Vier Pfoten in der Wüste: Wie Hunde in den GCC-Staaten leben
Die Golfstaaten, offiziell als GCC-Staaten bekannt (Gulf Cooperation Council), bestehen aus sechs Ländern: Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate (VAE), Katar, Kuwait, Bahrain und Oman. Diese Region ist bekannt für Ölreichtum, glitzernde Städte wie Dubai und Doha, luxuriösen Lebensstil – aber auch für extreme Hitze, weite Wüsten und einen kulturell oft anderen Umgang mit Haustieren als in Europa. Während Hunde in Deutschland längst als vollwertige Familienmitglieder gelten, ist ihr Status in den Golfstaaten sehr viel komplexer. In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick auf die Lebensrealität von Hunden in diesen Ländern, auf kulturelle Besonderheiten, gesetzliche Rahmenbedingungen und auch darauf, wie viele Vierbeiner dort ohne Zuhause auf der Straße leben müssen.
Die GCC-Staaten im Überblick
Bevor wir uns mit dem Umgang mit Hunden beschäftigen, hier ein kurzer Blick auf die wichtigsten Merkmale der sechs Mitgliedsstaaten:
Staat | Hauptstadt | Bevölkerung (ca.) | Religion (mehrheitlich) | Klima |
---|---|---|---|---|
Saudi-Arabien | Riad | 36 Mio. | Islam (sunnitisch/wahhabitisch) | Extrem heiß, trocken |
VAE | Abu Dhabi | 10 Mio. (nur 1 Mio. Staatsbürger) | Islam | Wüstenklima |
Katar | Doha | 3 Mio. | Islam | Heiß, feucht am Golf |
Kuwait | Kuwait-Stadt | 4,5 Mio. | Islam | Heiß, trocken |
Bahrain | Manama | 1,5 Mio. | Islam | Heiß, feucht |
Oman | Maskat | 5 Mio. | Islam (ibaditisch) | Heiß, gebirgig im Osten |
Hundeleben unter der Wüstensonne: Kulturelle Sichtweisen
In der islamischen Tradition gelten Hunde als rituell unrein. Zwar sind sie als Lebewesen nicht per se negativ behaftet – im Koran werden Hunde sogar erwähnt, z. B. im Zusammenhang mit Jägern oder in der Höhle von Al-Kahf – aber der direkte Kontakt mit ihnen gilt im religiösen Alltag vieler Menschen als problematisch, besonders wenn es um das Gebet oder das Betreten des Hauses geht.
Das führt in vielen GCC-Staaten dazu, dass Hunde vor allem außerhalb des Hauses gehalten werden – wenn überhaupt. Während Katzen oft willkommen sind, gelten Hunde vielerorts als Nutztiere (z. B. zum Schutz von Haus und Hof) oder als Statussymbole. In wohlhabenden Kreisen – besonders in den VAE – sieht man immer häufiger kleine Modehündchen in Designertragetaschen. Doch das ist eher die Ausnahme als die Regel.
Straßenhunde: Eine Realität in den Schatten
Trotz des strengen Klimas und der gesellschaftlichen Ablehnung gibt es in den GCC-Staaten zahlreiche Straßenhunde. Besonders in den Randzonen großer Städte wie Riad, Kuwait-Stadt oder Maskat leben viele dieser Tiere unter extrem harten Bedingungen.
Warum gibt es so viele Straßenhunde?
- Ausgesetzte Haustiere: Gerade in den wohlhabenderen Ländern werden Hunde manchmal angeschafft, ohne sich der Verantwortung bewusst zu sein. Wenn sie nicht mehr "passen", werden sie einfach ausgesetzt.
- Mangel an Kastration: In vielen Regionen fehlt es an flächendeckenden Kastrationsprogrammen. Das führt zu unkontrollierter Vermehrung von Straßenhunden.
- Importe und illegale Zuchten: Hunde werden teilweise illegal ins Land gebracht oder unter schlechten Bedingungen gezüchtet und dann nicht verkauft – und landen auf der Straße.
- Schwaches Tierschutzbewusstsein: Zwar gibt es gesetzliche Rahmenbedingungen, aber oft werden sie nicht ausreichend durchgesetzt oder kontrolliert.
