Hunde auf den Kapverden: Leben zwischen Sand, Sonne und Straße
Die Kapverden – das klingt nach endlosem Sommer, türkisblauem Meer, kreolischer Musik und einer sanften Brise, die über Vulkanlandschaften und palmengesäumte Strände weht. Doch hinter der Postkartenidylle dieser Inselgruppe im Atlantik verbirgt sich auch eine weniger bekannte Realität: das Leben unzähliger Straßenhunde, die zwischen Tourismus und Tradition ihren Platz suchen. In diesem Artikel erfährst du nicht nur mehr über die Kapverden als Land, sondern auch, wie dort mit Hunden umgegangen wird – ein Thema, das viele Hundefreund*innen bewegt, die die Inseln besuchen oder dort leben wollen.
Kapverden im Überblick: Wo liegt das Inselparadies eigentlich?
Die Kapverdischen Inseln (portugiesisch: Cabo Verde) liegen rund 570 Kilometer westlich der Küste Afrikas im Atlantischen Ozean. Das Land besteht aus insgesamt neun bewohnten und mehreren unbewohnten Inseln, die in eine nördliche (Barlavento) und südliche Gruppe (Sotavento) unterteilt werden. Hauptstadt ist Praia auf der Insel Santiago.
Ehemals eine portugiesische Kolonie, erlangten die Kapverden 1975 ihre Unabhängigkeit. Heute leben hier etwa 560.000 Menschen. Das Klima ist trocken und warm, mit ganzjährig angenehmen Temperaturen – ideal für einen Urlaub, aber auch für ein Leben im Freien, was für viele Tiere, insbesondere Hunde, bittere Realität ist.
Hunde auf den Kapverden: Ein ganz anderes Leben
Wenn du auf den Kapverden unterwegs bist – ob auf Sal, Boa Vista oder Santiago – wirst du schnell bemerken: Hunde sind allgegenwärtig. Sie streifen durch die Straßen, dösen im Schatten von Fischerbooten oder folgen Spaziergängern mit hoffnungsvollem Blick. Diese Hunde gehören selten jemandem – sie sind Straßenhunde. Und es sind viele.
Kein Zuhause, aber ein Revier
Straßenhunde auf den Kapverden sind in der Regel sehr sozialisiert gegenüber Menschen. Sie wachsen in der Nähe von Menschen auf, lernen früh, wie sie sich Futter erbetteln oder in Tourismuszonen zurechtkommen. Oft leben sie in kleinen Gruppen und verteidigen ihre Reviere gegen fremde Hunde.
Es gibt aber auch viele Hunde, die zwar frei herumlaufen, aber dennoch einen Besitzer oder ein Zuhause haben. Die Grenze zwischen "Straßenhund" und "freilaufendem Hund mit Besitzer" ist fließend. Hunde gelten hier nicht selten als nützliche Tiere, zum Beispiel als Wachhunde, weniger als Familienmitglieder im europäischen Sinne.
Herausforderungen für Mensch und Tier
Überpopulation durch fehlende Kastration
Eines der größten Probleme auf den Kapverden ist die unkontrollierte Vermehrung. Viele Hunde sind nicht kastriert oder sterilisiert – einerseits aus finanziellen Gründen, andererseits fehlt oft das Bewusstsein für die langfristigen Folgen. So entstehen jedes Jahr Tausende Welpen, von denen viele nicht überleben oder ihr Leben auf der Straße fristen.
Krankheiten und mangelnde tierärztliche Versorgung
Die medizinische Versorgung für Hunde ist auf vielen Inseln begrenzt. Tollwut, Parasiten, Hautkrankheiten und andere Infektionen sind weit verbreitet. Impfprogramme gibt es nur punktuell, oft von Tierschutzorganisationen getragen. Die staatliche Unterstützung ist gering, vor allem in abgelegenen Regionen.
Lichtblicke: Tierschutzarbeit auf den Kapverden
Trotz der schwierigen Situation gibt es Organisationen und Privatpersonen, die sich für das Wohl der Tiere einsetzen.
