Zwischen Wüste und Straßenhunden: Wie Jordanien mit Vierbeinern umgeht
Jordanien – das klingt nach antiken Ruinen, der endlosen Weite der Wüste Wadi Rum und dem geheimnisvollen Toten Meer. Dieses Königreich im Herzen des Nahen Ostens zieht jährlich unzählige Reisende an, die die faszinierende Mischung aus Geschichte, Gastfreundschaft und Natur erleben wollen. Doch während Touristen durch die Felsenstadt Petra schlendern oder am Roten Meer entspannen, fällt Tierfreunden oft etwas anderes auf: die vielen Hunde auf den Straßen. In diesem Artikel schauen wir uns nicht nur an, was Jordanien als Land ausmacht, sondern werfen vor allem einen intensiven Blick darauf, wie dort mit Hunden – insbesondere Straßenhunden – umgegangen wird. Denn obwohl Hunde in manchen Teilen der Welt als Familienmitglieder gelten, ist das Verhältnis zwischen Mensch und Hund in Jordanien von kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen Faktoren geprägt, die oft zu Missverständnissen oder gar Konflikten führen.
Jordanien im Überblick: Kultur, Geografie und Gesellschaft
Jordanien ist ein kleines Land mit großer Geschichte. Es grenzt an Israel, Palästina, Syrien, den Irak und Saudi-Arabien. Mit rund 11 Millionen Einwohnern ist es ein relativ stabiles Land in einer oft instabilen Region. Die Hauptstadt Amman liegt auf Hügeln gebaut und bietet eine Mischung aus moderner Urbanität und antiken Ausgrabungen.
Die Geografie des Landes ist geprägt von Wüstenregionen, fruchtbaren Tälern und spektakulären Naturkulissen. Besonders bekannt sind die Felsenlandschaften von Wadi Rum, die auch als Kulisse für viele Hollywood-Filme dienten, und das Tote Meer, der tiefste Punkt der Erde.
Religiös und kulturell ist Jordanien überwiegend muslimisch geprägt, was sich auch auf das Verhältnis zu Hunden auswirkt – dazu später mehr.
Hunde in Jordanien: Kein einfaches Leben
Im westlichen Kulturkreis gelten Hunde häufig als treue Begleiter, die im Familienbett schlafen und Geburtstagskuchen bekommen. In Jordanien ist das Bild vom Hund oft ein ganz anderes. Das beginnt schon mit der religiösen Einstellung: Im Islam gelten Hunde nicht grundsätzlich als unrein, aber ihre Haltung wird in konservativen Auslegungen als problematisch angesehen – insbesondere im Haus.
Straßenhunde: Allgegenwärtig und oft ungeliebt
Eines der auffälligsten Phänomene in Jordanien ist die hohe Zahl an Straßenhunden. Vor allem in ländlichen Regionen, aber auch am Stadtrand von Amman, sieht man sie oft in Gruppen umherstreifen. Viele dieser Hunde sind verwilderte Nachkommen ehemaliger Haushunde oder wurden direkt ausgesetzt. Sie leben meist unter schwierigen Bedingungen: Hitze, Hunger, Krankheiten und fehlender Schutz vor Misshandlungen gehören zu ihrem Alltag.
Die genaue Zahl ist schwer zu ermitteln, doch Schätzungen gehen von mehreren zehntausend Straßenhunden im ganzen Land aus. Viele Menschen haben Angst vor ihnen – teils aus Unwissenheit, teils wegen tatsächlicher Vorfälle mit aggressiven Tieren. Tollwut ist in manchen Gegenden ein ernstzunehmendes Risiko.
Die Haltung von Hunden in jordanischen Haushalten
Das Bild ist nicht ausschließlich negativ – es gibt auch viele Hundeliebhaber in Jordanien. In der wohlhabenderen Bevölkerungsschicht, insbesondere in urbanen Gebieten wie Amman oder Aqaba, werden Hunde durchaus als Haustiere gehalten. Dabei handelt es sich häufig um kleinere Rassen, die als Statussymbol gelten oder zur Bewachung des Hauses dienen.
