Zwischen Wüste und Mittelmeer: Hunde in Israel und Palästina – Leben, Tierschutz und Herausforderungen
Wenn man an Israel und Palästina denkt, kommen einem meist politische Konflikte, religiöse Stätten und historische Städte wie Jerusalem oder Bethlehem in den Sinn. Doch inmitten von Wüstenlandschaften, Hightech-Metropolen und traditionsreichen Dörfern leben auch unzählige Hunde – sowohl geliebte Haustiere als auch Straßenhunde, die ums Überleben kämpfen. In diesem Artikel werfen wir einen umfassenden Blick darauf, wie Hunde in dieser Region leben, welche Herausforderungen es gibt und was Tierschutz dort bedeutet. Vielleicht überrascht dich, wie unterschiedlich das Thema Hund in Israel und Palästina betrachtet wird.
Grundinformationen: Zwei Länder, viele Realitäten
Israel: Hightech, Diversität und westlicher Einfluss
Israel ist ein vergleichsweise kleines Land im Nahen Osten mit rund 9,7 Millionen Einwohnern. Es grenzt an den Libanon, Syrien, Jordanien, Ägypten und das Mittelmeer. Das Land ist kulturell, religiös und ethnisch extrem vielfältig – jüdische, muslimische, christliche und drusische Gemeinschaften leben hier dicht beieinander. Tel Aviv zählt zu den modernsten Städten der Welt, während Jerusalem religiöses Zentrum dreier Weltreligionen ist.
In puncto Tierschutz ist Israel im Vergleich zu seinen Nachbarn fortschrittlich: Es gibt klare Tierschutzgesetze, Tierärzte auf hohem Niveau und eine wachsende Zahl von Menschen, die Hunde als Familienmitglieder betrachten. In Städten wie Tel Aviv sieht man viele Hundehalter, die mit ihren Vierbeinern am Strand spazieren gehen oder in Cafés sitzen – in manchen Vierteln wirkt es fast wie in Berlin oder Amsterdam.
Palästina: Politisch zerrissen und wirtschaftlich herausgefordert
Palästina besteht aus zwei geografisch getrennten Gebieten: dem Westjordanland (West Bank) und dem Gazastreifen. Die politische und wirtschaftliche Situation dort ist kompliziert, auch durch die lang anhaltenden Konflikte mit Israel. Die Lebensverhältnisse sind deutlich schwieriger als im benachbarten Israel, was sich auch auf den Umgang mit Tieren auswirkt.
Tierschutz ist in den palästinensischen Gebieten oft Nebensache – nicht, weil man Tiere nicht mag, sondern weil viele Menschen mit existenziellen Problemen zu kämpfen haben. Dennoch gibt es engagierte Einzelpersonen und kleine Organisationen, die sich für Hunde einsetzen.
Haustiere in Israel: Vierbeiner als Familienmitglieder
In israelischen Großstädten ist der Hund längst ein Teil des urbanen Lebensstils. Besonders in Tel Aviv – laut vielen Berichten eine der hundefreundlichsten Städte der Welt – sieht man ständig Hunde in Parks, an Stränden, in Cafés und sogar in manchen Geschäften. Es gibt spezielle Hundeparks, Hundestrände und tierfreundliche Wohnanlagen.
Fakten:
- Schätzungsweise mehr als 400.000 Hunde leben in Israel, bei einer Bevölkerung von rund 9,7 Millionen Menschen.
- In Tel Aviv kommt auf etwa 17 Menschen ein Hund – das ist weltweit einer der höchsten Werte.
- Es gibt viele Tierärzte, Hundepensionen, Groomer und sogar veganes Hundefutter in den Supermärkten.
Die meisten Hunde in israelischen Haushalten sind gechippt, geimpft und kastriert. Auch Adoptionen aus Tierheimen sind verbreitet. Dabei engagieren sich viele Tierschutzvereine wie „Let the Animals Live“ oder „SOS Pets Israel“.
Hunde in Palästina: Zwischen Tradition, Misstrauen und Hoffnung
Im Westjordanland und besonders im Gazastreifen ist die Situation eine ganz andere. Viele Menschen dort betrachten Hunde eher als Nutztiere oder als potenzielle Gefahr. In ländlichen Gebieten werden Hunde oft zur Bewachung von Höfen gehalten, leben aber draußen und ohne große Zuwendung. In Städten wie Ramallah oder Hebron gibt es auch Haushunde, aber bei weitem nicht so viele wie in Israel.
Probleme im Alltag:
- Es gibt kaum staatlich organisierten Tierschutz.
- Tierärzte sind oft schlecht ausgestattet und auf den Menschen fokussiert.
- Viele Menschen sind unsicher im Umgang mit Hunden, was teilweise auf religiöse und kulturelle Prägungen zurückgeht.
