Pfoten im Schatten des Voodoo: Das Leben der Hunde in Benin
Benin – ein schmales Land an der Westküste Afrikas, das zwischen Togo und Nigeria liegt – ist vielen vor allem durch seine historische Bedeutung als Wiege des Voodoo und als einstiger Teil des sogenannten "Sklavenküsten"-Handels bekannt. Heute ist Benin eine präsidiale Republik mit rund 13 Millionen Einwohnern (Stand 2023), die sich in einer spannenden Phase der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung befindet. Die Amtssprache ist Französisch, doch es gibt zahlreiche lokale Sprachen wie Fon, Yoruba oder Bariba, die genauso zum Alltag gehören wie das bunte Straßenleben. Die Hauptstadt Porto-Novo wirkt ruhig, während die wirtschaftliche Metropole Cotonou pulsiert – voller Mopeds, Märkte und Menschen. Inmitten dieses lebhaften Alltags spielt auch das Leben der Hunde eine besondere Rolle, wenn auch eine ganz andere als das, was wir aus Mitteleuropa kennen.
Hunde in Benin: Zwischen Freund, Wächter und Streuner
In Benin sind Hunde meist keine Haustiere im klassischen Sinn, wie du sie aus Deutschland kennst. Zwar gibt es auch Familien, die ihre Hunde als Begleiter halten, doch in den meisten Fällen erfüllen Hunde eher funktionale Aufgaben: Sie bewachen Haus und Hof, dienen als Frühwarnsystem gegen Eindringlinge und halten Wildtiere oder sogar Schlangen fern. Besonders in ländlichen Gebieten werden Hunde eher als Nutztier denn als Familienmitglied betrachtet.
Wenig emotionale Bindung
Der emotionale Bezug zu Hunden ist in Benin generell weniger ausgeprägt. Das hat einerseits mit der kulturellen Tradition zu tun, andererseits aber auch mit wirtschaftlichen Bedingungen. Viele Menschen in Benin leben unterhalb der Armutsgrenze und haben schlicht nicht die Mittel, sich um ein Haustier im europäischen Sinn zu kümmern. Futter, Impfungen, medizinische Versorgung – all das ist teuer und kaum zugänglich.
Das große Thema: Straßenhunde
Straßenhunde sind in Benin allgegenwärtig. Besonders in den Städten wie Cotonou, Abomey oder Parakou sieht man sie in fast jeder Straße. Diese Hunde leben ohne Besitzer, streifen durch Märkte, Müllhalden und Wohngebiete auf der Suche nach Nahrung. Viele von ihnen sind abgemagert, haben Verletzungen oder Krankheiten. Es ist keine Seltenheit, dass du einen Hund siehst, der humpelt, Milbenbefall hat oder offen Wunden trägt.
Warum gibt es so viele Straßenhunde?
Die Gründe sind vielfältig. Zum einen fehlt es an staatlichen Strukturen für Tierschutz oder Kastrationsprogramme. Es gibt kaum Tierheime oder Tierärzte, die sich um streunende Hunde kümmern. Zum anderen ist das Bewusstsein für Tierschutzthemen noch nicht stark ausgeprägt – was in einem Land mit großen sozialen Herausforderungen auch nicht verwundert.
Ein weiterer Faktor ist das Fehlen von Registrierungen oder Chip-Systemen. Hunde können sich unkontrolliert vermehren, und sobald ein Hund für seinen Besitzer zu viele Kosten oder Mühen verursacht, wird er nicht selten einfach ausgesetzt.
Zwischen Respekt und Furcht: Der kulturelle Umgang mit Hunden
In Benin sind Hunde nicht nur Tiere – sie haben auch symbolische Bedeutung. Besonders in Regionen, in denen der Voodoo-Glaube stark verwurzelt ist, spielen Tiere – auch Hunde – eine spirituelle Rolle. In bestimmten Ritualen gelten Hunde als Mittler zwischen den Welten oder als Opfergabe, was für europäische Augen sehr befremdlich wirken kann. Dabei darf man nicht vergessen: Voodoo ist in Benin eine anerkannte Religion und für viele Menschen eine wichtige Quelle spiritueller Kraft und Identität.
Hunde in der Religion und im Alltag
In traditionellen Zeremonien können Hunde geopfert oder in Rituale eingebunden werden – meist nicht aus Grausamkeit, sondern aus einem tiefen Glauben an ihre spirituelle Bedeutung. Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die Hunde respektieren oder sogar schützen, weil sie sie als Teil der Schöpfung sehen. Der Umgang mit Hunden ist also stark von individuellen, kulturellen und religiösen Vorstellungen geprägt.
Tierärztliche Versorgung und Tierschutzinitiativen
Veterinärmedizinische Versorgung ist in Benin nicht flächendeckend vorhanden. In größeren Städten gibt es einige Tierärzte, aber selbst dort sind Impfstoffe, Medikamente oder chirurgische Eingriffe teuer und oft nur eingeschränkt verfügbar. Impfungen gegen Tollwut sind selten, obwohl die Krankheit in Westafrika nach wie vor ein ernstes Problem ist – nicht nur für Hunde, sondern auch für Menschen.
Kleine Schritte in die richtige Richtung
In den letzten Jahren haben einige internationale Tierschutzorganisationen begonnen, sich in Benin zu engagieren. Es gibt Kastrationskampagnen, Aufklärung in Schulen und mobile Tierarztstationen, die in ländliche Regionen fahren. Doch das ist oft nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ohne langfristige staatliche Unterstützung und ein gestärktes Bewusstsein für Tierschutzthemen bleibt die Lage angespannt.
Deine Perspektive: Was können wir daraus lernen?
Wenn du das Leben von Hunden in Benin mit dem in Deutschland vergleichst, wird dir schnell bewusst, wie verschieden der Umgang mit Tieren weltweit ist. In Deutschland sind Hunde oft vollwertige Familienmitglieder – mit Versicherung, Gesundheitsvorsorge und Sozialkontakten im Hundepark. In Benin kämpfen viele Hunde ums Überleben. Trotzdem zeigt sich auch dort: Hunde sind anpassungsfähig, zäh und suchen die Nähe des Menschen – selbst wenn dieser sie oft nur am Rand wahrnimmt.
Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass auch viele Menschen in Benin in schwierigen Verhältnissen leben. Der Schutz von Tieren hängt oft mit dem Schutz von Menschen zusammen. Wer sich um das Wohl der Tiere sorgt, sollte auch den sozialen Kontext nicht aus den Augen verlieren.
Hast du selbst Erfahrungen mit Straßenhunden im Ausland gemacht?
Wie siehst du den Umgang mit Hunden in anderen Kulturen? Hast du in Benin oder einem ähnlichen Land vielleicht selbst etwas erlebt, das dich bewegt hat? Teile deine Meinung und Erfahrungen gerne in den Kommentaren – ich bin gespannt auf deine Sichtweise!
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