Zum Hauptinhalt springen

Zwischen Verbot und Verbundenheit: Hunde im Iran – Ein Blick hinter die Kulissen

Der Iran – ein Land mit jahrtausendealter Geschichte, faszinierender Kultur und beeindruckenden Landschaften. Von den heißen Wüsten Zentralirans bis zu den schneebedeckten Gipfeln des Elburs-Gebirges erstreckt sich ein Land, das so vielseitig ist wie seine Bevölkerung. Doch während Teppiche, Poesie und Gastfreundschaft weltbekannt sind, wissen viele wenig über das Leben von Hunden im Iran – und das ist eine Geschichte für sich. In diesem Artikel erfährst du, wie der Alltag für Hunde im Iran aussieht, welche Haltungen die Gesellschaft ihnen gegenüber einnimmt und wie es um Straßenhunde in iranischen Städten bestellt ist. Tauche ein in eine Realität zwischen Tierliebe, religiösen Normen und politischer Kontrolle.

Der Iran in Kürze – ein Überblick

Bevor wir uns dem Leben der Hunde widmen, hier ein paar grundlegende Fakten zum Land:

  • Hauptstadt: Teheran
  • Einwohnerzahl: rund 89 Millionen (Stand 2025)
  • Fläche: ca. 1,65 Millionen Quadratkilometer
  • Amtssprache: Persisch (Farsi)
  • Staatsform: Islamische Republik
  • Religion: Der Islam ist Staatsreligion, etwa 90 % der Bevölkerung sind schiitische Muslime

Iran ist ein konservatives Land, in dem religiöse und kulturelle Normen einen großen Einfluss auf das Alltagsleben haben – und das betrifft auch den Umgang mit Tieren.

Hunde und der Islam – eine komplizierte Beziehung

Um zu verstehen, warum Hunde im Iran oft ein schwieriges Leben führen, lohnt sich ein Blick auf den religiösen Kontext. Im Islam gelten Hunde – vor allem ihr Speichel – als unrein. Während es in vielen muslimischen Ländern dennoch eine gewisse Toleranz gegenüber Hunden gibt, ist die Haltung im Iran besonders restriktiv.

Die konservative Auslegung des Islam, wie sie im Iran vorherrscht, sieht es oft als unangemessen an, Hunde im Haus zu halten – besonders als Haustiere in der Wohnung oder beim Spaziergang in der Öffentlichkeit. Zwar steht nirgendwo im Koran explizit geschrieben, dass Hunde verboten seien, aber über Hadithe (Überlieferungen über das Leben des Propheten Mohammed) wurde im Laufe der Jahrhunderte eine ablehnende Haltung gegenüber Hunden kultiviert.

Das führt im Alltag dazu, dass Hundehaltung nicht nur gesellschaftlich oft schief angesehen wird, sondern auch gesetzlich eingeschränkt ist.

Hundehaltung im Iran: verboten oder geduldet?

Offiziell ist das Gassigehen mit Hunden in Parks und auf öffentlichen Plätzen verboten. Auch die Mitnahme von Hunden im Auto kann zu Geldstrafen oder sogar zur Beschlagnahmung des Tiers führen. Seit einigen Jahren werden immer wieder gesetzliche Vorstöße diskutiert, um Hundehaltung ganz zu verbieten oder zumindest stark zu regulieren.

Trotzdem gibt es im Iran viele Menschen, die Hunde lieben und sie halten – oft heimlich oder zumindest diskret. Besonders in wohlhabenderen Stadtteilen von Teheran oder in Nordiran gibt es Familien, die kleine Hunde als Haustiere halten. Diese Hunde leben meist gut behütet in Wohnungen und werden aus Rücksicht auf Gesetze in Transportboxen oder unter Decken versteckt, wenn sie zum Tierarzt müssen.

Doch selbst Tierärzte stehen oft unter Druck, da Hundehaltung in den Augen vieler Behörden als "westliche Dekadenz" gilt. Das macht das Leben für Hundebesitzer ziemlich kompliziert – von fehlenden Auslaufmöglichkeiten bis hin zur Angst vor Beschlagnahmung des Tieres.

