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Straßenhunde im Jemen: Zwischen Überleben und Vernachlässigung

Die Lage von Straßenhunden im Jemen ist dramatisch und spiegelt die tiefe humanitäre Krise wider, in der sich das Land seit Jahren befindet. Während in vielen Ländern Tierschutz zumindest in Ansätzen organisiert ist, kämpfen Hunde im Jemen ums nackte Überleben – ohne Schutz, ohne Futter und oft auch ohne Mitleid. In diesem Artikel bekommst du einen tiefen Einblick in die Lebensrealität dieser Tiere, die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe und die wenigen Bemühungen, ihnen zu helfen.


Der Jemen: Ein Land im Ausnahmezustand

Seit 2015 steckt der Jemen in einem bewaffneten Konflikt, der das Leben von Millionen Menschen beeinflusst – und natürlich auch das der Tiere. Die Infrastruktur ist größtenteils zerstört, Armut und Hunger bestimmen den Alltag, medizinische Versorgung ist ein Luxus. In so einem Umfeld geraten Tierschutzthemen zwangsläufig ins Abseits. Es gibt schlichtweg keine Ressourcen – weder personell noch finanziell – um sich systematisch um das Wohl von Straßenhunden zu kümmern.

Die Hunde selbst werden dabei oft als Problem gesehen: Sie vermehren sich unkontrolliert, bilden Rudel, durchstreifen Städte und Dörfer auf der Suche nach Nahrung und geraten nicht selten in Konflikt mit Menschen.


Die Lebensrealität von Straßenhunden im Jemen

Straßenhunde im Jemen sind nicht einfach nur herrenlose Tiere – sie sind gezeichnet vom täglichen Überlebenskampf. Viele von ihnen leiden unter Mangelernährung, Parasiten, Infektionen und Verletzungen durch Verkehrsunfälle oder Misshandlungen. Tollwut ist ein großes Problem, ebenso wie Hautkrankheiten und unbehandelte Wunden.

Da es kaum tierärztliche Versorgung gibt – und wenn doch, dann nur für Menschen mit ausreichend Geld – bleiben die meisten Hunde komplett sich selbst überlassen. Welpen haben kaum Überlebenschancen. Erwachsene Hunde kämpfen ums Futter mit anderen Rudeln oder werden vertrieben oder getötet, weil sie als gefährlich gelten.


Die Sicht der Bevölkerung auf Straßenhunde

In der jemenitischen Gesellschaft sind Hunde kulturell und religiös oft negativ belegt. Sie gelten in vielen konservativen Kreisen als unrein. Das führt dazu, dass selbst gut gemeinte Hilfsversuche oft auf Ablehnung stoßen oder gar gefährlich werden können – für Mensch und Tier. Hunde, die in der Nähe von Wohnhäusern auftauchen, werden nicht selten mit Steinen beworfen oder vergiftet, um sie „loszuwerden“.

Gleichzeitig gibt es natürlich auch tierliebe Menschen im Land, die helfen wollen. Doch ohne Struktur, Organisation und rechtlichen Rückhalt ist das Engagement meist auf individuelle Einzelfälle beschränkt.


Gibt es Tierheime im Jemen?

Ja, aber sehr wenige – und die meisten sind privat organisiert oder werden von kleinen NGOs betrieben. Die bekannteste dieser Organisationen ist die Yemen Animal Welfare Society (YAWS), die sich seit Jahren bemüht, Hunde und Katzen medizinisch zu versorgen, zu kastrieren und nach Möglichkeit zu vermitteln.

Doch diese Einrichtungen sind meist völlig überfüllt und unterfinanziert. Sie haben keinen konstanten Zugang zu Medikamenten, Futter oder tierärztlicher Ausrüstung. Stromausfälle und Wasserknappheit machen die Situation zusätzlich schwierig. Viele Helfer arbeiten ehrenamtlich, oft unter Lebensgefahr – nicht nur wegen des Kriegs, sondern auch wegen des starken Gegenwinds aus der Gesellschaft.

Ein weiteres Problem ist, dass viele Hunde in diesen Tierheimen auf Dauer bleiben müssen. Es gibt kaum Adoptionen innerhalb des Landes, und internationale Adoptionen sind aufgrund von Ausreisebeschränkungen, fehlenden Papieren und politischen Unsicherheiten äußerst schwierig.


