Mongolei: Wie Hunde zwischen Jurten und Steppen leben
Mitten in Asien, eingebettet zwischen Russland und China, liegt ein Land voller endloser Weiten, uralter Traditionen und wilder Natur: die Mongolei. Vielleicht denkst du bei diesem Namen zuerst an Dschingis Khan, Nomaden oder weite Steppen. Doch auch Hunde spielen in der mongolischen Kultur und im Alltag der Menschen eine wichtige Rolle – wenn auch ganz anders, als wir es aus Mitteleuropa gewohnt sind. In diesem Artikel erfährst du nicht nur spannende Fakten über das Land selbst, sondern auch, wie dort mit Hunden umgegangen wird, welche Rolle sie im Leben der Menschen spielen und ob es in der Mongolei viele Straßenhunde gibt. Du wirst sehen: Das Verhältnis zwischen Mensch und Hund ist in der Mongolei tief verwurzelt – aber auch voller Herausforderungen.
Die Mongolei im Überblick: Weite Landschaften, uralte Kultur
Mit rund 3,4 Millionen Einwohnern auf einer Fläche, die viereinhalbmal so groß ist wie Deutschland, gehört die Mongolei zu den am dünnsten besiedelten Ländern der Welt. Die Hauptstadt Ulaanbaatar (auch Ulan Bator geschrieben) ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes – hier lebt etwa die Hälfte der Bevölkerung.
Die Landschaft der Mongolei ist geprägt von endlosen Steppen, Wüsten (wie der berühmten Wüste Gobi), Hochebenen und Gebirgszügen. Rund 30 Prozent der Menschen führen noch ein nomadisches oder halbnomadisches Leben, das sich an den Jahreszeiten und dem Viehbestand orientiert.
In dieser traditionellen Lebensweise sind Tiere nicht nur Nutztiere, sondern Teil des täglichen Lebens – und Hunde gehören seit Jahrhunderten dazu.
Hunde in der nomadischen Kultur: Mehr als nur Begleiter
In der Mongolei sind Hunde traditionell keine reinen Haustiere im westlichen Sinn. Sie erfüllen vor allem praktische Aufgaben:
Wächter und Beschützer
Nomadenfamilien halten Hunde in erster Linie als Wachhunde. Die Tiere bewachen die Jurte (mongolisch: Ger), das Vieh und das Grundstück. Besonders nachts sorgen sie dafür, dass sich weder Mensch noch Tier unbemerkt nähern. Bellen ist ausdrücklich erwünscht – es zeigt, dass der Hund aufmerksam ist.
Diese Hunde sind robust, wetterfest und oft sehr selbstständig. Sie sind an das Leben im Freien gewöhnt und kommen mit extremen Temperaturen zurecht – im Winter kann es bis zu -40 Grad kalt werden. Im Sommer dagegen sind 30 Grad keine Seltenheit.
Spirituelle Bedeutung
In der traditionellen mongolischen Kultur gelten Hunde als spirituelle Wesen. Sie sollen in der Lage sein, Geister zu sehen und böse Energien fernzuhalten. Früher glaubte man sogar, dass die Seele eines Verstorbenen durch einen Hund wiedergeboren werden könne.
Besonders schwarze Hunde mit einem weißen Fleck auf der Brust gelten als Glücksbringer und werden sehr geschätzt. Umgekehrt gibt es aber auch Aberglauben und Ängste – nicht jeder Hund wird freundlich behandelt.
Die Realität heute: Zwischen Tradition und Moderne
Hunde in der Stadt
In Städten wie Ulaanbaatar verändert sich das Bild vom Hund zunehmend. Viele junge Menschen halten Hunde als Haustiere – in Wohnungen, mit Spielzeug, Tierarztbesuchen und regelmäßigem Gassigehen. Die Tierliebe wächst, und mit ihr auch das Bewusstsein für Tierschutz.
