Zum Hauptinhalt springen

Zwischen Kaukasus und Kaspischem Meer: Aserbaidschan und seine Beziehung zu Hunden

Aserbaidschan – ein Land, das vielen vor allem durch Erdöl, Teppiche und seine atemberaubende Natur bekannt ist. Zwischen Europa und Asien gelegen, verbindet es orientalische Tradition mit moderner Entwicklung. Doch während sich Städte wie Baku mit futuristischer Architektur und wachsendem Tourismus rasant entwickeln, bleiben viele soziale Themen im Schatten – darunter auch der Umgang mit Tieren. Wenn du dich fragst, wie Hunde in Aserbaidschan leben und welche Rolle sie im Alltag der Menschen spielen, dann bist du hier genau richtig. Dieser Artikel nimmt dich mit auf eine ausführliche Reise in ein oft übersehenes Kapitel des Landes: die Welt der Hunde – zwischen Straßen und Wohnzimmern.

Aserbaidschan: Ein kurzer Überblick

Bevor wir uns auf die vier Pfoten konzentrieren, hier ein paar grundlegende Fakten über das Land:

  • Hauptstadt: Baku
  • Einwohnerzahl: ca. 10 Millionen
  • Fläche: rund 86.600 km²
  • Geografische Lage: Zwischen Russland, Georgien, Armenien, dem Iran und dem Kaspischen Meer
  • Sprache: Aserbaidschanisch
  • Religion: mehrheitlich muslimisch (säkular geprägt)
  • Staatsform: Republik

Die Landschaft Aserbaidschans ist unglaublich vielfältig: schneebedeckte Berge, heiße Halbwüsten, dichte Wälder und das kaspische Küstengebiet bieten Lebensraum für viele Tierarten – auch für Hunde. Doch nicht alle von ihnen haben ein Zuhause.

Straßenhunde in Aserbaidschan: Ein weitverbreitetes Bild

Wenn du durch die Straßen Bakus oder kleinerer Städte wie Ganja oder Sumqayıt schlenderst, wirst du schnell feststellen: Straßenhunde gehören zum Alltag. Besonders in ärmeren oder ländlichen Regionen sind sie oft in Gruppen unterwegs. Manche wirken zutraulich und fast schon domestiziert, andere wiederum meiden den Kontakt zu Menschen. Die Zahl der Streuner ist schwer zu beziffern, Schätzungen zufolge könnten es in Aserbaidschan mehrere zehntausend Hunde sein, die auf der Straße leben.

Warum gibt es so viele Straßenhunde?

Einige Ursachen liegen auf der Hand:

  • Unzureichende Kastrationsprogramme: Viele Besitzer lassen ihre Hunde nicht sterilisieren oder kastrieren, wodurch sich die Tiere unkontrolliert vermehren.
  • Weggeworfene Haustiere: In Zeiten wirtschaftlicher Krisen oder einfach aus Überforderung werden Hunde ausgesetzt – besonders häufig junge, nicht stubenreine oder kranke Tiere.
  • Fehlende Tierschutzgesetzgebung: Zwar existieren rechtliche Rahmenbedingungen, doch diese werden selten durchgesetzt. Ein effektives Tierschutzsystem fehlt.

Tierschutz in Aserbaidschan: Zwischen Fortschritt und Stillstand

Offiziell gibt es in Aserbaidschan Gesetze zum Schutz von Tieren. Diese sind aber oft sehr allgemein gehalten und bieten kaum konkrete Maßnahmen. Es gibt keine verpflichtenden Standards für Tierhaltung, keine landesweiten Impfpflichten für Haustiere und auch keine funktionierenden Kontrollsysteme gegen Tiermisshandlung oder illegale Zucht.

Tierheime und NGOs

In den letzten Jahren ist jedoch eine kleine, engagierte Tierschutzszene entstanden. Private Tierfreunde und kleine NGOs versuchen, mit Aufklärung, Futterstellen und Pflegestellen zu helfen. Besonders in Baku gibt es einige Einrichtungen, die sich um verletzte oder ausgesetzte Hunde kümmern – etwa das "Toplan Center", das 2019 gegründet wurde.

