Zwischen Tradition und Tierschutz: Wie Hunde in Ghana leben
Ghana – ein westafrikanisches Land voller Farben, Rhythmen und Herzlichkeit. Mit seiner lebendigen Kultur, tropischen Landschaften und einer tief verwurzelten Geschichte zieht es immer mehr Reisende an. Doch jenseits von Ashanti-Gold, Trommelklängen und palmengesäumten Küsten lohnt sich auch ein Blick auf das Leben der Tiere – insbesondere auf das der Hunde. Wie leben Hunde in Ghana? Wie werden sie behandelt, welchen Stellenwert haben sie in der Gesellschaft? Und ja, wie viele davon streifen ohne Zuhause durch die Straßen? In diesem Artikel tauchen wir tief in die Welt der Hunde in Ghana ein und betrachten das Ganze aus einem kulturellen und gesellschaftlichen Blickwinkel.
Ghana im Überblick: Ein Land voller Vielfalt
Ghana liegt an der Westküste Afrikas und grenzt an die Elfenbeinküste, Burkina Faso, Togo und den Atlantischen Ozean. Mit rund 34 Millionen Einwohnern (Stand 2024) gehört es zu den politisch stabilsten und wirtschaftlich aufstrebenden Ländern der Region.
Die Hauptstadt Accra ist das pulsierende Herz des Landes – modern, chaotisch und gleichzeitig von tiefen Traditionen geprägt. In den ländlicheren Gebieten hingegen leben viele Menschen nach wie vor in engem Einklang mit der Natur und den Bräuchen ihrer Ahnen.
Ghana ist kulturell extrem vielfältig: Über 100 ethnische Gruppen leben hier zusammen, jede mit eigenen Sprachen, religiösen Vorstellungen und Traditionen. Diese Vielfalt prägt auch den Umgang mit Tieren – und speziell mit Hunden.
Der Hund in der ghanaischen Gesellschaft: Zwischen Wächter, Begleiter und Symbolfigur
In Ghana nehmen Hunde traditionell eine sehr praktische Rolle ein. Sie werden vor allem als Wachhunde gehalten – zur Bewachung von Haus und Hof oder zum Schutz vor wilden Tieren in ländlichen Gebieten. Besonders in den Dörfern sind Hunde unverzichtbare Begleiter. Allerdings werden sie dort oft nicht als Haustiere im westlichen Sinn betrachtet, sondern eher als Nutztiere – ähnlich wie Ziegen oder Hühner.
Hunde, die in städtischen Haushalten leben, haben es etwas besser. Dort findest du zunehmend Menschen, die ihre Tiere impfen lassen, sie füttern, baden und mit ihnen zum Tierarzt gehen. Doch im Großen und Ganzen ist das Verständnis von artgerechter Hundehaltung in Ghana noch ausbaufähig.
In bestimmten Regionen und Kulturen Ghanas gibt es auch spirituelle Bedeutungen von Hunden. So glauben manche Ethnien, dass Hunde böse Geister vertreiben können. Das erklärt auch, warum sie nachts oft angekettet im Hof gehalten werden – als eine Art spiritueller Schutzwall.
Straßenhunde: Das stille Tierleid in den Gassen Accras
Ja, in Ghana gibt es viele Straßenhunde – vor allem in großen Städten wie Accra, Kumasi oder Tamale. Diese Hunde haben kein Zuhause, leben von Essensresten oder Abfällen und leiden oft unter Krankheiten wie Räude, Parasiten oder Tollwut. Tierärztliche Versorgung ist für diese Tiere quasi nicht existent, und das Bewusstsein in der Bevölkerung für das Leid dieser Hunde ist noch sehr gering.
Warum gibt es so viele Straßenhunde? Die Gründe sind vielfältig:
- Unkontrollierte Fortpflanzung: Kastrationen oder Sterilisationen sind selten, weil sie teuer sind oder schlichtweg nicht zur kulturellen Norm gehören.
- Weggeworfene Hunde: Wenn ein Hund krank wird oder "nutzlos" erscheint, wird er häufig einfach ausgesetzt.
