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Myasthenia gravis

Myasthenia gravis ist eine Erkrankung, die die Übertragung von Signalen zwischen den Nerven und den Muskeln stört. Dies führt zu Muskelschwäche und Müdigkeit bei Hunden, die darunter leiden. Die Erkrankung kann angeboren oder erworben sein und verschiedene Muskeln im Körper betreffen.

Was ist Myasthenia gravis?

Myasthenia gravis bedeutet wörtlich "schwere Muskelschwäche". Die Erkrankung entsteht, wenn die Nervenenden nicht genug Acetylcholin freisetzen, eine chemische Substanz, die die Muskelkontraktion auslöst. Außerdem können Antikörper, die vom Immunsystem produziert werden, die Acetylcholinrezeptoren an den Muskelzellen blockieren oder zerstören. Dadurch wird die Kommunikation zwischen den Nerven und den Muskeln gestört und die Muskeln können nicht normal funktionieren.

Es gibt zwei Arten von Myasthenia gravis bei Hunden: angeboren und erworben.

Angeborene Myasthenia gravis

Angeborene Myasthenia gravis ist eine seltene Erbkrankheit, die bei einigen Rassen häufiger vorkommt, wie Dackel, Jack Russell Terrier, Samojeden, glatte Foxterrier und Springer Spaniels. Die Symptome treten normalerweise im Alter von sechs bis acht Wochen auf und umfassen generalisierte Muskelschwäche, Belastungsintoleranz, Kollaps und Atemnot. Die Erkrankung kann sich mit der Zeit verschlimmern und zu Tetraplegie und Tod führen. Es gibt keine Heilung für angeborene Myasthenia gravis, aber einige Hunde können sich spontan erholen oder mit einer symptomatischen Behandlung überleben.

Erworbene Myasthenia gravis

Erworbene Myasthenia gravis ist eine immunvermittelte Erkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Acetylcholinrezeptoren angreift und abbaut. Die Ursache für diese Reaktion ist nicht genau bekannt, aber es kann eine genetische Veranlagung oder eine Assoziation mit bestimmten Krebsarten wie Thymomen (Tumoren des Thymus) geben. Die Symptome können im Alter von einem bis vier Jahren oder neun bis 13 Jahren auftreten, sind aber selten bei Hunden in einem dazwischen liegenden Alter zu sehen. Zu den prädisponierten Rassen gehören Neufundländer, Akita, Deutsche Schäferhunde, Chihuahuas und einige Terrierrassen. Die Symptome können je nach betroffenen Muskeln variieren und umfassen:

  • Fokale Muskelschwäche: betrifft hauptsächlich die Pharynx-, Ösophagus- und Gesichtsmuskeln. Dies führt zu Problemen beim Schlucken, Sprechen, Sabbern und Würgen. Ein häufiges Zeichen ist Megaösophagus, eine Erweiterung der Speiseröhre, die zu Regurgitation und Aspirationspneumonie führen kann.
  • Generalisierte Muskelschwäche: betrifft mehrere Muskelgruppen im ganzen Körper. Dies führt zu Belastungsintoleranz, Schwäche oder Krämpfen der Gliedmaßen, Kollaps und Atemnot. Die Schwere der Symptome kann von mild bis schwer variieren und sich mit Ruhe verbessern oder verschlechtern.
  • Akute fulminante Myasthenia gravis: eine schwere Form der Erkrankung, die zu einer rasch fortschreitenden Tetraplegie (Lähmung aller vier Gliedmaßen), Ventroflexion des Halses (nach vorne gebeugter Hals), Blasenüberdehnung (aufgeblähte Blase) und Atemversagen führt.

Wie wird Myasthenia gravis diagnostiziert?

