Stöckchen werfen – Ja oder Nein?

Die Faszination des Apportierens
Für viele Hunde gibt es kaum etwas Schöneres, als hinter einem geworfenen Objekt herzujagen und es ihrem Menschen zurückzubringen. Dieser Apportierdrang liegt tief in der Natur vieler Hunderassen, die über Generationen für Jagd- oder Hüteaufgaben gezüchtet wurden. Das Werfen von Stöckchen ist dabei die einfachste Form, diesen natürlichen Instinkt zu befriedigen. Du brauchst kein spezielles Spielzeug oder aufwändige Vorbereitung – der nächste Spaziergang im Wald bietet meist genügend Äste und Zweige, die sich dafür eignen.
Warum Hunde Stöckchen lieben
Hunde sind darauf programmiert, Dinge zu jagen und zu apportieren. Besonders Rassen wie Labrador, Golden Retriever oder Border Collie haben diesen Instinkt stark ausgeprägt. Ein fliegender Stock aktiviert den Jagdinstinkt deines Hundes und gibt ihm das Gefühl, eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Darüber hinaus stärkt das gemeinsame Spiel die Bindung zwischen dir und deinem Vierbeiner. Ihr interagiert, kommuniziert und habt Spaß – was gibt es Schöneres?
Stöckchen haben für viele Hunde auch eine angenehme Größe und Struktur: Sie sind leicht, gut zu greifen und oft rau an der Oberfläche, was für das Kauen und Tragen angenehm ist.
Die Schattenseite des Stöckchenwerfens
So einfach und spaßig das Spiel mit dem Stock auf den ersten Blick wirkt, so gefährlich kann es in bestimmten Situationen werden. Zahlreiche Tierärzte und Hundeexperten warnen inzwischen vor den Risiken, die das Werfen von Stöckchen mit sich bringt. Aber was genau macht das Apportieren von Stöcken so gefährlich?
Verletzungsgefahr
Eine der größten Gefahren beim Stöckchenwerfen ist die hohe Verletzungsgefahr. Während der Hund dem Stock nachjagt oder ihn aufnimmt, kann es zu schweren Verletzungen im Maul- und Rachenbereich kommen. Besonders spitze oder abgebrochene Stöcke können leicht in das Zahnfleisch, die Zunge oder den Gaumen des Hundes eindringen und dort zu schmerzhaften Wunden führen. In einigen Fällen kann ein Stock sogar tief in den Rachen eindringen und lebensbedrohliche Verletzungen verursachen.
Manchmal bleibt ein abgebrochener Teil des Stocks im Maul oder Hals des Hundes stecken, was zu Infektionen und weiteren Komplikationen führen kann. Diese Art von Verletzungen ist oft schwer zu erkennen, und viele Hundebesitzer bemerken erst viel später, dass etwas nicht stimmt.
Überanstrengung und Fehlbelastungen
Ein weiteres Problem ist die Überanstrengung. Beim ständigen Sprinten und abrupten Abbremsen kann es zu Muskelverletzungen, Zerrungen oder gar zu Sehnen- und Bänderverletzungen kommen. Besonders junge und sehr agile Hunde neigen dazu, sich bei dieser Art von Spiel zu übernehmen. Auch ältere Hunde, die nicht mehr so beweglich sind, können sich schnell überlasten und ihre Gelenke unnötig strapazieren.
Der psychische Stress
Für einige Hunde kann das ständige Apportieren auch eine Form von Stress darstellen. Hunde, die sehr auf das Apportieren fixiert sind, geraten manchmal in einen Zustand, in dem sie nicht mehr aufhören können, nach dem nächsten Wurf zu verlangen. Dieses zwanghafte Verhalten kann zu einer Art „Arbeitssucht“ führen, die den Hund dauerhaft unter Stress setzt. Dies kann sich in nervösem Verhalten, Unruhe und allgemeiner Anspannung äußern – auch dann, wenn du gar nicht mehr mit dem Hund spielst.
Alternative Spielmöglichkeiten: Gesünderes Apportieren
Es gibt viele Alternativen zum klassischen Stöckchenwerfen, die sowohl den Jagdinstinkt deines Hundes befriedigen als auch wesentlich sicherer sind. Hier einige Ideen, wie du deinem Hund eine ebenso spaßige, aber deutlich ungefährlichere Möglichkeit bieten kannst, sich auszutoben.
Apportier-Spielzeuge
Eine der besten Alternativen zum Stöckchen ist ein robustes Apportier-Spielzeug. Es gibt unzählige Varianten – von Gummibällen über Frisbees bis hin zu speziellen Apportier-Dummys. Diese Spielzeuge sind so konzipiert, dass sie sicher im Maul des Hundes getragen werden können, ohne dass Verletzungsgefahr besteht. Sie haben oft eine ergonomische Form und bestehen aus Materialien, die selbst bei intensivem Kauen nicht splittern.
Intelligenzspiele und Schnüffelspiele
Wenn du deinen Hund nicht nur körperlich, sondern auch geistig auslasten möchtest, sind Intelligenz- und Schnüffelspiele eine tolle Alternative. Verstecke Leckerli in der Wohnung oder im Garten und lasse deinen Hund diese aufspüren. So befriedigst du seinen Jagd- und Suchtrieb auf eine wesentlich sicherere Weise. Zudem fördern solche Spiele die Konzentrationsfähigkeit deines Hundes und stärken eure Bindung.
Gezieltes Training
Anstatt immer wieder den Stock zu werfen, kannst du auch gezielt an der Impulskontrolle deines Hundes arbeiten. Trainiere ihn darauf, nur auf Kommando nach einem geworfenen Objekt zu jagen, und belohne ihn, wenn er ruhig bleibt. Dieses Training ist nicht nur sinnvoll, um deinen Hund sicher zu führen, sondern auch, um ihm zu zeigen, dass es nicht immer darum geht, dem nächsten fliegenden Objekt hinterherzujagen.
Fazit: Stöckchen werfen – eine gut überlegte Entscheidung
Das Stöckchenwerfen mag auf den ersten Blick harmlos und spaßig erscheinen, doch die damit verbundenen Risiken sollten nicht unterschätzt werden. Verletzungen, Überanstrengung und psychischer Stress sind nur einige der möglichen negativen Folgen. Natürlich gibt es Hunde, die jahrelang ohne Probleme Stöcke apportieren – doch die Frage bleibt, ob das Risiko diese Freude rechtfertigt.
Stattdessen gibt es viele sichere und gesunde Alternativen, die deinem Hund genauso viel Spaß bereiten können. Wenn du dennoch nicht auf das Apportieren verzichten möchtest, investiere in sicheres Hundespielzeug, das speziell für diesen Zweck entwickelt wurde. So kannst du sicherstellen, dass dein Hund gesund bleibt und ihr gemeinsam lange Freude an euren gemeinsamen Spielen habt.
Am Ende liegt die Entscheidung bei dir – doch sei dir der Risiken bewusst und entscheide dich im Zweifel immer für die sicherere Variante. Denn nichts ist wichtiger als das Wohl deines treuen Vierbeiners.