Tötungen als vermeintliche „Lösung“

In einigen Städten, insbesondere in der Hauptstadt Sanaa oder in Aden, greift man regelmäßig zu brutalen Mitteln, um die Straßenhundpopulation zu reduzieren. Hunde werden gezielt vergiftet oder erschossen – oft nachts, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Diese Maßnahmen werden entweder von kommunalen Behörden angeordnet oder von bewaffneten Gruppen selbstständig durchgeführt.

Diese Tötungen sind nicht nur grausam, sondern auch völlig ineffektiv. Ohne begleitende Maßnahmen wie Kastration, Fütterungskontrolle und medizinische Versorgung kommt es immer wieder zu sogenannten „Populationsexplosionen“. Hunde vermehren sich schnell, und innerhalb weniger Monate sind die Straßen wieder voll.


Gibt es Ansätze zur Verbesserung?

Ein Lichtblick ist die wachsende Zahl junger Menschen, die sich über soziale Medien für Tierschutz stark machen. Plattformen wie Instagram oder Facebook werden genutzt, um auf Missstände hinzuweisen, Spenden zu sammeln oder verletzte Hunde zu vermitteln. Auch einige internationale Organisationen versuchen – wenn auch mit sehr begrenztem Zugang – Hilfsgüter, Medikamente oder Futter ins Land zu bringen.

Ein Beispiel ist Four Paws International, die in Einzelfällen mit lokalen Partnern zusammenarbeiten, um medizinische Nothilfe für Tiere zu leisten. Doch solche Aktionen bleiben die Ausnahme.

Langfristig könnte eine stärkere internationale Zusammenarbeit helfen, aber dafür müssten die politischen Verhältnisse im Land deutlich stabiler werden.


Warum der Tierschutz im Jemen (noch) keine Priorität hat

Tierschutz hat es in vielen Entwicklungsländern schwer – im Jemen kommt die andauernde humanitäre Katastrophe erschwerend hinzu. Wenn Menschen hungern, keine medizinische Hilfe bekommen und in ständiger Angst leben, erscheint das Wohl von Tieren vielen als zweitrangig oder gar „Luxusproblem“. Das ist verständlich, aber tragisch – denn Tiere sind genauso Opfer des Krieges wie Menschen.

Ohne eine grundlegende Verbesserung der Lebensbedingungen im Land wird sich an der Situation der Straßenhunde kaum etwas ändern lassen. Doch solange es auch nur ein paar Menschen gibt, die nicht wegsehen, besteht Hoffnung.


Was kann man von außen tun?

Wenn du helfen möchtest, kannst du:

  • Spenden an Organisationen wie Yemen Animal Welfare Society oder Animals Worldwide leisten.
  • Auf das Thema aufmerksam machen – zum Beispiel durch Teilen von Beiträgen oder Artikeln.
  • Projekte unterstützen, die langfristig in Bildung, Tierschutzaufklärung und Kastrationsprogramme investieren.

Jeder kleine Beitrag hilft – auch wenn es sich angesichts der Gesamtsituation oft aussichtslos anfühlt.


Fazit

Straßenhunde im Jemen leben in einer der härtesten Umgebungen der Welt. Sie sind nicht nur Opfer von Vernachlässigung und Gewalt, sondern auch von einem System, das weder ihre Existenz anerkennt noch ihren Schutz ermöglicht. Es gibt kaum Tierheime, und die wenigen, die es gibt, sind überfüllt, unterfinanziert und überfordert. Die meisten Hunde bleiben auf der Straße – und kämpfen dort Tag für Tag um ihr Leben.

Doch es gibt auch Lichtblicke: engagierte Einzelpersonen, kleine NGOs und ein wachsendes Bewusstsein bei jüngeren Menschen. Solange diese Flamme der Mitmenschlichkeit nicht erlischt, besteht Hoffnung – auch für die Hunde im Jemen.


Wie siehst du die Situation? Glaubst du, dass internationaler Tierschutz hier stärker eingreifen sollte – oder siehst du angesichts der menschlichen Not im Land andere Prioritäten? Schreib deine Meinung gerne in die Kommentare!

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