Der rechtliche Rahmen: Tierschutz und Einschränkungen
Die Gesetzeslage unterscheidet sich von Staat zu Staat, doch einige Gemeinsamkeiten gibt es:
- Hundehaltung ist oft stark reguliert: In vielen GCC-Staaten darf man nicht jede Rasse halten. Listenhunde wie Pitbulls oder Rottweiler sind in mehreren Ländern verboten.
- Importrestriktionen: Für Touristen oder Auswanderer mit Hunden kann es sehr kompliziert werden, den Vierbeiner mitzunehmen. Impfnachweise, Gesundheitszertifikate und teilweise Quarantäne sind Standard.
- Tierschutzgesetze existieren, werden aber selten durchgesetzt: Viele Länder haben mittlerweile Gesetze gegen Tierquälerei, doch deren Umsetzung ist lückenhaft.
- Verbotene Spaziergänge: In Kuwait ist es z. B. offiziell verboten, Hunde an öffentlichen Stränden oder Parks auszuführen. Auch in Saudi-Arabien gibt es Beschränkungen, vor allem im religiös konservativen Umfeld.
Lichtblicke: Tierschützer im Einsatz
Trotz all dieser Herausforderungen gibt es viele engagierte Menschen in den GCC-Staaten, die sich für Hunde einsetzen. Besonders hervorzuheben sind die vielen private Tierschutzorganisationen, die sich oft unter schwierigen Bedingungen um Straßentiere kümmern.
Beispiele für Tierschutzinitiativen
- SNIFF (Dubai, VAE): Vermittelt Straßenhunde aus den Emiraten nach Europa und Nordamerika.
- PAWS Kuwait: Eine der bekanntesten Organisationen in Kuwait, die auch Tierkliniken betreibt.
- Omani Paws: Setzt sich für Aufklärung, Kastrationen und Vermittlungen in Oman ein.
- Qatar Animal Welfare Society (QAWS): Bietet Pflege und Vermittlung für ausgesetzte Tiere in Katar.
Diese Organisationen betreiben oft Pflegestationen, Aufklärungsarbeit in Schulen und Social Media Kampagnen, um das Bewusstsein für Tiere zu stärken. Sie stehen jedoch immer wieder vor Problemen wie fehlender Finanzierung, mangelnder Unterstützung durch Behörden oder schlichtweg kulturellen Barrieren.
Hunde als Haustiere in GCC-Ländern: Eine neue Generation denkt um
Besonders in den urbanen Zentren – etwa in Dubai, Abu Dhabi, Doha oder Manama – entwickelt sich langsam eine neue Sichtweise auf Hunde. Viele junge Menschen, vor allem Expats, leben mit ihren Hunden in Wohnungen, besuchen spezielle Hundecafés oder gehen in klimatisierten Malls spazieren.
Es entstehen auch vermehrt Dienstleistungen rund um den Hund: Hundesalons, Gassigeh-Services, Hundetrainer und Tierpensionen. Einige Supermärkte führen mittlerweile Hundefutter, und Tierkliniken sind in den Städten gut ausgestattet – oft aber sehr teuer.
Zwischen Tradition, Wandel und Hoffnung
Die Lebensbedingungen für Hunde in den GCC-Staaten sind herausfordernd – sowohl für die Tiere selbst als auch für ihre Halter. Während kulturelle und klimatische Faktoren das Zusammenleben erschweren, gibt es dennoch Fortschritte. Vor allem private Initiativen und die wachsende Tierliebe unter jüngeren Generationen und Expats bringen Hoffnung für eine tierfreundlichere Zukunft in der Golfregion.
Die große Anzahl an Straßenhunden zeigt aber auch, wie wichtig langfristige Lösungen sind: flächendeckende Kastrationsprogramme, Aufklärung, Gesetzesdurchsetzung und nicht zuletzt ein Wandel im gesellschaftlichen Bewusstsein.
Was denkst du?
Hast du selbst schon Erfahrungen mit Hunden in den Golfstaaten gemacht – als Urlauber, Auswanderer oder durch Bekannte? Wie findest du den Umgang mit Straßentieren dort? Schreib deine Meinung und deine Eindrücke gerne in die Kommentare!
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