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Pakistan: Hunde zwischen Tradition und Tierschutz

Wenn du an Pakistan denkst, hast du vermutlich erst einmal beeindruckende Berglandschaften, pulsierende Städte wie Karachi oder Lahore, farbenfrohe Kleidung und scharfe Gewürze im Kopf. Vielleicht auch politische Schlagzeilen. Aber hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie Hunde in diesem südasiatischen Land leben? In diesem Artikel bekommst du einen tiefen Einblick in das Verhältnis der Menschen in Pakistan zu Hunden – von Kultur und Religion bis hin zum Alltag auf der Straße.

Ein Blick auf Pakistan: Geografie, Kultur und Gesellschaft

Pakistan liegt im südlichen Asien und grenzt an Indien, Afghanistan, den Iran und China. Mit rund 240 Millionen Einwohnern ist es das fünftbevölkerungsreichste Land der Welt. Offiziell heißt es Islamische Republik Pakistan, was bereits einen Hinweis auf die tief verwurzelten religiösen Werte gibt, die auch das Verhältnis zu Tieren, insbesondere Hunden, stark prägen.

Das Land ist kulturell sehr vielfältig: Es gibt verschiedene ethnische Gruppen wie die Punjabis, Sindhis, Paschtunen und Belutschen. Die Amtssprache ist Urdu, im Alltag wird aber auch viel Englisch verwendet – gerade in Städten. Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung ist muslimisch, was eine entscheidende Rolle dabei spielt, wie Hunde wahrgenommen und behandelt werden.

Hunde in der islamischen Gesellschaft: Ein schwieriges Verhältnis

In vielen muslimisch geprägten Gesellschaften – so auch in Pakistan – gelten Hunde traditionell als „unrein“ (najas). Diese Haltung hat tiefe religiöse Wurzeln: In verschiedenen Hadithen (Überlieferungen aus dem Leben des Propheten Mohammed) wird davor gewarnt, Hunde in Häusern zu halten, da sie angeblich Engel vertreiben. Allerdings gibt es auch Hadithe, die den freundlichen Umgang mit Tieren fordern – was wiederum zeigt, dass das Thema in sich widersprüchlich ist.

Die Folge: Hunde werden in Pakistan oft nicht als Haustiere gehalten, wie wir das aus Europa kennen. Viele Familien meiden den direkten Kontakt. Ausnahmen bilden einige wohlhabende Haushalte in Großstädten, in denen Hunde als Statussymbole oder als Wachhunde gehalten werden. Daneben gibt es in der ländlichen Region vereinzelt Arbeitshunde, die zum Hüten von Vieh eingesetzt werden.

Straßenhunde: Überleben auf eigene Faust

Ein sehr sichtbares Phänomen in Pakistan ist die große Zahl an Straßenhunden – besonders in Städten wie Karachi, Lahore oder Islamabad. Schätzungen zufolge leben allein in Karachi zehntausende streunende Hunde. Genaue Zahlen gibt es kaum, da es kein flächendeckendes Monitoring oder staatliches Meldesystem gibt.

Diese Hunde sind meist auf sich allein gestellt. Sie durchwühlen Müllberge nach Futter, suchen nach Wasserstellen und schlafen oft an gefährlichen Orten wie Straßenrändern oder verlassenen Grundstücken. Viele von ihnen sind krank, unterernährt oder verletzt – häufig aufgrund von Autounfällen oder Misshandlungen. Tollwut ist unter Straßenhunden in Pakistan ein ernstzunehmendes Problem. Das liegt auch daran, dass Impfprogramme nur sporadisch stattfinden und Tiermedizin in ländlichen Regionen schwer zugänglich ist.

Tierschutz in Pakistan: Erste Schritte auf einem langen Weg

Die gute Nachricht: In den letzten Jahren hat sich im Bereich Tierschutz langsam etwas getan. Mehrere NGOs setzen sich aktiv für Straßenhunde ein. Eine der bekanntesten Organisationen ist Ayesha Chundrigar Foundation (ACF) mit Sitz in Karachi. Sie retten verletzte Tiere, bieten Impfungen an, kastrieren und sterilisieren Hunde und versuchen, durch Aufklärungsarbeit das Bewusstsein in der Bevölkerung zu verändern.

