Kasachstan: Zwischen Steppe, Tradition und Tierliebe
Kasachstan – das neuntgrößte Land der Erde – ist ein Ort voller Gegensätze. Hier treffen endlose Weiten der Steppe auf moderne Städte wie Astana und Almaty, traditionelle Nomadenkultur auf aufstrebenden Technologiewandel. Doch wie sieht das Leben dort für unsere vierbeinigen Freunde aus? Welche Rolle spielen Hunde im Alltag der Kasach:innen? Und wie verbreitet sind Straßenhunde in diesem riesigen Land? In diesem Artikel bekommst du nicht nur einen Überblick über Kasachstan selbst, sondern vor allem einen tiefen Einblick in das Leben der Hunde dort – von den verschneiten Bergen im Osten bis zu den heißen Wüstenregionen im Westen.
Kasachstan – ein kurzer Überblick
Bevor wir uns den Hunden widmen, lohnt sich ein Blick auf das Land selbst. Kasachstan liegt größtenteils in Zentralasien, ein kleiner Teil ragt auch nach Europa hinein. Mit rund 2,7 Millionen Quadratkilometern Fläche ist es das größte Binnenland der Welt – aber mit nur etwa 19 Millionen Einwohnern sehr dünn besiedelt. Die Hauptstadt ist seit 2019 Astana, vormals unter dem Namen Nur-Sultan bekannt.
Kasachstan war lange Zeit Teil der Sowjetunion und ist seit 1991 unabhängig. Es ist reich an natürlichen Ressourcen wie Erdöl, Gas und Uran, was dem Land wirtschaftlich Aufschwung verleiht. Gleichzeitig hat sich ein gewisser kultureller Spagat erhalten – zwischen traditioneller Nomadenkultur und sowjetischem Erbe, zwischen Islam, Schamanismus und sowjetischer Moderne.
Hunde in der kasachischen Kultur: Vom Hirtenhelfer zum Familienmitglied
Die Beziehung zwischen Mensch und Hund ist in Kasachstan historisch gewachsen – besonders im ländlichen Raum. Schon die Nomadenvölker Zentralasiens hielten Hunde, vor allem als Wach- und Herdenschutzhunde. Eine der bekanntesten Rassen der Region ist der zentralasiatische Owtscharka (auch als Alabai bekannt), ein kraftvoller und unabhängiger Hund, der traditionell zum Schutz von Viehherden vor Wölfen und anderen Raubtieren eingesetzt wurde.
In vielen Gegenden Kasachstans ist der Hund bis heute ein Nutztier mit klarer Aufgabe: Er bewacht Haus und Hof, begleitet Hirten in abgelegene Weidegebiete oder lebt auf Bauernhöfen. Doch in den Städten – besonders in Almaty – hat sich das Bild gewandelt. Immer mehr Menschen halten Hunde als Haustiere, lassen sie impfen, chippen und besuchen Hundeschulen. In städtischen Tierhandlungen gibt es inzwischen hochwertiges Futter, Accessoires und sogar Hundesalons.
Haustier oder Streuner? Die Realität der Straßenhunde
Trotz dieser positiven Entwicklungen gibt es in Kasachstan viele Straßenhunde. Vor allem in urbanen und peri-urbanen Gebieten – also am Rand der Städte – leben zahlreiche Hunde ohne festes Zuhause. Die Gründe sind vielfältig:
- Unkontrollierte Vermehrung von nicht kastrierten Hunden
- Ausgesetzte Haustiere, deren Haltung zu teuer oder aufwendig wurde
- Wenig staatliche Kontrolle oder systematische Programme zur Straßenhundkontrolle
- Fehlende Aufklärung über Tierschutz und Kastration
Die Anzahl der Straßenhunde lässt sich schwer genau beziffern, Schätzungen sprechen aber von mehreren hunderttausend Tieren im ganzen Land. In manchen Gegenden, vor allem in der Nähe von Müllplätzen oder informellen Siedlungen, bilden sich sogar eigene Rudel.
