Zwischen Bergen, Geschichte und Straßenhunden: Wie Bosnien und Herzegowina mit seinen Vierbeinern lebt
Bosnien und Herzegowina – ein kleines Land auf dem Balkan mit einer bewegten Geschichte, atemberaubenden Landschaften und einer tiefen kulturellen Vielfalt. Vielleicht hast du schon mal von Sarajevo gehört, der Hauptstadt, die als Schnittpunkt von Orient und Okzident gilt. Oder du kennst die berühmte Brücke von Mostar. Doch wusstest du auch, dass dieses Land ein ernsthaftes Problem mit Straßenhunden hat? In diesem Artikel nehmen wir dich mit auf eine Reise durch Bosnien und Herzegowina – mit dem Fokus auf seine Beziehung zu Hunden, vor allem denen, die auf der Straße leben müssen.
Ein kurzer Blick auf das Land
Bosnien und Herzegowina liegt im Südosten Europas und grenzt unter anderem an Kroatien, Serbien und Montenegro. Es ist ein Binnenland mit einem kleinen Zugang zur Adria (nur ca. 20 km Küste) und ist bekannt für seine Flüsse, Berge und dichte Wälder. Das Land hat etwa 3,2 Millionen Einwohner (Stand 2024) und besteht aus zwei Entitäten: der Föderation Bosnien und Herzegowina und der Republika Srpska – dazu kommt noch der Distrikt Brčko.
In Bosnien leben Menschen verschiedenster ethnischer und religiöser Zugehörigkeit: Bosniaken (meist muslimisch), Kroaten (katholisch) und Serben (orthodox). Diese Vielfalt spiegelt sich auch in der Kultur wider, aber sie sorgt auch für politische Spannungen, die sich unter anderem negativ auf das Tierwohl im Land auswirken.
Hunde in Bosnien – geliebt, geduldet, vergessen?
Wenn du durch bosnische Städte oder Dörfer reist, wirst du relativ schnell bemerken: Hunde sind allgegenwärtig. Vor allem Straßenhunde. Sie liegen auf Bürgersteigen, warten vor Supermärkten oder streifen durch Parks. Oft sind sie erstaunlich freundlich, fast zutraulich – aber das bedeutet nicht, dass es ihnen gut geht.
Haustiere mit wenig Rechten
Hunde als Haustiere gibt es natürlich auch in Bosnien, allerdings ist das Bewusstsein für Tierschutz – vor allem im Vergleich zu Deutschland – deutlich weniger verbreitet. Tierarztkosten sind für viele unerschwinglich, und Impfungen oder Kastrationen gehören nicht zur Selbstverständlichkeit. Auch das Chippen und Registrieren ist zwar gesetzlich vorgeschrieben, wird aber selten kontrolliert. Viele Hunde werden einfach draußen gehalten oder fristen ihr Dasein angekettet im Hof.
Das Straßenhundeproblem
Schätzungen zufolge leben zehntausende streunende Hunde auf den Straßen von Sarajevo, Mostar, Banja Luka und anderen Städten. Besonders sichtbar ist das Problem in der Hauptstadt Sarajevo, wo man Hunde in Rudeln beobachten kann, die in Müllcontainern nach Futter suchen. Viele dieser Hunde wurden ursprünglich ausgesetzt – etwa weil sie nicht mehr gewollt waren oder sich die Halter nicht mehr kümmern konnten.
Ein großes Problem stellt die mangelnde Kastration dar. Zwar gibt es Kastrationsprogramme – teilweise durch internationale Tierschutzorganisationen unterstützt – aber diese sind oft nicht flächendeckend, langfristig oder nachhaltig genug. Solange nicht konsequent kastriert wird, pflanzen sich Straßenhunde unkontrolliert fort.
Tierschutz in Bosnien: Zwischen Gesetz und Wirklichkeit
Bosnien hat tatsächlich ein Tierschutzgesetz – das sogenannte Tierschutzgesetz von 2009. Dieses schreibt unter anderem vor, dass Hunde nicht ausgesetzt werden dürfen, dass alle Haustiere artgerecht zu halten sind, und dass Gemeinden sich um die Kontrolle der Straßenhunde kümmern müssen. Auf dem Papier klingt das gut.
