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Bhutan zwischen Himmel und Hund – Wie ein kleines Königreich mit seinen Straßenhunden lebt

Bhutan – das „Land des Donnerdrachens“ – liegt versteckt in den majestätischen Höhen des östlichen Himalayas, eingerahmt von Indien im Süden und Tibet im Norden. Bekannt ist das kleine Königreich nicht nur für seine atemberaubende Natur, seine buddhistische Kultur und das Konzept des „Bruttonationalglücks“, sondern auch für einen sehr speziellen Umgang mit seinen tierischen Bewohnern – besonders mit Hunden. Wenn du dich fragst, wie ein Land, das so viel Wert auf Spiritualität und Harmonie legt, mit den vielen Straßenhunden umgeht, wirst du hier einige überraschende und inspirierende Einblicke bekommen.

Bhutan – Ein kurzer Blick auf das Land der Zufriedenheit

Bhutan ist mit etwa 800.000 Einwohnern eines der kleineren Länder Asiens und verfolgt einen besonderen Weg: Statt wirtschaftlichem Wachstum steht das Glück der Bevölkerung im Mittelpunkt der Staatsphilosophie. Das sogenannte Bruttonationalglück (Gross National Happiness) ist ein Indikator, der Bereiche wie Umweltschutz, Kulturpflege und spirituelles Wohlbefinden stärker gewichtet als das Bruttoinlandsprodukt.

Durch diese ganzheitliche Sichtweise ist auch der Umgang mit Tieren – vor allem mit Hunden – tief in der bhutanischen Gesellschaft und im Glauben verankert. In einem Land, in dem der Buddhismus das tägliche Leben prägt, gilt jedes Leben als schützenswert. Und genau hier beginnt die besondere Geschichte der Hunde in Bhutan.

Die Realität auf vier Pfoten: Straßenhunde in Bhutan

Wenn du durch die Straßen der Hauptstadt Thimphu oder anderer Städte wie Paro oder Punakha spazierst, wirst du sehr schnell auf viele Hunde treffen. Oft liegen sie ruhig zusammengerollt auf Bürgersteigen, vor Tempeln oder in Parkanlagen. Laut Schätzungen leben in Bhutan über 70.000 Straßenhunde, wobei genaue Zahlen schwer zu erfassen sind.

Diese Hunde gehören oft niemandem direkt, aber sie werden auch nicht gejagt oder vertrieben. Viele Menschen füttern sie, sprechen mit ihnen oder lassen sie einfach in Ruhe. Ein bellender Hund, der nachts die Stadt beschallt, ist hier eher ein akzeptierter Teil des Alltags als ein Problem, das es zu lösen gilt.

Spirituelle Wurzeln: Warum Hunde in Bhutan nicht getötet werden

Der Hauptgrund für den vergleichsweise friedlichen Umgang mit Straßenhunden liegt im tibetischen Buddhismus, der in Bhutan die dominierende Religion ist. Der Glaube an Wiedergeburt und Karma macht es für viele Bhutaner undenkbar, einem Tier bewusst zu schaden.

Das Töten eines Tieres, ganz gleich wie „nervig“ oder „problematisch“ es aus menschlicher Sicht sein mag, gilt als karmisch negativ. Wer einem Hund schadet, riskiert im nächsten Leben, selbst als leidendes Tier wiedergeboren zu werden. Diese tiefe Überzeugung prägt auch den politischen Umgang mit dem Thema.

Das Problem erkennen, ohne zu verstoßen: Bhutans nationale Hundepolitik

Trotz aller Toleranz ist klar: Eine große Zahl an streunenden Hunden bringt auch Herausforderungen mit sich – etwa hygienische Probleme, Lärmbelästigung oder die Gefahr von Tollwut. In Bhutan gibt es daher seit vielen Jahren nationale Programme, um diese Problematik zu lösen – ohne Gewalt, Tötung oder Massenentsorgung, wie es leider in vielen anderen Ländern oft geschieht.