- Mangelnde staatliche Maßnahmen: Es gibt kaum strukturierte Tierschutzprogramme oder kommunale Maßnahmen zur Kontrolle der Population.
Ein trauriger Fakt: Straßenhunde werden von vielen Menschen als Plage betrachtet. Sie werden mit Steinen beworfen, gejagt oder sogar vergiftet. Einige Städte setzen auf sogenannte "Clean-Up"-Maßnahmen, bei denen Hunde eingefangen und getötet werden. Das passiert oft ohne Betäubung oder tierärztliche Aufsicht.
Tierschutz in Ghana: Zwischen Idealismus und Realität
Es gibt Hoffnung: In Ghana existieren einige kleine, engagierte Tierschutzorganisationen. Eine davon ist Ghana Society for the Protection and Care of Animals (GSPCA). Diese Organisationen versuchen, Aufklärungsarbeit zu leisten, medizinische Versorgung anzubieten und Hunde zu kastrieren.
Doch sie stehen vor riesigen Herausforderungen:
- Finanzielle Ressourcen: Die Mittel sind knapp, oft sind Spenden aus dem Ausland die einzige Einnahmequelle.
- Kulturelle Barrieren: Viele Menschen haben kein Verständnis für die Idee von "Tierrechten".
- Gesetzeslage: Zwar gibt es in Ghana ein Tierschutzgesetz (Animal Protection Act), doch es wird kaum umgesetzt oder kontrolliert.
Ein kleiner Lichtblick: In den letzten Jahren nimmt das öffentliche Interesse an Tierschutz langsam zu, vor allem durch Social Media und internationale Partnerschaften. Junge Ghanaer*innen, vor allem in den Städten, beginnen umzudenken – und das ist ein wichtiger Schritt.
Tierärztliche Versorgung und Haltung von Haustieren
Wenn du in Ghana einen Hund halten willst, musst du selbst viel Verantwortung übernehmen. Tierärztinnen gibt es vor allem in städtischen Regionen, aber auch dort ist das Angebot begrenzt. Impfstoffe, Entwurmungsmittel und andere Medikamente sind nicht immer verfügbar, und viele Besitzerinnen verlassen sich auf traditionelle Heilmethoden.
Hunde leben in Ghana meist draußen. Nur sehr wenige Menschen lassen ihre Tiere mit ins Haus. Das hat kulturelle und hygienische Gründe. Es ist auch üblich, dass Hunde sich tagsüber frei im Viertel bewegen, abends aber zurückkehren. Das birgt natürlich Risiken – durch Verkehr, Infektionskrankheiten oder Revierkämpfe.
Adoption und Auslandstierschutz: Ghanaische Hunde auf Reisen
Einige internationale Organisationen ermöglichen es, Straßenhunde aus Ghana zu adoptieren – auch nach Deutschland. Diese Hunde haben oft ein schweres Schicksal hinter sich, sind aber erstaunlich anpassungsfähig und lernwillig.
Allerdings ist der Transport teuer und aufwendig, und viele Organisationen setzen darauf, die Situation vor Ort zu verbessern, statt Hunde in großen Zahlen ins Ausland zu bringen. Ein nachhaltiger Ansatz, der langfristig mehr bewirken kann.
Zwischen Respekt, Gleichgültigkeit und Hoffnung
Der Umgang mit Hunden in Ghana ist komplex. Er ist geprägt von Traditionen, wirtschaftlichen Realitäten und einem noch jungen Tierschutzgedanken. Während es viele Straßenhunde gibt, leidet der einzelne Hund oft still – übersehen vom Alltag der Menschen.
Gleichzeitig gibt es eine wachsende Bewegung junger Tierschützer*innen und engagierter Organisationen, die Hoffnung macht. Die Zukunft der Hunde in Ghana wird davon abhängen, wie stark das Bewusstsein für ihre Bedürfnisse wächst – in der Bevölkerung, in der Politik und in den Medien.
Was denkst du über den Umgang mit Hunden in Ghana?
Findest du, internationale Hilfe sollte sich stärker engagieren – oder sollte der Wandel vor allem von innen kommen? Schreib gerne deine Meinung in die Kommentare!
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