Realität: Kaum Kontrolle, wenig Umsetzung
In der Praxis scheitert die Umsetzung oft an Geld, politischem Willen und fehlender Koordination. Viele Kommunen haben keine funktionierenden Tierheime oder lassen Hunde einfach sich selbst überlassen. Teilweise wurden in der Vergangenheit sogar grausame Maßnahmen gegen Straßenhunde ergriffen, etwa durch illegale Tötungen oder Vergiftungen – obwohl das gesetzlich verboten ist.
Einige Gemeinden setzen auf sogenannte "no kill"-Strategien, bei denen Hunde nach der Kastration und Impfung wieder auf die Straße zurückgebracht werden. Doch ohne ausreichende Nachsorge (Futterstellen, medizinische Betreuung, Überwachung) bleibt das Problem bestehen.
Internationale Hilfe und lokale Helden
Zum Glück gibt es engagierte Tierschützer – sowohl innerhalb Bosniens als auch aus dem Ausland. Zahlreiche NGOs, vor allem aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden, unterstützen bosnische Tierschützer finanziell oder mit Sachspenden.
Beispiele für aktive Organisationen:
- Streunerglück e.V. (Deutschland): Unterstützt ein Netzwerk an Pflegestellen in Bosnien, organisiert Kastrationsaktionen und vermittelt Hunde nach Deutschland.
- Hope VMS – Bosnia Animal Foundation: Arbeitet mit lokalen Tierheimen in Prnjavor und anderen Städten.
- Saving Suffering Souls: Engagiert sich vor allem in Sarajevo, bringt Hunde in Sicherheit und sucht Adoptanten in Westeuropa.
Diese Initiativen stoßen jedoch oft an ihre Grenzen. Es fehlt an Platz, Futter, medizinischer Versorgung – und manchmal schlicht an rechtlichem Rückhalt.
Der Alltag der Straßenhunde
Wie lebt ein Straßenhund in Bosnien? Oft beginnt der Tag mit der Suche nach Nahrung – in Müllcontainern, auf Märkten oder bei Menschen, die vielleicht einen Happen Brot geben. Viele Hunde haben sich an das Leben in der Stadt angepasst, kennen die besten Schlafplätze und sogar Ampelphasen. Andere leben eher zurückgezogen, in Wäldern oder auf Industriebrachen.
Doch das Leben auf der Straße ist hart: Hunger, Kälte, Krankheiten und die Gefahr durch den Straßenverkehr oder aggressive Menschen gehören zum Alltag. Besonders schlimm wird es im Winter, wenn Schnee und Minustemperaturen über Wochen anhalten. Viele Hunde sterben dann still und unbemerkt.
Wie kannst du helfen?
Wenn dir das Schicksal der bosnischen Straßenhunde nahegeht, kannst du auf verschiedenen Wegen helfen:
- Adoption: Viele bosnische Hunde suchen ein Zuhause in Deutschland. Sie sind oft sehr sozial, da sie den Kontakt mit Menschen gewöhnt sind.
- Spenden: Tierschutzorganisationen sind auf finanzielle Hilfe angewiesen, um Futter, Impfstoffe und medizinische Versorgung zu gewährleisten.
- Teilen & Informieren: Auch das Verbreiten von Informationen hilft, Aufmerksamkeit zu schaffen – ob in sozialen Medien oder im Gespräch mit Freunden.
Ein Land im Umbruch – auch beim Tierschutz
Bosnien und Herzegowina ist ein faszinierendes Land mit großem kulturellen Reichtum – aber auch mit vielen Herausforderungen, gerade im Bereich Tierschutz. Der Umgang mit Hunden ist geprägt von Widersprüchen: Es gibt Liebe und Mitgefühl, aber auch Ignoranz und Überforderung. Der Wandel ist möglich – aber er braucht Zeit, Engagement und vor allem Aufklärung.
Wie siehst du das? Hast du selbst schon Erfahrungen mit Straßenhunden in Bosnien gemacht oder vielleicht sogar einen Hund von dort adoptiert? Erzähl uns davon in den Kommentaren!
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