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Libanon: Wie Hunde im Zedernland leben und überleben

Wenn du an den Libanon denkst, kommen dir wahrscheinlich zuerst imposante Bergketten, das tiefblaue Mittelmeer, alte römische Ruinen und eine reiche, jahrtausendealte Kultur in den Sinn. Das kleine Land im Nahen Osten ist bekannt für seine Gastfreundschaft, seine Küche und seine bewegte Geschichte. Doch wie steht es eigentlich um Hunde im Libanon? Wie werden sie dort gehalten, behandelt – und was erwartet einen Hund auf den Straßen von Beirut oder in den Dörfern des Nordens? Dieser Artikel nimmt dich mit auf eine Reise durch das Zedernland, bei der wir nicht nur auf die Grundzüge des Landes eingehen, sondern besonders auf das Leben der Hunde im Libanon. Denn ihre Realität ist oft ganz anders als das, was wir aus Mitteleuropa kennen.

Ein Blick auf den Libanon: Land, Leute und Lebensweise

Der Libanon ist ein kleines Land im Nahen Osten und grenzt im Norden und Osten an Syrien, im Süden an Israel und im Westen an das Mittelmeer. Mit einer Fläche von nur rund 10.452 km² ist er kaum größer als das Bundesland Hessen. Trotzdem beherbergt er über 6 Millionen Menschen – und eine nicht zu unterschätzende Anzahl an Hunden, von denen viele auf der Straße leben.

Die Hauptstadt Beirut war einst als das „Paris des Nahen Ostens“ bekannt. Sie vereint französischen Einfluss, arabisches Erbe und moderne Lebensstile. Doch auch wenn der Libanon für seine kulturelle Offenheit bekannt ist, gibt es beim Thema Hundehaltung große Unterschiede zu Ländern wie Deutschland.

Hunde im Alltag: Zwischen Haustier und Straßentier

In wohlhabenderen Gegenden, besonders in und um Beirut, sieht man zunehmend Hunde als Haustiere – oft kleine Rassen wie Malteser, Shih Tzus oder Pomeranians, die in Stadtwohnungen gehalten werden. Dort gehören Hunde für viele Familien, insbesondere für die jüngere Generation, längst zur Familie. Man trifft sie in Cafés, an Stränden oder in Hundepensionen.

Doch das ist nur eine Seite der Medaille.

In weiten Teilen des Landes – besonders in ländlichen oder ärmeren Regionen – werden Hunde eher als Nutztiere betrachtet: als Wachhunde, Herdenschutzhunde oder schlicht als Tiere, die sich selbst überlassen werden. Die Idee des Hundes als emotionales Familienmitglied ist noch nicht flächendeckend angekommen. Auch religiöse und kulturelle Überzeugungen spielen eine Rolle: In konservativeren muslimischen Gemeinschaften gilt der Hund – vor allem sein Speichel – als unrein, was zu einer gewissen Distanz gegenüber Hunden führt.

Straßenhunde: Ein allgegenwärtiges Bild

Ein zentrales Thema im Libanon ist das enorme Problem mit Straßenhunden. Überall im Land – in Städten, Dörfern, an Autobahnen und in den Bergen – trifft man auf streunende Hunde. Ihre Anzahl wird auf Zehntausende geschätzt, genaue Zahlen gibt es nicht. Die Gründe für diese Situation sind vielfältig:

  • Mangelnde Kastration und Sterilisation: Viele Hunde vermehren sich unkontrolliert, da es kaum flächendeckende Kastrationsprogramme gibt.
  • Verlassene Hunde: Immer wieder werden Hunde ausgesetzt, vor allem wenn ihre Besitzer auswandern oder sich die Haltung nicht mehr leisten können.
  • Wenig Tierschutz-Infrastruktur: Der Staat bietet kaum Unterstützung für Tierschutzprojekte oder Tierheime. Die wenigen Initiativen werden fast ausschließlich von Freiwilligen und Spenden getragen.
  • Konflikte mit Menschen: Da viele Straßenhunde nicht geimpft sind, kommt es immer wieder zu Tollwutfällen. Dies führt zu Angst und Ablehnung in der Bevölkerung, was wiederum in Misshandlungen oder sogar gezielter Tötung von Hunden resultieren kann.