Lokale Initiativen und internationale Hilfe
Auf den Inseln Sal, Boa Vista, Santiago und São Vicente sind verschiedene Tierschutzgruppen aktiv. Dazu zählen lokale NGOs wie SOS Animal Cabo Verde, Associação Bons Amigos oder Project Biodiversity. Auch internationale Vereine – vor allem aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden – engagieren sich stark.
Diese Organisationen kümmern sich um:
- Kastrations- und Sterilisationskampagnen
- medizinische Versorgung verletzter oder kranker Tiere
- Aufklärungsarbeit in Schulen und Gemeinden
- Adoptionen ins In- und Ausland
Unterstützung durch Touristen
Immer mehr Tourist*innen bringen Medikamente, Halsbänder oder Leckerlis mit, engagieren sich vor Ort oder nehmen sogar Hunde mit nach Hause. Wenn du einen Urlaub auf den Kapverden planst und helfen willst, kannst du dich im Vorfeld bei einer lokalen Organisation informieren – sie freuen sich über jede Hilfe.
Ein Hundeleben auf den Kapverden: Zwischen Freiheit und Gefahr
Das Leben als Straßenhund auf den Kapverden ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits haben die Hunde große Bewegungsfreiheit, können ihren natürlichen Instinkten folgen, leben oft in Gruppen und entwickeln soziale Strukturen. Andererseits sind sie ständig Gefahren ausgesetzt: Hunger, Krankheiten, Verkehr, Vergiftungen oder Gewalt durch Menschen.
Ein Teil der Bevölkerung betrachtet die Tiere mit Respekt oder Gleichgültigkeit – ein anderer leider mit Ablehnung. Vor allem in Städten kommt es immer wieder zu gezielten Aktionen zur Reduzierung der Hundepopulation durch Einfangen oder gar Tötung.
Wie ist die Gesetzeslage?
Das kapverdische Tierschutzgesetz ist vergleichsweise jung und wurde erst in den letzten Jahren schrittweise ausgebaut. Es verbietet unnötiges Leiden und Tötung von Tieren – allerdings fehlen klare Definitionen, Kontrollen und Strafen. Der Vollzug ist schwierig, vor allem auf den kleineren Inseln.
Kastrationsprojekte werden von der Regierung punktuell unterstützt, doch die Initiative geht meist von NGOs aus. Es gibt keine landesweite Pflicht zur Kennzeichnung oder Registrierung von Hunden, was die Nachverfolgung erschwert.
Was kannst du tun, wenn du auf Kap Verde einen Hund siehst?
Wenn du als Reisende*r einen verletzten oder kranken Hund findest, kannst du Folgendes tun:
- Dokumentieren: Foto machen, Standort notieren.
- Organisation kontaktieren: Viele NGOs sind per WhatsApp oder Facebook erreichbar und helfen schnell.
- Keine Alleingänge: Bring den Hund nicht selbst zum Tierarzt, ohne Absprache – oft fehlen Medikamente oder Mittel zur Versorgung.
- Spenden oder Flugpatenschaft anbieten: Gerade das Mitnehmen eines Hundes als Flugpate ist eine wertvolle Hilfe für Vermittlungen nach Europa.
Kap Verde und Hunde – eine Beziehung im Wandel
Auch wenn noch viel zu tun ist, hat sich in den letzten Jahren einiges bewegt. Das Bewusstsein für Tierschutz wächst, gerade bei der jungen Bevölkerung. Aufklärung, Bildung und der Einsatz internationaler Helfer*innen verändern Schritt für Schritt das Bild des Hundes auf den Kapverden – weg vom „Nutztier“ hin zum Lebewesen mit Bedürfnissen und Rechten.
Deine Meinung ist gefragt
Warst du selbst schon auf den Kapverden und hast dort Hunde erlebt? Wie hast du die Situation wahrgenommen? Oder planst du vielleicht eine Reise dorthin und möchtest wissen, wie du helfen kannst? Schreib gerne in die Kommentare – ich bin gespannt auf deine Erfahrungen und Gedanken!