Was ist ein Reh? – Der scheue Schöngeist unserer Wälder

Rehe im Steckbrief – Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
Das Reh gehört zur Familie der Hirsche (Cervidae) und ist in Europa eines der häufigsten Wildtiere. Hier einige der wichtigsten Fakten:
- Wissenschaftlicher Name:Capreolus capreolus
- Größe: Rehe erreichen eine Schulterhöhe von etwa 65 bis 75 cm. Männchen (Böcke) sind meist etwas größer als Weibchen (Ricken).
- Gewicht: Sie wiegen zwischen 15 und 30 kg – deutlich weniger als größere Hirscharten.
- Lebenserwartung: In freier Wildbahn können Rehe etwa 8 bis 12 Jahre alt werden.
- Lebensraum: Rehe bevorzugen Waldränder, lichte Wälder und offene Wiesen. Sie sind Kulturfolger und leben sogar in der Nähe von menschlichen Siedlungen.
- Ernährung: Sie sind Pflanzenfresser und ernähren sich von Kräutern, Gräsern, Knospen und jungen Trieben.
Mythos und Wahrheit: Sind Rehe Hirsche?
Viele Menschen verwechseln Rehe mit Hirschen – kein Wunder, denn sie sind verwandt. Doch während der Rothirsch (Cervus elaphus) beeindruckend groß ist und mächtige Geweihe trägt, ist das Reh eine kleinere, zartere Art. Eine der auffälligsten Unterschiede liegt im Geweih:
- Das Geweih der Böcke: Rehböcke tragen ein kleines, spitzes Geweih, das jedes Jahr im Herbst abgeworfen wird. Es wächst bis zum Frühjahr wieder nach und erreicht meist drei Enden pro Stange, also sechs Spitzen insgesamt.
- Funktion des Geweihs: Es dient nicht nur als Statussymbol, sondern wird auch in Kämpfen mit anderen Böcken während der Paarungszeit (dem sogenannten "Fegen") eingesetzt.
Der Unterschied wird auch in der Lebensweise deutlich: Während Rothirsche in Rudeln leben, sind Rehe Einzelgänger oder bilden kleine Familiengruppen.
Der Lebenszyklus eines Rehs
Rehe durchlaufen im Laufe eines Jahres mehrere spannende Phasen, die eng mit den Jahreszeiten verknüpft sind:
Frühling: Der Nachwuchs wird geboren
Im Mai oder Juni bringen die Ricken ihre Kitze zur Welt. Meistens handelt es sich um Zwillinge. Die Kitze sind bei der Geburt nur etwa 1,5 kg schwer und von weißlichen Flecken übersät, die sie perfekt tarnen.
Sommer: Die Paarungszeit (Blattzeit)
Im Hochsommer, von Juli bis August, beginnt die Paarungszeit. Die Böcke kämpfen um die Gunst der Ricken, und du kannst manchmal das typische „Blatten“ hören – einen Laut, mit dem die Tiere miteinander kommunizieren.
Herbst: Vorbereitung auf den Winter
Im Herbst werfen die Böcke ihr Geweih ab und legen sich eine dickere Winterbehaarung zu. Auch die Nahrungsaufnahme ändert sich – statt saftiger Gräser stehen jetzt Rinde und Zweige auf dem Speiseplan.
Winter: Überleben im Verborgenen
Rehe sind im Winter sehr scheu und sparen Energie, indem sie weniger aktiv sind. Oft ziehen sie sich in den Wald zurück und ruhen, um den harten Bedingungen zu trotzen.
Der schmale Grat des Überlebens – Feinde und Gefahren
Rehe haben viele natürliche Feinde, darunter Füchse, Wölfe und Luchse. Doch der größte Feind ist der Mensch. Jedes Jahr sterben zahlreiche Rehe durch Verkehrsunfälle, besonders in der Dämmerung, wenn sie über Straßen wechseln. Auch die intensive Landwirtschaft und Zersiedelung ihres Lebensraumes stellen eine Bedrohung dar.
Wie schützen sie sich?
Rehe verlassen sich auf ihre Sinne. Ihr Gehör und Geruchssinn sind exzellent, und ihr Fell bietet perfekte Tarnung. Bei Gefahr flüchten sie in schnellen Sprüngen, sogenannten „Sätzen“, und erreichen dabei bis zu 60 km/h.
Ökologischer Wert: Warum Rehe so wichtig sind
Rehe spielen eine entscheidende Rolle im Ökosystem. Sie regulieren das Pflanzenwachstum, indem sie Kräuter und junge Triebe fressen. Gleichzeitig dienen sie als Beutetiere für größere Raubtiere wie den Wolf. Doch ein Überbestand kann problematisch sein, da Rehe dann junge Wälder übermäßig abweiden und so die Verjüngung beeinträchtigen.
Rehe in der Kultur und Mythologie
Rehe haben nicht nur biologisch, sondern auch kulturell eine besondere Bedeutung. Sie stehen für Sanftheit, Eleganz und Unschuld und sind in Märchen und Legenden oft Symbol für Reinheit. Ein bekanntes Beispiel ist Bambi aus dem gleichnamigen Film, der viele Menschen für den Schutz von Wildtieren sensibilisiert hat.
Spannende Fakten über Rehe
- Rehe können ihre Nahrung verdauen, indem sie diese wieder hochwürgen und erneut kauen – sie sind sogenannte Wiederkäuer.
- Ihre Augen sind so positioniert, dass sie einen Rundumblick von fast 300 Grad haben.
- Rehe kommunizieren über Duftdrüsen an ihren Läufen und Hinterteilen. Diese hinterlassen eine Spur, die anderen Rehen wichtige Informationen gibt.
Was kannst du tun, um Rehe zu schützen?
- Fahr vorsichtig: Besonders in der Dämmerung und an Waldgebieten solltest du achtsam fahren, um Wildunfälle zu vermeiden.
- Unterstütze den Naturschutz: Spende an Organisationen, die sich für den Schutz von Lebensräumen einsetzen.
- Verhalte dich rücksichtsvoll: Bleib beim Wandern auf den Wegen, damit du das Wild nicht unnötig aufscheuchst.
Ein Tier, das uns viel lehren kann
Das Reh ist weit mehr als nur ein hübsches Wildtier. Es ist ein Überlebenskünstler, ein Symbol für Sanftheit und ein wichtiger Bestandteil unserer Ökosysteme. Sein Leben ist geprägt von Herausforderungen, und dennoch findet es immer Wege, sich an die Veränderungen seiner Umwelt anzupassen.
Deine Meinung ist gefragt!
Hast du schon einmal ein Reh in freier Wildbahn gesehen? Was fasziniert dich besonders an diesen Tieren? Teile deine Erlebnisse und Gedanken gerne in den Kommentaren – ich freue mich darauf, von dir zu lesen!