Zwischen Tempeln, Teeständen und tierischen Schatten: Wie Hunde in Bangladesch leben
Wenn du an Bangladesch denkst, kommen dir vermutlich zuerst Bilder von Reisfeldern, farbenfrohen Saris, lautem Straßenleben und vielleicht dem mächtigen Ganges in den Sinn. Doch abseits von Touristenpfaden, Basaren und Moscheen lebt in Bangladesch auch eine große, oft übersehene Gemeinschaft auf vier Pfoten: Straßenhunde. In diesem Artikel bekommst du nicht nur einen Überblick über das faszinierende Land Bangladesch, sondern wir werfen auch einen ausführlichen Blick darauf, wie es um das Leben der Hunde dort steht – besonders jener, die kein Zuhause haben.
Bangladesch im Überblick – Ein Land voller Leben und Gegensätze
Bangladesch liegt in Südasien und grenzt an Indien, Myanmar und den Golf von Bengalen. Mit über 170 Millionen Einwohnern zählt es zu den bevölkerungsreichsten Ländern der Welt – bei einer Fläche, die etwa halb so groß ist wie Deutschland. Die Hauptstadt Dhaka ist eine der am dichtesten besiedelten Städte der Erde. Das Leben dort ist chaotisch, laut und voller Bewegung.
Die Bevölkerung ist mehrheitlich muslimisch, wobei auch Hindus, Buddhisten und Christen vertreten sind. Diese religiöse Vielfalt spielt auch eine Rolle, wenn es um den Umgang mit Tieren, insbesondere Hunden, geht.
Hunde in Bangladesch – Kein einfacher Platz für Vierbeiner
Kein „Haustierland“ im westlichen Sinne
In Bangladesch haben Hunde einen ganz anderen gesellschaftlichen Stellenwert als in Deutschland. Nur eine sehr kleine Mittelschicht hält Hunde als Haustiere – oft als Statussymbol oder zur Bewachung von Grundstücken. In vielen muslimischen Gemeinden gelten Hunde als unrein, was dazu führt, dass sie gemieden werden. Zwar gibt es religiöse Ausnahmen, zum Beispiel für Wachhunde oder Polizeihunde, doch Zuneigung oder Haustierhaltung wie du sie kennst, ist eher selten.
Die Realität der Straßenhunde
Viel präsenter als Familienhunde sind die sogenannten „Street Dogs“ – also Straßenhunde. Es wird geschätzt, dass allein in Dhaka über 50.000 Hunde auf der Straße leben. In ganz Bangladesch könnten es mehrere Hunderttausend sein. Diese Hunde leben meist in Gruppen, oft in der Nähe von Märkten, Restaurants oder Tempeln, wo sie auf Essensreste hoffen.
Ihr Alltag ist hart: Sie leiden unter Hunger, Krankheiten, Misshandlungen und Verkehrsunfällen. Impfungen, medizinische Versorgung oder regelmäßige Fütterung gibt es für sie so gut wie nie. Besonders in der Monsunzeit kämpfen viele Hunde mit Hautkrankheiten und Parasiten. Auch Staupe, Parvovirose und Tollwut sind weit verbreitet.
Mensch und Hund – Zwischen Duldung und Ablehnung
Ambivalente Beziehung
Trotz der kulturellen Distanz gibt es auch Menschen in Bangladesch, die sich für Straßenhunde einsetzen. Einige Familien füttern „ihre“ Hunde regelmäßig, ohne sie wirklich als Haustiere zu betrachten. Auch in buddhistischen und hinduistischen Gemeinden erfährst du häufiger Mitgefühl und Unterstützung für Tiere. Besonders in Tempelanlagen kann es vorkommen, dass Hunde geduldet oder sogar respektiert werden.
Doch auf der anderen Seite gibt es auch Ablehnung und Gewalt. Hunde gelten für viele als Schädlinge oder gar Gefahr – besonders wegen der Verbreitung von Tollwut. In der Vergangenheit wurden Hunde teilweise systematisch eingefangen und getötet, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen. Diese Praxis wurde international stark kritisiert.
Hoffnung am Horizont – Tierschutzprojekte in Bangladesch
NGOs und Aufklärungskampagnen
In den letzten Jahren tut sich langsam etwas: Verschiedene NGOs, wie zum Beispiel Obhoyaronno oder PAW Foundation, setzen sich für die Versorgung und den Schutz von Straßenhunden ein. Sie organisieren Impfkampagnen, Kastrationen und Aufklärungsarbeit in den Communities.
Obhoyaronno arbeitet unter anderem mit dem Stadtrat von Dhaka zusammen, um eine tierfreundlichere Strategie zur Kontrolle der Hundepopulation zu etablieren. Ihr Ansatz: Sterilisation statt Tötung. Eine Methode, die sich langfristig bewährt hat, wie zum Beispiel das Beispiel von Jaipur in Indien zeigt.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Aufklärung über Tollwut. In ländlichen Gegenden glauben viele Menschen noch, dass ein Hundebiss zwangsläufig tödlich endet. Impfstoffe sind dort oft nicht verfügbar oder schwer zugänglich. Durch Bildungsarbeit versuchen Organisationen, Ängste abzubauen und Wissen zu verbreiten.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Ein langer Weg
Trotz kleiner Fortschritte bleibt der Alltag für Hunde in Bangladesch hart. Es fehlt an staatlicher Unterstützung, Tierärzten, finanziellen Mitteln und einem gesellschaftlichen Bewusstsein für Tierschutz. Auch gesetzlich ist wenig geregelt – das Tierschutzgesetz von 1920 (!) ist veraltet und kaum durchsetzbar.
Doch die wachsende urbane Mittelschicht, junge Aktivisten und internationale Hilfe lassen hoffen. In Dhaka entstehen immer mehr kleine Tierkliniken, erste Tierheime und mobile Kastrationsteams. Langfristig könnte sich der Umgang mit Hunden verändern – zumindest in den Städten.
Was kannst du tun?
Auch wenn du selbst nicht vor Ort bist, kannst du etwas bewirken. Viele der genannten Organisationen freuen sich über Spenden oder Freiwilligenarbeit – auch virtuell. Indem du auf das Thema aufmerksam machst oder dich mit Tierschutz in anderen Ländern beschäftigst, trägst du zu einem globalen Bewusstsein bei.
Ein gespaltenes Verhältnis – aber nicht hoffnungslos
Hunde in Bangladesch leben meist unter schwierigen Bedingungen. Gesellschaftlich sind sie oft ausgegrenzt, medizinisch unterversorgt und täglich Gefahren ausgesetzt. Doch dank des Engagements von Einzelpersonen und Organisationen gibt es erste Lichtblicke. Veränderungen brauchen Zeit – aber sie sind möglich.
Wie siehst du das?
Würdest du einem Straßenhund in Bangladesch helfen wollen? Hast du selbst schon Erfahrungen mit Hunden im Ausland gemacht? Schreib deine Gedanken gern in die Kommentare!