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Zwischen Wüste, Geschichte und Straßenhunden: Ein Blick auf den Jemen und seine Vierbeiner

Der Jemen – ein Land, das oft nur in den Schlagzeilen auftaucht, wenn es um politische Krisen, bewaffnete Konflikte oder humanitäre Notlagen geht. Doch hinter diesen traurigen Nachrichten verbirgt sich eine faszinierende Kultur, eine bewegende Geschichte und eine beeindruckende Natur. In diesem Artikel werfen wir nicht nur einen Blick auf das Land selbst, sondern beleuchten auch ein Thema, das in den meisten Berichten völlig untergeht: das Leben der Hunde im Jemen. Gibt es viele Straßenhunde? Wie werden Hunde dort behandelt? Und welche Rolle spielen sie in der Gesellschaft?

Der Jemen: Ein Land mit reicher Geschichte

Der Jemen liegt im Süden der Arabischen Halbinsel, grenzt an Saudi-Arabien im Norden und an Oman im Osten, während im Westen das Rote Meer liegt. Die geografische Lage hat dem Land eine strategisch wichtige Position im Welthandel beschert – früher wie heute.

Historisch gesehen war der Jemen das Herzstück des alten Sabäerreichs, bekannt für die sagenumwobene Königin von Saba. Archäologische Stätten wie Marib zeugen noch heute von der einstigen Hochkultur. Auch im Islam hat der Jemen eine wichtige Rolle gespielt. Viele Historiker betrachten die jemenitische Stadt Zabid als eine der Wiegen der islamischen Gelehrsamkeit.

Doch trotz dieser glanzvollen Vergangenheit ist das Land heute eines der ärmsten und von Krisen am stärksten betroffenen Länder der Welt. Der seit Jahren andauernde Bürgerkrieg hat nicht nur das Leben von Millionen Menschen zerstört, sondern auch das Schicksal der Tiere verschärft – insbesondere das der Hunde.

Gesellschaftliches Bild von Hunden im Jemen

In vielen muslimisch geprägten Ländern ist das Verhältnis zu Hunden zwiespältig. Während Hunde im Koran nicht grundsätzlich verboten sind, gilt ihr Speichel in manchen islamischen Rechtsschulen als unrein. Das führt dazu, dass Hunde in einigen Regionen des Jemen nicht als klassische Haustiere gehalten werden – zumindest nicht in dem Maße, wie du es vielleicht aus Europa kennst.

Vor allem in ländlichen Gebieten des Jemen dienen Hunde eher praktischen Zwecken: Sie werden als Wachhunde oder zur Viehbewachung eingesetzt, manchmal auch zur Jagd. Zuneigung oder eine enge Bindung zwischen Mensch und Hund, wie du sie etwa in Deutschland kennst, ist eher selten. Das liegt nicht nur an religiösen Vorstellungen, sondern auch an der allgemeinen wirtschaftlichen Lage.

In den Städten wiederum sind Hunde oft mit Misstrauen oder sogar Ablehnung konfrontiert. Das hängt auch mit dem Problem der zahlreichen Straßenhunde zusammen – ein Thema, das in den letzten Jahren zunehmend eskaliert ist.

Straßenhunde im Jemen: Ein wachsendes Problem

Ja, es gibt viele Straßenhunde im Jemen – vor allem in größeren Städten wie Sanaa, Aden oder Taiz. Der Bürgerkrieg, Armut und der Zusammenbruch vieler öffentlicher Strukturen haben dazu geführt, dass sich niemand um die wachsende Zahl herrenloser Tiere kümmert. Viele dieser Hunde wurden einst gehalten und dann ausgesetzt, andere stammen aus wild lebenden Rudeln, die sich in urbanen Gebieten niedergelassen haben.

Lebensbedingungen und Herausforderungen

Die Lebensbedingungen für Straßenhunde im Jemen sind extrem hart. Es fehlt an Futter, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung. Viele Hunde leiden unter Parasiten, Krankheiten oder Verletzungen, die unbehandelt bleiben. Tierärztliche Versorgung ist entweder nicht vorhanden oder für die meisten Menschen unerschwinglich – und erst recht für Straßenhunde.

Dazu kommt, dass die Hunde oft als Gefahr gesehen werden. Es gibt immer wieder Berichte über Angriffe auf Menschen – was allerdings meist aus purer Not oder Angst geschieht. Als Folge werden in manchen Städten regelrechte Tötungskampagnen durchgeführt. Dabei setzen Behörden oder Milizen auf Giftköder oder Schusswaffen, um die Hunde loszuwerden. Das ist nicht nur grausam, sondern verschärft das Problem langfristig, weil keine nachhaltige Lösung angeboten wird.