Tierschutz in Kasachstan: Zwischen Aufbruch und Altlasten
Tierschutz ist in Kasachstan ein Thema im Wandel. Zwar gibt es seit einigen Jahren erste Tierschutzgesetze, doch deren Umsetzung ist oft mangelhaft. Das kasachische Tierschutzgesetz von 2021 enthält zwar wichtige Ansätze – z. B. ein Verbot der Tierquälerei – aber kaum konkrete Vorgaben zur Versorgung oder Kontrolle von Straßenhunden.
Private Initiativen und NGOs spielen deshalb eine zentrale Rolle. In Städten wie Almaty oder Schymkent gibt es engagierte Tierschützer:innen, die Kastrationsprogramme durchführen, Straßenhunde impfen und vermitteln. Auch Tierheime entstehen langsam, sind aber meist chronisch unterfinanziert und überfüllt.
Viele Hunde landen auf der Straße, weil es keine Kultur der Adoption gibt – Welpen werden bevorzugt gekauft, besonders ausländische Rassen gelten als Statussymbol. Der „Straßenhund“ hingegen wird oft als Last gesehen. Es gibt Berichte über Tötungen durch Behörden, die angeblich aus „Sicherheitsgründen“ durchgeführt werden – ein Thema, das immer wieder zu Protesten führt.
Wie gehen Menschen mit Hunden im Alltag um?
Die Einstellung gegenüber Hunden ist stark vom Lebensraum und der Generation abhängig. Auf dem Land sind Hunde eher Nutztiere – sie leben draußen, werden oft mit Resten gefüttert, haben keinen Zugang zu tierärztlicher Versorgung und werden selten kastriert.
In den Städten ist das Bild vielfältiger. Viele junge Menschen sehen Hunde als Teil der Familie und geben viel Geld für ihre Pflege aus. Gleichzeitig gibt es immer noch Vorurteile: Manche halten Hunde für „unrein“ – ein kultureller Überhang aus religiösen Traditionen – oder sehen sie als Gefahr.
Auch die staatliche Infrastruktur hinkt hinterher: Es gibt kaum Hundewiesen, Leinenpflicht wird nur sporadisch kontrolliert, und die medizinische Versorgung ist oft teuer und nicht überall verfügbar.
Hoffnung auf Veränderung: Bildung, Aufklärung und Engagement
Was Hoffnung macht: In Kasachstan wächst eine neue Generation von Tierfreund:innen, die sich lautstark für Hunde und andere Tiere einsetzen. Über soziale Medien wie Instagram und TikTok erreichen sie zehntausende Menschen, klären über Kastration, Impfungen und Adoption auf. Tierärzt:innen, Blogger:innen und Aktivist:innen treiben so den gesellschaftlichen Wandel voran.
Auch das Bewusstsein für tiergestützte Therapie, Hundesport und artgerechte Haltung wächst. Es gibt erste Hundeschulen, Agility-Kurse und sogar Tiertrainer:innen, die mit positiver Verstärkung arbeiten – etwas, das vor wenigen Jahren noch unbekannt war.
Langfristig könnte das den Umgang mit Hunden in Kasachstan deutlich verbessern – wenn auch nicht über Nacht.
Ein Land im Wandel – auch für seine Hunde
Kasachstan ist ein faszinierendes Land mit einer tief verwurzelten Kultur im Umgang mit Hunden – sei es als Helfer der Nomaden oder als neuer Stadtbewohner. Gleichzeitig ist die Herausforderung groß: Straßenhunde sind allgegenwärtig, der Tierschutz steckt in den Kinderschuhen, und viele Tiere leben unter schwierigen Bedingungen.
Aber: Es gibt Bewegung. Durch Aufklärung, Engagement und den Mut vieler Einzelner wächst die Hoffnung, dass sich das Leben für Hunde in Kasachstan langfristig verbessert.
Was denkst du?
Wie empfindest du den Umgang mit Hunden in Kasachstan? Hast du vielleicht sogar schon Erfahrungen mit Tierschutzprojekten in anderen Ländern gemacht? Lass uns gerne in den Kommentaren darüber sprechen!