Zwischen Kaukasus und Kumpels: Wie Hunde in Georgien leben
Georgien – das kleine Land zwischen Europa und Asien – ist für viele ein noch recht unbekanntes Reiseziel. Aber wer einmal dort war, wird die beeindruckende Landschaft, die jahrtausendealte Geschichte und die herzliche Gastfreundschaft der Menschen nicht vergessen. Doch wie sieht es eigentlich für Hunde in Georgien aus? Wie gehen die Menschen dort mit ihnen um? Und warum begegnet man auf den Straßen so vielen Vierbeinern ohne Besitzer? In diesem Artikel bekommst du nicht nur einen Überblick über das faszinierende Land Georgien, sondern wir werfen auch einen genauen Blick auf die Lebensrealität von Hunden – insbesondere Straßenhunden – vor Ort.
Ein kurzer Blick auf Georgien: Zwischen Moderne und uralter Tradition
Georgien liegt im südlichen Kaukasus, eingebettet zwischen Russland im Norden, der Türkei und Armenien im Süden, Aserbaidschan im Osten und dem Schwarzen Meer im Westen. Das Land ist ungefähr so groß wie Bayern, hat aber eine beeindruckende geografische Vielfalt: von subtropischen Küsten über weite Steppen bis hin zu schneebedeckten Berggipfeln.
Die Hauptstadt Tiflis (georgisch: Tbilisi) ist ein spannender Mix aus Alt und Neu – mittelalterliche Kirchen stehen neben moderner Architektur, alte Bäder neben trendigen Cafés. Die Bevölkerung von rund 3,7 Millionen Menschen ist tief verwurzelt in Traditionen, zeigt sich aber offen für Veränderungen. Das betrifft auch den Umgang mit Tieren – insbesondere mit Hunden.
Der Hund in der georgischen Gesellschaft
Hunde haben in Georgien keinen fest verankerten Platz in der Familienstruktur wie etwa in Deutschland, wo sie oft als vollwertiges Familienmitglied gelten. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht geschätzt oder geliebt werden – im Gegenteil. In städtischen Gebieten, besonders in Tiflis, gibt es immer mehr Hundebesitzer, die sich sehr gut um ihre Vierbeiner kümmern. Gassigehen, Hundesalons, Tierärzte – das gehört dort mittlerweile zum normalen Stadtbild.
Auf dem Land ist die Beziehung zwischen Mensch und Hund oft noch funktional geprägt: Hunde leben draußen, bewachen Haus und Hof oder helfen beim Hüten von Schafen. Sie werden nicht unbedingt als Haustier im klassischen Sinn gehalten, sondern erfüllen eine bestimmte Aufgabe.
Straßenhunde – das alltägliche Bild in Georgien
Ein Thema, das viele Besucher überrascht, ist die hohe Anzahl an Straßenhunden. Besonders in Tiflis und anderen größeren Städten triffst du sie an jeder Ecke: schlafend auf Gehwegen, wartend vor Supermärkten oder dösend im Schatten eines Baumes.
Doch anders als in vielen anderen Ländern, in denen Straßenhunde ein hohes Risiko darstellen können, ist der Umgang mit ihnen in Georgien erstaunlich entspannt.
Warum gibt es so viele Straßenhunde?
Die Ursachen sind vielschichtig:
- Historische Vernachlässigung: In der Sowjetzeit und auch lange danach gab es kaum flächendeckende Programme zur Kastration oder Vermittlung von Hunden. Viele Tiere wurden einfach ausgesetzt, Nachwuchs entstand unkontrolliert.
- Fehlende Ressourcen: Auch heute fehlt es in vielen Regionen an finanziellen und strukturellen Mitteln, um Tierheime oder größere Tierschutzprojekte aufzubauen.
- Wandelnde Gesellschaft: Mit dem gesellschaftlichen Umbruch in den letzten Jahrzehnten haben sich auch die Einstellungen zu Haustieren verändert. Während früher Tiere vor allem einen Nutzen haben mussten, gibt es heute mehr Menschen, die Haustiere halten – das Bewusstsein für Tierwohl steigt, aber noch nicht überall gleich schnell.
