieser Zeit Wild aufschrecken, gefährden nicht nur einzelne Tiere, sondern stören das gesamte Ökosystem. Eine gehetzte Hirschkuh kann ihr Kitz zurücklassen, und ein Reh, das durch einen Hund verletzt wird, leidet oft wochenlang, bevor es verendet.
In dieser Zeit wird besonders genau darauf geachtet, dass Hunde nicht frei herumlaufen. Viele Jäger fühlen sich in der Brut- und Setzzeit sogar moralisch verpflichtet, durchzugreifen, um die Wildtiere zu schützen.
Was du tun kannst, um deinen Hund zu schützen
Natürlich möchtest du deinen Hund vor jeder Gefahr bewahren. Hier sind einige Tipps, wie du das Risiko minimierst:
- Leinenpflicht einhalten: In vielen Bundesländern gilt während der Brut- und Setzzeit eine generelle Leinenpflicht. Halte dich daran, um Konflikte zu vermeiden.
- Rückruf trainieren: Ein Hund, der auf Kommando zuverlässig zurückkommt, wird seltener als „wildernd“ wahrgenommen.
- GPS-Tracker nutzen: Mit einem GPS-Gerät kannst du deinen Hund jederzeit lokalisieren – und Jäger erkennen, dass dein Hund nicht herrenlos ist.
- Wegmarkierungen beachten: Bleibe auf den ausgeschilderten Wegen, vor allem in jagdintensiven Gebieten.
Was passiert, wenn ein Jäger auf deinen Hund schießt?
Wenn dein Hund erschossen wird, ist das ein Schock. Doch was kannst du in so einem Fall tun?
- Beweise sammeln: Fotografiere den Tatort und dokumentiere die Situation so genau wie möglich.
- Anzeigen: Wenn du der Meinung bist, dass der Abschuss nicht gerechtfertigt war, kannst du den Jäger bei der Polizei anzeigen.
- Rechtliche Schritte prüfen: Wende dich an einen Anwalt oder eine Tierrechtsorganisation, um deine Rechte durchzusetzen.
Wichtig: Leider ist es in Österreich schwierig, gegen einen Jäger vorzugehen, wenn er sich an die gesetzlichen Vorgaben gehalten hat.
Verantwortung liegt bei beiden Seiten
Jäger haben die Pflicht, das Wild zu schützen – aber auch Hundebesitzer tragen Verantwortung. Mit der richtigen Vorsicht und Vorbereitung kannst du Konflikte vermeiden und dafür sorgen, dass dein Hund sicher bleibt.
Hunde und Natur sind eine wunderbare Kombination – solange wir uns als Hundebesitzer an die Regeln halten und Rücksicht auf die Wildtiere nehmen.
Was denkst du über dieses Thema? Hast du schon einmal Erfahrungen mit Jägern und freilaufenden Hunden gemacht? Lass uns in den Kommentaren darüber diskutieren!