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Straßenhunde in Kamerun: Eine unterschätzte Herausforderung

In vielen Ländern Afrikas gehören Straßenhunde zum alltäglichen Stadtbild – so auch in Kamerun. Die Situation ist komplex, eng verflochten mit sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekten. Während das Thema in Europa häufig mit Tierschutz, Adoption und Kastrationsprogrammen verknüpft wird, sieht die Realität in Kamerun ganz anders aus. Hier erfährst du, wie mit Straßenhunden in dem zentralafrikanischen Land umgegangen wird, wie die Bevölkerung auf das Problem reagiert, welche Rolle der Staat und Hilfsorganisationen spielen – und ob es überhaupt Tierheime gibt.


1. Straßenhunde in Kamerun – ein alltägliches Bild

Wenn du durch Städte wie Douala, Yaoundé oder Bafoussam gehst, wirst du schnell merken: Straßenhunde gehören hier einfach dazu. Sie streifen durch die Straßen, suchen nach Futterresten, schlafen in Hauseingängen oder folgen Passanten in der Hoffnung auf etwas zu essen. Viele dieser Hunde sind scheu, misstrauisch oder aggressiv, vor allem wenn sie verletzt oder krank sind. Die Bevölkerung reagiert gemischt – zwischen Gleichgültigkeit, Mitleid und Angst.

Die meisten Straßenhunde in Kamerun sind nicht das Ergebnis ausgesetzter Haustiere, sondern stammen aus freilaufenden, sich selbst reproduzierenden Populationen. Besonders in ärmeren Stadtvierteln oder ländlichen Regionen leben Hunde oft halb wild – sie gehören irgendwie zu einer Familie, werden aber nicht gepflegt, medizinisch versorgt oder gar kastriert. Es gibt kaum ein Bewusstsein für die Verantwortung, die mit Tierhaltung verbunden ist.


2. Ursachen für die hohe Zahl an Straßenhunden

Ein Hauptproblem ist das Fehlen einer konsequenten Tierkontrolle. Es gibt weder eine flächendeckende Meldepflicht für Hunde noch systematische Kastrationsprogramme. Auch Impfungen – vor allem gegen Tollwut – finden selten statt. Viele Hunde sind daher krank oder verwurmt, was nicht nur für die Tiere selbst, sondern auch für Menschen gefährlich werden kann.

Ein weiterer Grund ist die wirtschaftliche Lage. Für viele Menschen in Kamerun ist das tägliche Überleben eine Herausforderung – da bleibt kaum Platz für Tierliebe oder gar finanzielle Aufwendungen für Hunde. Futter, Impfungen oder Tierarztbesuche sind Luxus. Ein Hund muss "funktionieren" – als Wachhund oder Jäger – sonst wird er sich selbst überlassen.


3. Gefahren und Probleme durch Straßenhunde

Straßenhunde stellen in Kamerun ein reales Risiko dar. Immer wieder kommt es zu Beißvorfällen, vor allem bei Kindern. Tollwut ist nach wie vor eine tödliche Bedrohung – laut WHO sterben in Kamerun jedes Jahr Dutzende Menschen daran, meist infolge von Hundebissen.

Ein weiteres Problem ist die Vermehrung. Eine unkastrierte Hündin kann zwei- bis dreimal im Jahr Welpen bekommen – oft unter erbärmlichen Bedingungen. Die meisten dieser Welpen überleben nicht lange: Krankheiten, Hunger, Verkehr oder Misshandlung fordern täglich Opfer. Doch die, die überleben, vermehren sich weiter. So entsteht ein Kreislauf, der kaum zu stoppen ist.


4. Wie geht der Staat mit dem Problem um?

Offiziell gibt es in Kamerun Gesetze zum Schutz von Tieren. So wurde 2014 ein Gesetz verabschiedet, das unter anderem Tierquälerei unter Strafe stellt. In der Praxis jedoch fehlt es an Durchsetzung. Veterinärämter sind chronisch unterbesetzt und schlecht ausgestattet. Kontrollen finden kaum statt, und es gibt so gut wie keine Programme zur Kontrolle der Straßenhundpopulation.