Tierschutz im Libanon: Zwischen Hoffnung und Verzweiflung

Trotz aller Schwierigkeiten gibt es auch im Libanon engagierte Menschen, die sich für das Wohl der Hunde einsetzen. Organisationen wie Animals Lebanon, Beirut for the Ethical Treatment of Animals (BETA) oder Lebanese House of Dogs versuchen, so viele Hunde wie möglich zu retten, zu kastrieren, medizinisch zu versorgen und – wenn möglich – zu vermitteln. Oft werden Hunde sogar ins Ausland vermittelt, vor allem nach Kanada, Europa oder in die USA.

Doch diese Organisationen stehen unter enormem Druck: Es fehlt an Platz, Geld und medizinischen Ressourcen. In Krisenzeiten – etwa nach der Explosion im Hafen von Beirut 2020 oder in der anhaltenden Wirtschaftskrise – geraten auch Tierschutzprojekte schnell an ihre Grenzen.

Viele Tierschützer berichten zudem, dass sie nicht nur gegen die Armut, sondern auch gegen Vorurteile kämpfen müssen. Der Hund gilt für viele Menschen nicht als schützenswertes Wesen, sondern als Gefahr oder Plage.

Politik, Krise und ihre Auswirkungen auf Tiere

Die politische Lage im Libanon ist seit Jahren instabil. Wirtschaftliche Not, Korruption und eine chronische Versorgungskrise betreffen nicht nur Menschen, sondern auch Tiere. Tierärzte verlassen das Land, Medikamente sind kaum verfügbar, Tierfutter wird zum Luxusprodukt.

Diese Bedingungen führen dazu, dass viele Hundebesitzer ihre Tiere nicht mehr richtig versorgen können – oder sie aussetzen. Es entsteht ein Kreislauf aus Not, Überforderung und wachsender Straßentierpopulation.

Einige Städte greifen mittlerweile zu drastischen Maßnahmen, um dem Problem Herr zu werden – bis hin zu Abschussaktionen. Diese werden von Tierschutzorganisationen heftig kritisiert, zeigen aber, wie groß die Hilflosigkeit oft ist.

Was könnte sich ändern?

Eine nachhaltige Lösung wäre nur durch ein Zusammenspiel aus Aufklärung, gesetzlichen Maßnahmen und internationaler Hilfe möglich. Hier ein paar Punkte, die viele Tierschützer fordern:

  • Flächendeckende Kastrationsprogramme
  • Bildungskampagnen zur Förderung des Tierschutzgedankens
  • Förderung von Adoptionen statt Käufen
  • Tierärztliche Versorgung auf dem Land
  • Einführung und Umsetzung von Tierschutzgesetzen

Ein positiver Trend ist zumindest zu beobachten: Die junge Generation im Libanon zeigt sich immer tierfreundlicher. In sozialen Netzwerken und durch Influencer wird das Thema Hundehaltung immer präsenter, und auch das Bewusstsein für artgerechte Tierhaltung wächst – langsam, aber spürbar.

Was kannst du tun?

Wenn du den Hunden im Libanon helfen möchtest, kannst du spenden oder selbst eine Patenschaft übernehmen. Viele Organisationen bieten die Möglichkeit, gezielt einzelne Hunde zu unterstützen oder sogar eine Adoption aus dem Ausland zu organisieren.

Zudem hilft es, auf das Thema aufmerksam zu machen – sei es durch Teilen von Beiträgen, Aufklärung im eigenen Umfeld oder durch Unterstützung von Petitionen und Kampagnen.

Ein Land im Umbruch – auch für seine Hunde

Der Libanon ist ein faszinierendes Land mit großem kulturellen Reichtum, aber auch enormen Herausforderungen. Die Situation der Hunde dort spiegelt viele der sozialen und wirtschaftlichen Probleme wider. Doch es gibt Hoffnung: durch mutige Einzelpersonen, engagierte Organisationen und einen langsam wachsenden Sinn für Tierschutz.

Straßenhunde sind im Libanon mehr als nur ein Randphänomen – sie sind Teil des Stadtbildes, der Realität, und für viele auch ein Sinnbild der Vernachlässigung. Aber in jedem dieser Hunde steckt ein Lebewesen, das Liebe, Respekt und Fürsorge verdient.

Was denkst du über die Situation der Hunde im Libanon? 

Hast du vielleicht selbst schon Erfahrungen mit Straßenhunden gemacht – im Libanon oder anderswo? Lass es uns in den Kommentaren wissen!

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