Doch das gilt vor allem für die Mittel- und Oberschicht. Für viele andere Menschen sind Hunde weiterhin Gebrauchstiere oder werden gar als Problemtiere gesehen – insbesondere, wenn sie auf der Straße leben.
Straßenhunde: Ein wachsendes Problem
Ja, es gibt in der Mongolei viele Straßenhunde – vor allem in städtischen Gebieten. In Ulaanbaatar sieht man sie in Hinterhöfen, an Müllplätzen oder sogar in Parks. Viele dieser Hunde stammen ursprünglich aus Haushalten oder Nomadenfamilien und wurden ausgesetzt, nicht kastriert oder haben sich vermehrt, nachdem ihre Besitzer sie nicht mehr versorgen konnten oder wollten.
Die Straßenhunde sind oft in schlechtem Zustand, krank oder unterernährt. Viele leben in kleinen Rudeln, was teilweise zu Konflikten mit Menschen führt. Es kommt immer wieder zu Beißvorfällen oder zur Übertragung von Krankheiten wie Tollwut – ein ernstes Thema in der Mongolei.
Tierschutz in der Mongolei: Erste Schritte, aber ein weiter Weg
In den letzten Jahren hat sich in Sachen Tierschutz einiges getan. In Ulaanbaatar gibt es mittlerweile Tierkliniken, private Initiativen und kleine Tierschutzorganisationen, die sich um Straßenhunde kümmern. Dazu gehört zum Beispiel die Kastration und Rückführung (Catch-Neuter-Release), aber auch die Vermittlung von Hunden in liebevolle Hände.
Allerdings fehlt es an staatlicher Unterstützung und einer flächendeckenden Struktur. Viele Menschen können sich keine tierärztliche Versorgung leisten, und Tierschutzgesetze existieren zwar auf dem Papier, werden aber nur selten durchgesetzt.
Der mongolische Hirtenhund: Eine besondere Hunderasse
Besonders faszinierend ist der sogenannte Bankhar, auch mongolischer Hirtenhund genannt. Diese uralte, fast vergessene Hunderasse wurde seit Jahrhunderten von Nomaden gezüchtet, um ihre Herden vor Wölfen, Bären und Dieben zu schützen.
Der Bankhar ist groß, kräftig, sehr wachsam und gleichzeitig tief loyal gegenüber seiner Familie. In den letzten Jahren gibt es wieder vermehrte Bemühungen, diese Rasse zu erhalten und bewusst zu züchten – als Teil des kulturellen Erbes und als funktionaler Schutz für das Vieh.
Interessanterweise zeigen Studien, dass der Bankhar in ökologischer Hinsicht sogar Vorteile hat: Durch seine bloße Anwesenheit hält er Raubtiere fern, ohne dass sie getötet werden müssen – ein Gewinn für den Artenschutz.
Zwischen Respekt und Vernachlässigung
Hunde haben in der Mongolei eine lange Geschichte und eine tief verwurzelte Rolle im Alltag – als Wächter, spirituelle Beschützer und Begleiter der Nomaden. Gleichzeitig leiden viele Hunde unter Vernachlässigung, Krankheiten oder dem harten Leben auf der Straße. Während in den Städten ein neues Bewusstsein für Haustiere entsteht, ist der Umgang mit Hunden im ganzen Land noch stark von Traditionen, Armut und fehlender Infrastruktur geprägt.
Die Entwicklung ist zweischneidig: Einerseits gibt es Hoffnung durch engagierte Menschen, Organisationen und moderne Tiermedizin. Andererseits stehen diese Fortschritte noch am Anfang und reichen bei weitem nicht aus, um das Leid vieler Hunde zu lindern.
Was denkst du?
Hast du schon mal etwas über Hunde in der Mongolei gehört oder vielleicht sogar selbst Erfahrungen gemacht? Wie sollte deiner Meinung nach mit dem Thema Straßenhunde umgegangen werden – in der Mongolei oder allgemein?
Schreib deine Meinung gerne in die Kommentare – ich bin gespannt, was du denkst!