Tbilisis Straßenhunde: Ein besonderes Beispiel
Besonders auffällig ist, dass die meisten Straßenhunde in Tbilisi ein kleines gelbes oder rotes Plastik-Plättchen am Ohr tragen. Dieses Zeichen zeigt: Der Hund wurde von der Stadt eingefangen, medizinisch untersucht, kastriert, geimpft und dann wieder freigelassen. Dieses sogenannte „Catch, Neuter, Release“-Programm (CNR) ist ein Versuch, die Population der Straßenhunde auf humane Weise unter Kontrolle zu halten.
Und es funktioniert besser, als viele glauben. Die markierten Hunde sind meist friedlich, an Menschen gewöhnt und stellen keine Gefahr dar. Sie haben oft feste Schlafplätze, werden von Anwohnern gefüttert und in gewisser Weise als „Stadtbewohner auf vier Pfoten“ akzeptiert.
Tierschutz in Georgien: Zwischen Engagement und Hürden
Auch wenn es viele Herausforderungen gibt, wächst in Georgien die Tierschutzbewegung. Es gibt engagierte Organisationen wie Dog Organization Georgia, Animal Project, oder DROA (Dogs of Rustavi Organization for Animals), die sich um Straßentiere kümmern, Kastrationen organisieren, Futterspenden verteilen und Aufklärungsarbeit leisten.
Besonders junge Menschen in den Städten zeigen ein wachsendes Interesse an Tierrechten. In sozialen Netzwerken werden vermisste Tiere geteilt, Hunde zur Adoption vorgestellt und Spendenaktionen gestartet.
Allerdings bleibt die Situation auf dem Land kritisch. Dort fehlt es oft an medizinischer Versorgung für Tiere, und traditionelle Haltungen erschweren den Zugang zum Thema Tierschutz.
Touristen und Straßenhunde: Was du wissen solltest
Wenn du eine Reise nach Georgien planst, wirst du den Straßenhunden nicht aus dem Weg gehen können – und das musst du auch nicht. Hier ein paar Tipps zum Umgang:
- Keine Angst haben: Die meisten Straßenhunde sind harmlos und Menschen gegenüber freundlich. Viele sind einfach neugierig oder hoffen auf ein paar Leckereien.
- Nicht füttern, ohne nachzudenken: Wenn du einem Hund Futter gibst, denke daran, dass er sich dann an diesen Ort gewöhnen könnte. Besser ist es, lokale Organisationen zu unterstützen, die sich dauerhaft um die Tiere kümmern.
- Hilfe anbieten: Wenn du einen verletzten Hund findest, kontaktiere lokale Tierschutzgruppen. Viele reagieren schnell über Social Media.
- Keine Tiere mitnehmen: Auch wenn dein Herz für einen bestimmten Hund schlägt – eine Ausreise ist nicht einfach und mit vielen Auflagen verbunden. Besser ist es, mit einer seriösen Organisation zusammenzuarbeiten, die sich um alles kümmert.
Zwischen Herausforderung und Hoffnung
Georgien ist ein Land im Wandel – auch im Hinblick auf den Umgang mit Hunden. Während es noch viel zu tun gibt, sind die ersten Schritte in Richtung eines besseren Tierschutzes erkennbar. Die CNR-Programme zeigen, dass ein respektvoller Umgang mit Straßenhunden möglich ist, und viele Georgier engagieren sich bereits leidenschaftlich für ihre vierbeinigen Nachbarn.
Wer mit offenen Augen durch Georgien reist, kann nicht nur atemberaubende Natur und herzliche Menschen entdecken, sondern auch ein ganz eigenes Miteinander von Mensch und Hund erleben. Es ist nicht perfekt – aber ehrlich, roh und oft rührend.
Und du?
Warst du schon einmal in Georgien und hast eigene Erfahrungen mit Straßenhunden gemacht? Oder hast du Fragen zum Reisen mit Hund in dieses faszinierende Land? Lass uns in den Kommentaren darüber sprechen!
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