Die Diagnose von Myasthenia gravis basiert auf einer Kombination von Anamnese, klinischer Untersuchung, Bluttests und speziellen Tests zur Beurteilung der neuromuskulären Funktion. Zu diesen Tests gehören:

  • Tensilon-Test: Dies ist ein schneller und einfacher Test, bei dem dem Hund eine kleine Dosis eines Medikaments namens Edrophoniumchlorid (Tensilon) injiziert wird, das die Wirkung von Acetylcholin verstärkt. Wenn der Hund an Myasthenia gravis leidet, sollte sich seine Muskelschwäche innerhalb von Minuten verbessern. Der Test ist jedoch nicht immer zuverlässig und kann falsch positive oder falsch negative Ergebnisse liefern.
  • Antikörpertest: Dies ist ein Bluttest, der das Vorhandensein von Antikörpern gegen Acetylcholinrezeptoren misst. Ein hoher Antikörpertiter ist ein starker Hinweis auf erworbene Myasthenia gravis, aber ein normaler oder niedriger Titer schließt die Erkrankung nicht aus. Der Test ist nicht nützlich für angeborene Myasthenia gravis, da diese Hunde keine Antikörper produzieren.
  • Elektromyographie (EMG): Dies ist ein invasiver Test, bei dem eine Nadel in einen Muskel eingeführt wird, um die elektrische Aktivität zu messen. Bei Hunden mit Myasthenia gravis zeigt das EMG eine abnormale Abnahme der Muskelantwort auf wiederholte Nervenstimulation. Der Test erfordert eine Sedierung oder Anästhesie und kann schmerzhaft oder unangenehm sein.
  • Thorax-Röntgenaufnahme: Dies ist ein Bildgebungsverfahren, das verwendet wird, um den Zustand der Lunge und des Herzens zu beurteilen. Bei Hunden mit Myasthenia gravis kann eine Thorax-Röntgenaufnahme Anzeichen von Megaösophagus, Aspirationspneumonie oder Thymom zeigen.

Wie wird Myasthenia gravis behandelt?

Die Behandlung von Myasthenia gravis hängt von der Art, dem Schweregrad und den Komplikationen der Erkrankung ab. Die allgemeinen Ziele der Behandlung sind:

  • Verbesserung der neuromuskulären Funktion: Dies wird durch die Verabreichung von Medikamenten erreicht, die die Wirkung von Acetylcholin erhöhen oder die Produktion von Antikörpern reduzieren. Zu diesen Medikamenten gehören Pyridostigminbromid (Mestinon), Immunsuppressiva wie Prednison oder Azathioprin und Immunglobuline oder Plasmapherese (Blutreinigung).
  • Management von Megaösophagus: Dies erfordert eine spezielle Fütterungstechnik, bei der der Hund in einer aufrechten Position gefüttert wird, um das Risiko einer Regurgitation zu verringern. Außerdem sollte der Hund nach dem Fressen für einige Minuten in dieser Position bleiben, um die Schwerkraft zu nutzen, damit das Futter in den Magen gelangt. Die Futterart und -menge sollte ebenfalls angepasst werden, um eine leichtere Passage zu ermöglichen. Manche Hunde benötigen eine chirurgische Platzierung einer Magensonde zur Ernährung.
  • Behandlung von Aspirationspneumonie: Dies erfordert eine aggressive Antibiotikatherapie, Flüssigkeitstherapie und Sauerstofftherapie, um die Infektion und Entzündung der Lunge zu bekämpfen. In schweren Fällen kann eine mechanische Beatmung erforderlich sein.
  • Entfernung von Thymom: Dies erfordert eine chirurgische Resektion des Tumors aus der Brusthöhle. Die Entfernung des Thymoms kann die Symptome von Myasthenia gravis verbessern oder sogar heilen.

Die Prognose für Hunde mit Myasthenia gravis hängt von mehreren Faktoren ab, wie der Art der Erkrankung, dem Ansprechen auf die Behandlung, dem Vorhandensein von Komplikationen und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Hundes. Einige Hunde können sich vollständig erholen oder eine langfristige Remission erreichen, während andere chronisch betroffen bleiben oder an lebensbedrohlichen Komplikationen sterben können.

Wie kann man Myasthenia gravis vorbeugen?

Es gibt keine spezifischen Maßnahmen zur Vorbeugung von Myasthenia gravis bei Hunden.

 

Die Autoren gehen davon aus, dass bei Erkrankung eines Tieres ein Tierarzt aufgesucht werden sollte und Medikamente nur nach Absprache mit einem Arzt oder Apotheker eingenommen werden sollten. Nur eine individuelle Untersuchung kann zu einer Diagnose und Therapieentscheidung führen.

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