National Dog Population Management and Rabies Control Project

Dieses Programm, das unter anderem vom bhutanischen Gesundheitsministerium gemeinsam mit internationalen Tierschutzorganisationen wie der Humane Society International (HSI) durchgeführt wird, setzt auf eine humane und nachhaltige Strategie:

  • Einfangen, Kastrieren/Sterilisieren, Impfen und Zurückbringen: Hunde werden eingefangen, kastriert oder sterilisiert, gegen Tollwut geimpft und wieder an ihrem ursprünglichen Ort freigelassen.
  • Öffentlichkeitsarbeit: Menschen werden über den verantwortungsvollen Umgang mit Tieren aufgeklärt.
  • Förderung von Adoptionen: Immer mehr Bhutaner nehmen ehemalige Straßenhunde bei sich auf, auch wenn das Konzept eines „Haustiers“ in Bhutan noch relativ jung ist.

Durch dieses Vorgehen konnten bereits Zehntausende Hunde kastriert und geimpft werden – ein großer Erfolg für den Tierschutz, der aber langfristig weitergeführt werden muss.

Ein Land der Harmonie – auch für Tiere?

Trotz dieser bewundernswerten Ansätze ist das Leben als Straßenhund in Bhutan nicht immer idyllisch. Die Tiere sind oft Wind und Wetter ausgesetzt, leiden unter Parasiten, Unterernährung oder Krankheiten. Viele Straßenhunde leben in Rudeln und versuchen, sich ihren Platz zu sichern – ganz ohne menschliche Fürsorge.

Doch es gibt Hoffnung: In vielen Städten Bhutans finden sich frei zugängliche Futterstellen, Tierkliniken bieten kostenlose Behandlungen an, und buddhistische Klöster übernehmen die Verantwortung für Hunde, die sich in ihre Nähe begeben. Mönche füttern, pflegen und segnen die Tiere – nicht selten sieht man Gruppen von Hunden friedlich im Hof eines Klosters schlafen, während im Hintergrund Gebetsmühlen klappern.

Was du aus Bhutan lernen kannst

Bhutan zeigt eindrucksvoll, dass es auch andere Wege gibt, mit dem Thema Straßenhunde umzugehen – Wege, die auf Respekt, Mitgefühl und langfristige Strategien setzen. Dabei ist das Land keineswegs naiv oder weltfremd: Die Behörden wissen um die Herausforderungen, aber sie setzen bewusst nicht auf kurzfristige oder gewaltsame Maßnahmen.

Die Kombination aus religiöser Überzeugung, staatlichem Engagement und wachsender Sensibilisierung der Bevölkerung zeigt, dass ein respektvoller Umgang mit Straßenhunden durchaus möglich ist – auch wenn es Zeit und Geduld erfordert.

Ein inspirierender Umgang mit Vierbeinern

Bhutan ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie tief verwurzelte spirituelle Werte ein ganzes Land prägen können – auch im Umgang mit Hunden. Es ist ein Ort, an dem Straßenhunde nicht einfach als Problem gesehen werden, sondern als Teil des gesellschaftlichen und spirituellen Lebens.

Natürlich ist nicht alles perfekt, und auch Bhutan steht vor großen Herausforderungen, wenn es um Tierschutz, Gesundheit und Infrastruktur geht. Doch der Wille, diese Herausforderungen friedlich, nachhaltig und mit Herz anzugehen, macht das Land zu einem einzigartigen Vorbild für viele andere Regionen der Welt.

Was meinst du?

Wie empfindest du den Umgang Bhutans mit seinen Straßenhunden? Findest du, dass auch andere Länder mehr auf Mitgefühl und langfristige Lösungen setzen sollten? Schreib deine Gedanken gerne unten in die Kommentare – ich bin gespannt auf deine Meinung!

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Sprachen

Dzongkha

Nachbarländer

China, Indien

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