In manchen Gemeinden gelten Hunde – besonders Straßenhunde – als schmutzig oder gefährlich. Viele Tiere leben daher auf der Straße, sind unterernährt, krank oder verletzen sich im Verkehr. Es fehlt an Kastrationsprogrammen, tierärztlicher Versorgung und Futterquellen.
Doch es gibt Lichtblicke: Vereine wie die „Palestine Animal League“ versuchen mit Bildungsarbeit und medizinischer Hilfe etwas zu bewegen. In Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen wurden schon erste mobile Kastrationskliniken aufgebaut.
Straßenhunde: Ein Alltag zwischen Überleben und Hoffnung
Sowohl in Israel als auch in Palästina gibt es Straßenhunde, allerdings in sehr unterschiedlichem Ausmaß und mit sehr unterschiedlichen Reaktionen der Bevölkerung.
Straßenhunde in Israel
Dank vieler kommunaler Programme ist die Zahl der Straßenhunde in israelischen Städten relativ gering. In ländlichen Gegenden sieht das anders aus – vor allem im Süden des Landes oder in Beduinensiedlungen, wo viele Hunde freilebend sind.
- Die meisten israelischen Gemeinden haben Verträge mit Tierheimen oder Tierfängern.
- Hunde werden eingesammelt, geimpft und – wenn möglich – zur Adoption freigegeben.
- In manchen Fällen werden Straßenhunde jedoch auch eingeschläfert, wenn kein Platz in den Heimen ist.
Straßenhunde in Palästina
Im Westjordanland und vor allem im Gazastreifen sind Straßenhunde ein riesiges Problem. Viele Tiere vermehren sich unkontrolliert, was nicht nur zu Leid unter den Tieren führt, sondern auch zu Spannungen mit der Bevölkerung.
- Es fehlt an staatlicher Infrastruktur für den Tierschutz.
- In Notzeiten – etwa bei militärischen Auseinandersetzungen – verschärft sich die Situation für Tiere drastisch.
- Es gibt Berichte über grausame Tötungsaktionen durch Gemeinden oder Einzelpersonen, oft aus Angst oder Unwissen.
Die „Palestine Animal League“ kämpft gegen diese Zustände an – mit Bildung, medizinischer Hilfe und Aufklärung. Doch es ist ein schwieriger Kampf gegen Vorurteile, Armut und politischen Stillstand.
Religiöse Einflüsse: Zwischen Respekt und Ablehnung
In beiden Regionen spielt Religion eine zentrale Rolle – und das beeinflusst auch den Umgang mit Hunden.
Im Judentum
Hunde gelten nicht als unrein, werden aber in religiösen Kreisen oft gemieden. Orthodoxe Juden halten selten Haustiere, während säkulare Israelis häufig Hunde lieben und halten. In Tel Aviv gibt es sogar eine jährliche „Dog Day“-Feier mit Musik, Futterproben und kostenlosen Tierarztchecks.
Im Islam
Viele Muslime – besonders in konservativen Gemeinden – sehen Hunde als unrein an, insbesondere deren Speichel. Dennoch gibt es Ausnahmen: Jagd- oder Wachhunde gelten als erlaubt. Auch in liberaleren muslimischen Haushalten im Westjordanland gibt es zunehmend Hunde – vor allem bei jüngeren Menschen.
Diese religiös-kulturellen Unterschiede führen teils zu Spannungen, vor allem wenn Hunde in der Öffentlichkeit unterwegs sind.
Tierschutz: Zwischen Idealismus und Realität
Der Tierschutz in Israel ist gesetzlich geregelt und durch NGOs stark vertreten. Es gibt moderne Tierheime, Tierrechtsbewegungen und eine gute Infrastruktur.
In Palästina hingegen stützt sich der Tierschutz fast ausschließlich auf engagierte Einzelpersonen und internationale Hilfe. Politische Instabilität, wirtschaftliche Not und fehlende Bildung erschweren hier jede Form von nachhaltigem Tierschutz.
Ein Hundeleben im Nahen Osten – zwischen zwei Welten
Hunde in Israel und Palästina leben in zwei sehr unterschiedlichen Realitäten. Während der Hund in Tel Aviv fast schon ein Lifestyle-Statement ist, kämpfen Straßenhunde in Gaza ums nackte Überleben. Trotzdem gibt es auf beiden Seiten Menschen, die sich mit viel Herz für Hunde einsetzen – gegen Widerstände, kulturelle Vorurteile und politische Grenzen.
Vielleicht ist genau das auch ein kleiner Hoffnungsschimmer: Dass die Liebe zu Tieren etwas ist, das Menschen in einer der konfliktreichsten Regionen der Welt verbinden kann.
Was denkst du über die Situation von Hunden in Israel und Palästina?
Hast du selbst schon Erfahrungen mit Hunden in anderen Kulturen gemacht? Schreib es gern in die Kommentare – ich bin gespannt auf deine Sichtweise!