Tierschutz im Jemen: Gibt es Hoffnung?

Tierschutz steht im Jemen nicht gerade ganz oben auf der politischen Agenda. Dennoch gibt es einige wenige engagierte Menschen und kleine Organisationen, die versuchen, das Leid der Tiere zu lindern. Eine der bekanntesten ist die Organisation "Yemen Animal Welfare Society". Diese NGO wurde 2004 gegründet und kämpft seitdem unermüdlich für mehr Aufklärung und besseren Umgang mit Tieren – vor allem mit Hunden.

Einige ihrer Maßnahmen umfassen:

  • Kastrationsprogramme (wo möglich)
  • Aufklärungskampagnen, vor allem in Schulen und Gemeinden
  • Rettung und medizinische Versorgung verletzter Tiere
  • Versorgung von Straßenhunden mit Futter und Wasser

Doch all das geschieht unter schwierigsten Bedingungen. Die Sicherheitslage macht Reisen im Land gefährlich, Medikamente und medizinische Ausrüstung sind knapp, und finanzielle Unterstützung ist begrenzt. Viele Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich und unter hohem persönlichen Risiko.

Religiöse und kulturelle Perspektiven

Auch wenn der Islam in manchen Auslegungen kritisch gegenüber Hunden eingestellt ist, gibt es durchaus andere Sichtweisen. In verschiedenen Hadithen (Überlieferungen über das Leben des Propheten Mohammed) wird erwähnt, dass gute Taten gegenüber Tieren belohnt werden – etwa, wenn jemand einem durstigen Tier Wasser gibt. Solche Interpretationen werden von Tierschutzorganisationen genutzt, um ein Umdenken in der Bevölkerung zu fördern.

Es gibt auch einige Gelehrte, die sich für einen respektvolleren Umgang mit Hunden aussprechen und betonen, dass Barmherzigkeit gegenüber allen Lebewesen ein zentraler Wert im Islam ist. Leider bleibt dieser Diskurs oft auf der Strecke, wenn das tägliche Überleben im Vordergrund steht – sowohl für Menschen als auch für Tiere.

Vergleich mit Deutschland: Wie unterschiedlich Hunde leben

Während in Deutschland Hunde als Familienmitglieder gelten, mit Versicherung, Tierarztbesuchen, artgerechter Ernährung und Spielzeug, ist die Realität im Jemen eine komplett andere. Dort geht es für Hunde meist nur ums Überleben. Es gibt kaum Zugang zu Tierärzten, und viele Tiere erleben nie Zuneigung oder Schutz.

Gleichzeitig zeigt der Vergleich auch, wie unterschiedlich die kulturelle Bedeutung von Hunden sein kann. Was in einem Land als selbstverständlich gilt, kann in einem anderen Land völlig fremd sein – nicht unbedingt aus Bosheit, sondern aus einem anderen gesellschaftlichen Kontext heraus.

Wie könnte eine bessere Zukunft für Hunde im Jemen aussehen?

Eine nachhaltige Lösung für das Straßenhundeproblem im Jemen müsste viele Ebenen berücksichtigen:

  • Bildung und Aufklärung: Vorurteile abbauen, Empathie fördern.
  • Kastrationsprogramme: Um die Population unter Kontrolle zu bringen.
  • Internationale Hilfe: Unterstützung durch NGOs und Spenden.
  • Rechtliche Regelungen: Schutzgesetze für Tiere, auch wenn diese schwer durchsetzbar sind.
  • Förderung religiöser Toleranz: Religiöse Führer könnten mit gutem Beispiel vorangehen und humane Behandlung fördern.

Das klingt nach einer Mammutaufgabe – und das ist es auch. Aber wie so oft beginnt Veränderung im Kleinen: mit Menschen, die nicht wegsehen, wenn ein Tier leidet.

Zwischen Mitgefühl und Realität

Hunde im Jemen führen ein hartes, oft kurzes Leben. Der Umgang mit ihnen spiegelt die schwierige Lage des ganzen Landes wider – geprägt von Armut, Unsicherheit und kulturellen Barrieren. Doch es gibt auch Hoffnung: in Form von engagierten Tierschützern, wachsender internationaler Aufmerksamkeit und ersten zarten Veränderungen in der Wahrnehmung der Tiere.

Wer sich für Tierschutz interessiert, sollte auch über Ländergrenzen hinweg schauen – denn Mitgefühl kennt keine Nationalität.

Was denkst du über die Situation der Hunde im Jemen? 

Hast du schon einmal von ähnlichen Fällen in anderen Ländern gehört? Schreib deine Meinung gern in die Kommentare – ich bin gespannt auf den Austausch!

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