Zum Hauptinhalt springen

Straßenhunde in Bosnien und Herzegowina: Realität, Herausforderungen und Hoffnung

In vielen Teilen Europas hat sich der Umgang mit Straßenhunden in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Doch in Ländern wie Bosnien und Herzegowina bleibt die Situation schwierig – für die Tiere ebenso wie für die Menschen, die mit ihnen leben oder sich um sie kümmern wollen. Wenn du dich für Tierschutz interessierst oder vielleicht selbst einmal mit einem Straßenhund aus Bosnien zu tun hattest, dann wirst du in diesem Artikel viel über die Hintergründe, Probleme und auch die kleinen Fortschritte erfahren.

Ein wachsendes Problem: Wie viele Straßenhunde gibt es in Bosnien und Herzegowina?

Genaue Zahlen gibt es nicht, denn offizielle Statistiken fehlen oder sind veraltet. Schätzungen zufolge leben aber in Bosnien und Herzegowina mehrere zehntausend Hunde auf der Straße. Vor allem in städtischen Gebieten wie Sarajevo, Mostar, Banja Luka oder Tuzla trifft man täglich auf große Gruppen herrenloser Hunde.

Die Ursachen dafür sind vielfältig: mangelnde Aufklärung, fehlende Kastrationsprogramme, Armut und politische Instabilität tragen alle dazu bei, dass die Zahl der Straßenhunde kaum unter Kontrolle zu bringen ist. Viele Hunde stammen ursprünglich aus Privathaushalten, wurden aber ausgesetzt, weil ihre Halter sich die Versorgung nicht mehr leisten konnten oder schlicht kein Interesse mehr hatten.

Gesetzliche Lage: Tierschutz nur auf dem Papier?

Bosnien und Herzegowina hat seit 2009 ein Tierschutzgesetz, das eigentlich dem EU-Standard entsprechen soll. Dort ist unter anderem geregelt:

  • dass es verboten ist, Tiere zu misshandeln oder zu töten,
  • dass Straßenhunde eingefangen, kastriert, geimpft und wieder freigelassen werden sollen (das sogenannte „Catch-Neuter-Release“-Verfahren, kurz CNR),
  • dass Tierquälerei strafbar ist.

Die Realität sieht leider oft ganz anders aus. Viele Gemeinden setzen das Gesetz nicht um oder ignorieren es vollständig. Statt flächendeckender Kastrationsprogramme werden Hunde eingefangen und teilweise inoffiziell oder illegal getötet. In manchen Regionen gibt es Berichte über grausame Methoden, wie Hunde vergiftet oder erschossen werden – obwohl das klar gegen das Gesetz verstößt.

Die Durchsetzung des Gesetzes scheitert an verschiedenen Faktoren: fehlendes Budget, Korruption, mangelndes Personal in den Veterinärämtern und ein generell schwach ausgeprägtes Bewusstsein für Tierrechte in weiten Teilen der Bevölkerung.

Tierheime: Überfüllt, unterfinanziert, überfordert

In Bosnien und Herzegowina gibt es zwar Tierheime, sowohl staatliche als auch private. Doch die Zustände sind meist alles andere als tiergerecht. Viele dieser Einrichtungen sind völlig überfüllt. Es fehlt an Platz, Futter, Medikamenten und Personal.

Einige staatliche Tierheime gelten eher als Verwahrstationen denn als Auffanglager mit dem Ziel, Hunde zu vermitteln oder ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. In manchen Fällen kommen dort mehr Hunde an, als je wieder herausvermittelt werden – ein Kreislauf aus Hoffnungslosigkeit und Elend.

Private Initiativen, meist von engagierten Einzelpersonen oder kleinen Vereinen getragen, versuchen oft mit begrenzten Mitteln zu helfen. Viele dieser Helfer arbeiten rund um die Uhr, investieren ihr eigenes Geld und stoßen trotzdem schnell an ihre Grenzen. Es fehlt an öffentlicher Unterstützung, an tierärztlicher Versorgung und an langfristigen Lösungen.

Ein Beispiel: Das Tierheim Gladno Polje bei Sarajevo wurde in der Vergangenheit immer wieder von Tierschützern kritisiert, weil dort Hunde unter katastrophalen Bedingungen untergebracht waren – ohne ausreichenden Schutz vor Kälte, ohne regelmäßige Fütterung, ohne medizinische Betreuung. Obwohl sich die Situation in einzelnen Heimen verbessert hat, sind solche Zustände kein Einzelfall.