Ein weiteres Beispiel ist Todd’s Welfare Society in Lahore, die ähnliche Arbeit leisten. Doch diese Organisationen kämpfen mit begrenzten Mitteln, geringen Spenden und teilweise auch mit Widerstand aus der Bevölkerung. Viele Menschen wissen schlicht nicht, wie man mit Hunden richtig umgeht oder betrachten Tierschutz als Luxusproblem – verständlich in einem Land, in dem viele selbst ums tägliche Überleben kämpfen.

Vergiftungen und Abschussaktionen: Wenn Behörden durchgreifen

Leider gibt es in Pakistan noch immer brutale Methoden, um das „Hundeproblem“ zu bekämpfen. In vielen Städten greifen kommunale Behörden regelmäßig zu Vergiftungsaktionen oder Schüssen auf offener Straße, um die Population der Straßenhunde zu „kontrollieren“. Diese Maßnahmen sind nicht nur grausam, sondern oft auch ineffektiv – da sie keine nachhaltige Lösung bieten.

Die WHO empfiehlt zur Bekämpfung von Tollwut und Straßenhundpopulationen vielmehr langfristige Strategien: Massenimpfungen und flächendeckende Sterilisationen. Einige Städte wie Islamabad haben begonnen, Pilotprojekte umzusetzen, die auf diesen Empfehlungen basieren – aber bis daraus ein flächendeckendes System wird, dürfte es noch dauern.

Hunde als Haustiere in Pakistan: Zwischen Luxus und Leidenschaft

Trotz allem gibt es auch in Pakistan viele Menschen, die Hunde lieben und als Haustiere halten. Vor allem in urbanen Gegenden wie Islamabad oder in gut situierten Vierteln von Karachi oder Lahore sieht man zunehmend Hunderassen wie Labradore, Deutsche Schäferhunde oder Rottweiler. Dabei geht es nicht selten um Prestige – ein großer, teurer Hund zeigt auch den eigenen Status. Gleichzeitig gibt es aber auch echte Tierfreunde, die Straßenhunde adoptieren oder Mischlinge großziehen.

Es gibt Tierärzte, Hundesalons und sogar einige Tiernahrungsläden, die Premium-Futter und Zubehör verkaufen – allerdings meist zu hohen Preisen, da vieles importiert werden muss. Die Hundehaltung in Pakistan ist also möglich, aber oft mit Herausforderungen verbunden – gesellschaftlich, finanziell und infrastrukturell.

Soziales Engagement und Wandel durch die junge Generation

Ein Hoffnungsschimmer sind junge Leute, die sich über soziale Medien für Tiere stark machen. Auf Plattformen wie Instagram oder TikTok gibt es Influencer, die regelmäßig über den Umgang mit Tieren berichten, Spendenkampagnen starten oder Hunde von der Straße retten. Dieses Engagement verändert langsam das Bild des Hundes in der pakistanischen Gesellschaft – zumindest in Teilen der urbanen Mittel- und Oberschicht.

Schulen und Universitäten binden Tierthemen zunehmend in Bildungsprogramme ein, und auch in den Medien wird häufiger über Tierschutz berichtet. Es ist noch ein weiter Weg, aber die Richtung stimmt.

Ein Land im Spannungsfeld zwischen Kultur und Mitgefühl

Pakistan ist ein Land mit starken religiösen, kulturellen und sozialen Prägungen – das spiegelt sich auch im Umgang mit Hunden wider. Während viele Tiere auf der Straße ein hartes Leben führen und teilweise grausamen Maßnahmen zum Opfer fallen, wächst gleichzeitig eine Bewegung, die sich für ihre Rechte einsetzt und mit viel Herzblut und Engagement arbeitet.

Die Zukunft der Hunde in Pakistan hängt maßgeblich davon ab, wie sich gesellschaftliche Einstellungen weiterentwickeln und ob der Staat bereit ist, in nachhaltige Tierschutzmaßnahmen zu investieren.

Was denkst du über die Situation der Hunde in Pakistan? 

Hast du selbst schon Erfahrungen mit Straßenhunden gemacht – vielleicht sogar im Ausland? Schreib deine Gedanken gern in die Kommentare!

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