Das Zentrum hat es sich zur Aufgabe gemacht, Straßenhunde einzufangen, medizinisch zu versorgen, zu kastrieren und – wenn möglich – zu vermitteln. Die Realität sieht jedoch so aus, dass die Kapazitäten oft nicht ausreichen, um der großen Zahl an Tieren gerecht zu werden.

Wie stehen die Menschen zu Hunden?

Das Bild vom Hund in der aserbaidschanischen Gesellschaft ist ambivalent. In ländlichen Gebieten werden Hunde vor allem als Nutztiere gehalten – als Wachhunde auf Bauernhöfen oder als Hütehunde bei Schafherden. Rassen wie der Kangal oder der Kaukasische Schäferhund sind in diesen Regionen geschätzt.

In den Städten wächst das Interesse an Hunden als Haustieren – vor allem bei jungen, urbanen Menschen. Kleine Rassen wie der Zwergspitz oder der Yorkshire Terrier sind beliebt, weil sie in Stadtwohnungen leichter zu halten sind. Gleichzeitig gibt es noch viele Vorurteile gegenüber Hunden, besonders bei älteren Generationen oder streng religiösen Menschen, die Hunde als "unrein" empfinden.

Die dunkle Seite: Misshandlung und Tötung

Leider gibt es auch viele Berichte über Tierquälerei und gewaltsame Tötungen von Straßenhunden – vor allem durch städtische Behörden. In der Vergangenheit wurden in mehreren Städten systematische Vergiftungsaktionen bekannt, bei denen Hunde grausam getötet wurden, um das "Straßenbild zu säubern" – meist vor großen Events oder Staatsbesuchen.

Solche Maßnahmen stoßen international auf heftige Kritik. Auch innerhalb des Landes gibt es immer mehr Stimmen, die sich gegen diese Praktiken aussprechen – vor allem durch soziale Medien verbreiten sich Videos und Berichte über Missstände rasend schnell.

Perspektiven: Hoffnung für Aserbaidschans Hunde?

Es gibt positive Entwicklungen, wenn auch kleine:

  • Bildung und Aufklärung: Vor allem junge Menschen engagieren sich für Tierschutz, organisieren Spendenaktionen und machen auf Missstände aufmerksam.
  • Internationale Zusammenarbeit: Einige NGOs arbeiten mit Organisationen aus Europa zusammen, um Know-how und Ressourcen nach Aserbaidschan zu bringen.
  • Soziale Medien: Instagram, TikTok und Co. helfen dabei, Straßenhunden ein Gesicht zu geben – und manchmal auch ein neues Zuhause im In- oder Ausland.

Dennoch bleibt viel zu tun. Ohne staatliche Unterstützung, ein echtes Tierschutzgesetz und flächendeckende Kastrationsprogramme wird sich an der Situation der Straßenhunde nur langsam etwas ändern.

Zwischen Tradition, Wandel und Verantwortung

Aserbaidschan ist ein faszinierendes Land im Umbruch – nicht nur kulturell und wirtschaftlich, sondern auch im Umgang mit seinen Tieren. Hunde sind ein Teil dieses Wandels: Sie stehen sinnbildlich für den Spagat zwischen Vergangenheit und Moderne, zwischen altem Denken und neuen Chancen. Während viele Hunde noch immer auf der Straße leben und ums Überleben kämpfen, wächst gleichzeitig eine neue Generation von Menschen heran, die ihnen mit Mitgefühl und Verantwortung begegnet.

Es liegt an der Gesellschaft – und auch an politischer Führung –, ob sich die Situation der Hunde dauerhaft verbessert. Für echte Veränderung braucht es Bewusstsein, Bildung und Engagement. Und vielleicht auch ein wenig mehr Herz für die, die nicht für sich selbst sprechen können.

Was denkst du? 

Hast du schon einmal etwas über Straßenhunde in Aserbaidschan gehört? Oder vielleicht sogar Erfahrungen mit Tierschutz im Ausland gemacht? Schreib uns deine Meinung gern in die Kommentare!

Karte

Eine Darstellung von Aserbaidschan

Sprachen

Aserbaidschanisch

Nachbarländer

Armenien, Georgien, Iran, Russland, Türkei

Artikel über Aserbaidschan

Keine Nachrichten verfügbar.