Warum das „Catch-Neuter-Release“-Modell (CNR) nicht funktioniert

Die theoretisch gesetzlich vorgeschriebene Praxis, Straßenhunde einzufangen, zu kastrieren und wieder freizulassen, wäre langfristig der nachhaltigste Weg, die Population zu kontrollieren. Studien zeigen, dass gut umgesetzte CNR-Programme zu einem drastischen Rückgang der Straßenhunde führen können – sofern sie konsequent und flächendeckend angewendet werden.

In Bosnien und Herzegowina jedoch hapert es an der Umsetzung. Es gibt zu wenige mobile Tierärzte oder Kastrationskliniken, die logistische Organisation ist mangelhaft und viele Gemeinden weigern sich schlichtweg, in ein dauerhaft funktionierendes System zu investieren.

Zusätzlich fehlen oft die Aufklärung und die Akzeptanz in der Bevölkerung. Einige Menschen lehnen das Freilassen kastrierter Hunde ab, weil sie Hunde generell als Bedrohung empfinden. Andere sehen keinen Sinn darin, Geld für „wertlose Tiere“ auszugeben – eine Einstellung, die tief in der Gesellschaft verankert ist und sich nur langsam verändert.

Internationale Hilfe und lokale Hoffnungsträger

Trotz all dieser Herausforderungen gibt es Hoffnung. Viele internationale Tierschutzorganisationen sind in Bosnien aktiv – darunter Organisationen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz oder Großbritannien. Sie organisieren Kastrationskampagnen, vermitteln Hunde ins Ausland und unterstützen lokale Helfer mit Spenden, Material oder Fachwissen.

Ein Beispiel ist der Verein „Streunerglück“ aus Deutschland, der regelmäßig Hunde aus Bosnien nach Deutschland vermittelt und gleichzeitig vor Ort Kastrationen finanziert. Auch kleinere bosnische Organisationen wie „Saving Suffering Souls“ oder „Prijatelji Životinja“ leisten wertvolle Arbeit, oft unter schwierigsten Bedingungen.

Darüber hinaus gibt es in der jüngeren Generation Bosniens ein wachsendes Bewusstsein für den Tierschutz. Immer mehr junge Menschen engagieren sich ehrenamtlich, betreiben Social-Media-Kanäle, organisieren Spendenaktionen oder helfen bei Kastrationskampagnen. Dieser Wandel kommt zwar langsam – aber er kommt.

Was müsste sich ändern?

Damit sich die Situation der Straßenhunde in Bosnien und Herzegowina dauerhaft verbessert, müssten mehrere Dinge gleichzeitig passieren:

  1. Kastrationsprogramme müssen konsequent und flächendeckend umgesetzt werden.
  2. Das bestehende Tierschutzgesetz muss endlich durchgesetzt werden – mit klaren Strafen für Verstöße.
  3. Die Bevölkerung muss stärker über Tierhaltung, Verantwortung und die Vorteile von CNR informiert werden.
  4. Tierheime brauchen mehr staatliche Unterstützung, bessere Standards und Kontrollen.
  5. Internationale Hilfe sollte gezielter und langfristiger erfolgen, nicht nur punktuell.

Dein Beitrag: Was kannst du tun?

Wenn du helfen willst, gibt es viele Möglichkeiten – selbst wenn du nicht vor Ort bist. Du kannst seriöse Tierschutzvereine mit Spenden unterstützen, selbst einen Hund aus Bosnien adoptieren oder Pflegehund aufnehmen, über das Thema aufklären oder mithelfen, Transportfahrten zu organisieren. Auch das Teilen von Beiträgen auf Social Media kann einen Unterschied machen.


Was denkst du über die Situation der Straßenhunde in Bosnien und Herzegowina? Hast du selbst Erfahrungen gemacht oder kennst du vielleicht jemanden, der einen Hund von dort adoptiert hat? Schreib’s gerne in die Kommentare – ich bin gespannt auf deine Meinung!

Karte

Eine Darstellung von Bosnien und Herzegowina

Sprachen

Bosnisch, Kroatisch, Serbisch

Nachbarländer

Kroatien, Montenegro, Serbien

Artikel über Bosnien und Herzegowina

Keine Nachrichten verfügbar.