Gelegentlich werden Maßnahmen ergriffen – etwa das Einfangen und Töten von Hunden, wenn die Tollwutgefahr steigt. Diese Aktionen sind jedoch weder nachhaltig noch tierfreundlich. Kastrationen, Impfkampagnen oder Aufklärungsarbeit fehlen fast vollständig.


5. Gibt es Tierheime in Kamerun?

Tierheime, wie du sie aus Deutschland kennst, sind in Kamerun eine absolute Seltenheit. In den meisten Regionen existieren gar keine Auffangstationen für Hunde. Es gibt jedoch einzelne private Initiativen – meist von engagierten Tierschützern oder kleinen NGOs getragen. Diese betreiben kleine, oft improvisierte Einrichtungen, in denen verletzte oder ausgesetzte Hunde aufgenommen werden.

Ein Beispiel ist die Organisation "Animal Welfare League Cameroon" in Yaoundé, die sich um verletzte Tiere kümmert, Impfkampagnen organisiert und auch Aufklärungsarbeit in Schulen leistet. Doch solche Projekte arbeiten mit minimalen Mitteln, oft ohne staatliche Unterstützung. Sie sind auf Spenden angewiesen und ständig überlastet. In vielen Fällen können sie nur eine Handvoll Hunde gleichzeitig betreuen – bei einer Population von tausenden Straßentieren ist das ein Tropfen auf den heißen Stein.


6. Hilfe von außen: internationale Organisationen

Einige internationale Tierschutzorganisationen sind in Kamerun aktiv, allerdings in begrenztem Umfang. Der Fokus liegt meist auf Bildung und Gesundheit – etwa durch Impfkampagnen gegen Tollwut oder Programme zur Sensibilisierung der Bevölkerung für artgerechte Tierhaltung.

Auch das One Health-Konzept, das Mensch, Tier und Umwelt als zusammenhängendes System betrachtet, gewinnt langsam an Bedeutung. In Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und Gemeinden sollen nachhaltige Lösungen entwickelt werden, die sowohl dem Schutz der Tiere als auch der Gesundheit der Menschen dienen.

Aber: Ohne politische Unterstützung und ausreichende Finanzierung bleiben diese Projekte klein und lokal begrenzt.


7. Was müsste sich ändern?

Langfristig braucht Kamerun ein umfassendes Konzept zur Kontrolle der Straßenhundpopulation. Dazu gehören:

  • Flächendeckende Kastrationsprogramme, um die Vermehrung zu stoppen.
  • Regelmäßige Impfungen, vor allem gegen Tollwut.
  • Aufklärung der Bevölkerung, vor allem in Schulen und Gemeinden.
  • Staatliche Förderung von Tierheimen und Tierärzten.
  • Klare gesetzliche Regelungen und deren Durchsetzung.

Ein kultureller Wandel ist ebenfalls notwendig. Hunde müssen nicht nur als Nutztiere, sondern auch als fühlende Lebewesen gesehen werden, die ein Recht auf ein artgerechtes Leben haben.


8. Fazit: Ein langer Weg mit kleinen Schritten

Die Situation der Straßenhunde in Kamerun ist ein Spiegel vieler gesellschaftlicher Herausforderungen: Armut, fehlende Infrastruktur, mangelnde Bildung und ein schwaches Gesundheitssystem. Tierschutz spielt hier (noch) eine untergeordnete Rolle. Doch es gibt Hoffnung – durch das Engagement Einzelner, durch internationale Hilfe und durch das wachsende Bewusstsein, dass auch Tiere ein Teil unserer Gemeinschaft sind.

Jeder kleine Fortschritt zählt – sei es ein geimpfter Hund, ein aufgeklärtes Kind oder eine gerettete Hündin mit Welpen. Der Weg ist lang, aber nicht aussichtslos.


Was denkst du über die Situation der Straßenhunde in Kamerun? Hast du schon einmal Ähnliches erlebt oder selbst ein Straßenhundprojekt unterstützt? Schreib gerne in die Kommentare!

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Sprachen

Französisch, Englisch

Nachbarländer

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