Straßenhunde im Iran – ein wachsendes Problem

Anders als in vielen europäischen Ländern gibt es im Iran keine flächendeckenden Tierschutzgesetze oder städtische Programme zur Kontrolle von Straßenhunden. Das Resultat: In vielen Städten und besonders am Rand ländlicher Gebiete leben große Populationen von Straßenhunden.

Diese Hunde sind oft Nachkommen ausgesetzter Tiere oder stammen aus ländlichen Haushalten, wo Hunde eher als Wach- oder Hütehunde gehalten, aber nicht kastriert werden. Werden sie überflüssig oder krank, landen sie auf der Straße.

In vielen Regionen, besonders in Süd- und Zentraliran, sieht man ganze Rudel verwilderter Hunde. Diese Tiere leben unter schwierigen Bedingungen: Hunger, Krankheit und Gewalt durch Menschen sind an der Tagesordnung. Nicht selten werden sie vergiftet oder erschossen, um das Problem "zu lösen".

Ein besonderes Problem stellen sie für Behörden dar, wenn es zu Beißvorfällen oder Tollwutfällen kommt. In solchen Fällen greifen die Städte oft zu harten Maßnahmen, ohne Rücksicht auf das Tierwohl.

Tierschutz im Iran – zwischen Engagement und Einschränkung

Trotz der schwierigen gesetzlichen Lage gibt es eine wachsende Tierschutzbewegung im Iran. In Städten wie Teheran, Isfahan oder Shiraz entstehen private Tierheime, in denen freiwillige Helfer ausgesetzte Hunde aufnehmen, medizinisch versorgen und – wenn möglich – zur Adoption freigeben.

Diese Arbeit ist allerdings nicht einfach. Die Heime sind meist auf Spenden angewiesen, die Ressourcen knapp. Oft arbeiten sie am Rande der Legalität. Trotzdem ist das Engagement der iranischen Tierschützer beeindruckend: Viele riskieren persönliche Konsequenzen, um Hunden zu helfen.

Auch in den sozialen Medien wächst die Community der iranischen Hundeliebhaber. Über Instagram und Telegram organisieren sie Spendenaktionen, Adoptionen – und klären über Missstände auf. In manchen Fällen werden Hunde sogar ins Ausland vermittelt, wo sie ein neues Leben beginnen können.

Ein Wandel in Sicht? Die junge Generation und der Wunsch nach Veränderung

Die iranische Gesellschaft ist jung: Über 60 % der Bevölkerung ist unter 30 Jahre alt. Viele dieser jungen Menschen haben einen anderen Blick auf Hunde. Für sie sind sie Freunde, Familienmitglieder und Seelentröster. Auf privaten Partys oder in geschlossenen Gärten trifft man immer häufiger auf kleine Begleithunde.

Dieser kulturelle Wandel ist für konservative Kräfte im Land ein Reizthema. Aber er zeigt: Die Haltung zu Tieren – insbesondere zu Hunden – verändert sich langsam, aber spürbar.

Ein Hoffnungsschimmer: Einige Gemeinden setzen mittlerweile auf kastrationsbasierte Programme, um die Straßenhundpopulation zu kontrollieren, statt auf Tötungen. Und auch immer mehr iranische Tierärzt*innen setzen sich offen für Tierrechte ein.

Zwischen Risiko und Liebe – Hunde im Iran

Das Leben von Hunden im Iran ist kein leichtes. Zwischen religiöser Ablehnung, gesetzlichen Verboten und gesellschaftlichem Misstrauen kämpfen sie – und mit ihnen viele mutige Menschen – um Anerkennung und Schutz. Doch trotz aller Widrigkeiten gibt es Hoffnung: durch engagierte Tierschützer, mutige Hundebesitzer und eine junge Generation, die ein anderes Bild vom besten Freund des Menschen hat.

Was meinst du?

Hast du selbst schon Erfahrungen mit Hunden in anderen Kulturen gemacht oder vielleicht sogar im Iran? Was denkst du über den Umgang mit Hunden dort? Schreib uns deine Gedanken gern in die Kommentare!

Karte

Sprachen

Persisch

Nachbarländer

Afghanistan, Armenien, Aserbaidschan, Irak, Pakistan, Türkei, Turkmenistan

Artikel über Iran

Keine Nachrichten verfügbar.