Herausforderungen für Hundebesitzer
Wer in Jordanien einen Hund halten will, muss mit gesellschaftlichen Hürden rechnen. Spaziergänge mit dem Hund sind nicht überall gern gesehen, in manchen Gegenden wird man sogar schief angeschaut oder angesprochen. Hunde sind in öffentlichen Parks meist nicht erlaubt, und Tierärzte gibt es nicht flächendeckend. Zudem fehlen klare gesetzliche Regelungen zum Tierschutz, was sowohl für Haustiere als auch für Straßenhunde problematisch ist.
Tierschutz in Jordanien: Zwischen Engagement und Überforderung
In den letzten Jahren haben sich einige private Initiativen gebildet, die sich dem Schutz und der Versorgung von Straßenhunden verschrieben haben. Organisationen wie Al Rabee Society for Nature and Animal Protection oder Humane Center for Animal Welfare kümmern sich um verletzte und kranke Tiere, führen Kastrationsprogramme durch und versuchen, Aufklärungsarbeit zu leisten.
Kastration statt Tötung?
Ein zentrales Thema im Umgang mit Straßenhunden ist die Geburtenkontrolle. Viele Kommunen greifen aus Mangel an Alternativen zur Tötung der Tiere – meist durch Gift oder Schusswaffen. Tierschutzorganisationen versuchen dem mit sogenannten TNR-Programmen (Trap, Neuter, Return) entgegenzuwirken: Die Hunde werden eingefangen, kastriert und anschließend wieder freigelassen. Doch die Ressourcen sind begrenzt, und staatliche Unterstützung ist rar.
Kulturelle und religiöse Dimensionen
Die Einstellung gegenüber Hunden in Jordanien ist stark kulturell geprägt. Während in der islamischen Theologie differenziert zwischen Nutz- und Haushunden unterschieden wird, herrscht in der Bevölkerung oft ein generalisiertes Misstrauen gegenüber Hunden – besonders gegenüber streunenden.
In einigen Hadithen (Überlieferungen über Worte und Taten des Propheten Mohammed) wird der Hund als unrein beschrieben, insbesondere sein Speichel. Diese Sichtweise führt dazu, dass viele Muslime Hunde meiden – aus Angst vor ritueller Unreinheit. Dennoch gibt es auch viele islamische Gelehrte, die differenzierter argumentieren und Hunde als Geschöpfe Gottes ansehen, die Respekt verdienen.
Reisen mit Hund nach Jordanien – ist das überhaupt möglich?
Wer mit Hund nach Jordanien reisen möchte, muss gut vorbereitet sein. Die Einfuhr von Hunden ist grundsätzlich erlaubt, aber es gelten bestimmte Gesundheitsvorschriften:
- Gültiger Heimtierausweis mit Nachweis über Tollwutimpfung
- Gesundheitszeugnis vom Tierarzt (nicht älter als 30 Tage vor Einreise)
- Eventuell Quarantänebestimmungen je nach Herkunftsland
Vor Ort solltest du mit deinem Hund sehr vorsichtig sein. Straßenhunde könnten sich aggressiv verhalten, und in vielen öffentlichen Bereichen sind Hunde nicht erlaubt. Zudem ist es schwer, hundefreundliche Unterkünfte oder Auslaufmöglichkeiten zu finden.
Ein Land voller Kontraste – auch für Hunde
Jordanien ist ein faszinierendes Land mit reicher Geschichte, atemberaubender Natur und großer Gastfreundschaft. Doch für Hunde – vor allem Straßenhunde – ist das Leben dort alles andere als leicht. Während es positive Entwicklungen und engagierte Tierschützer gibt, fehlt es nach wie vor an staatlicher Unterstützung, Aufklärung und tierfreundlichen Strukturen.
Wenn du Tierfreund bist, kannst du vor Ort helfen: durch Spenden, Freiwilligenarbeit oder indem du die Arbeit von lokalen Organisationen bekannt machst. Jede noch so kleine Geste zählt.
Was denkst du?
Wie empfindest du den Umgang mit Hunden in Jordanien? Warst du vielleicht selbst schon dort und hast Erfahrungen gemacht – positive oder negative? Schreib deine Meinung oder deine Geschichte gerne in die Kommentare!