Russland: Wie Hunde zwischen Zaren, Weiten und Wölfen leben
Russland. Allein das Wort lässt dich an endlose Schneelandschaften, tiefe Wälder, goldene Zwiebeltürme und vielleicht ein bisschen an Dostojewski denken. Doch wie sieht eigentlich das Leben für Hunde in diesem riesigen Land aus? Vom luxuriösen Schoßhund in Moskau bis hin zum überlebenskämpfenden Streuner in Irkutsk – Russlands Verhältnis zum Hund ist genauso vielfältig wie das Land selbst. In diesem Artikel bekommst du nicht nur einen Überblick über die wichtigsten Fakten zu Russland, sondern vor allem einen tiefen Einblick in den Alltag der Hunde dort. Du erfährst, wie Hunde gehalten werden, welche Herausforderungen es gibt und wie es um das Thema Straßenhunde steht – ein Bereich, der in Russland nicht nur präsent, sondern leider auch problematisch ist.
Russland auf einen Blick – ein Land der Extreme
Bevor wir uns den Vierbeinern widmen, ein paar grundlegende Infos, damit du ein Gefühl für die Dimensionen bekommst:
- Fläche: Mit rund 17 Millionen Quadratkilometern ist Russland das flächenmäßig größte Land der Erde.
- Einwohner: Etwa 144 Millionen Menschen leben dort, der Großteil in europäischen Landesteilen.
- Klima: Von arktisch im Norden bis subtropisch im Süden – Russland hat so gut wie jedes Klima im Repertoire.
- Hauptstadt: Moskau, mit über 12 Millionen Einwohnern.
- Tierliebe?: Ja – aber mit starken Unterschieden zwischen Stadt und Land.
Jetzt aber zu dem, was uns wirklich interessiert: die Hunde in Russland.
Hundeliebe in den Städten – von Modeaccessoire bis Familienmitglied
In Metropolen wie Moskau, Sankt Petersburg oder Jekaterinburg ist der Hund längst fester Bestandteil des Stadtlebens. Dort wirst du gut gepflegte Labradoodles in Designerjacken sehen, aber auch Deutsche Schäferhunde, Huskys oder Mischlinge, die ganz selbstverständlich mit der U-Bahn fahren. Kein Witz: In Moskau haben sich viele Straßenhunde so gut an den Alltag angepasst, dass sie wissen, wie man die Metro nutzt – und sogar an der richtigen Station aussteigt.
In russischen Großstädten sind Hunde oft echte Familienmitglieder. Es gibt Hundesalons, Trainingszentren, Futterläden mit importierten Marken und sogar Hundeparks – wobei Letztere nicht überall gut ausgebaut sind. Die Tiermedizin ist in den Städten vergleichsweise modern, aber privat finanziert. Wer einen Hund hält, muss also auch bereit sein, die oft hohen Kosten zu tragen.
Beliebte Hunderassen in Russland:
- Laika – der klassische russische Jagdhund, bekannt aus dem Weltraumprogramm
- Zwergspitz (Pomeranian) – sehr beliebt bei wohlhabenderen Stadtbewohnern
- Husky und Malamut – in kalten Regionen geschätzt für ihre Ausdauer
- Kaukasischer Owtscharka – imposanter Herdenschutzhund aus dem Süden
- Mischlinge – besonders unter geretteten Straßenhunden häufig vertreten
Auf dem Land – Hund als Wächter, Helfer oder Arbeitstier
Während Hunde in Städten oft als Begleiter oder „Hobby“ gehalten werden, sieht das auf dem Land ganz anders aus. In den ländlichen Regionen Russlands – und davon gibt es viele – dienen Hunde meist einem klaren Zweck: als Wachhunde, Hütehunde, Jagdhunde oder zum Schutz vor wilden Tieren. Die Haltung ist oft funktional, nicht selten auch rau.
Viele Hunde leben ganzjährig draußen, nicht unbedingt aus Tierliebe, sondern aus Tradition oder Mangel an Alternativen. Der Zugang zu tierärztlicher Versorgung ist in abgelegenen Gegenden begrenzt, Impfungen oder Kastrationen sind eher selten. Das führt unter anderem zu einem riesigen Problem:
Straßenhunde in Russland – ein ungelöstes Kapitel
Wie viele Straßenhunde gibt es?
Eine genaue Zahl ist schwer zu ermitteln, aber Schätzungen gehen davon aus, dass hunderttausende, vielleicht sogar über eine Million Hunde in Russland auf der Straße leben. Besonders in Großstädten wie Moskau oder Nowosibirsk ist das Straßenhund-Problem deutlich sichtbar. Diese Hunde werden in Russland oft „Besprizornye“ genannt – das bedeutet „herrenlos“.
Woher kommen die ganzen Streuner?
Ein großer Teil der Straßenhunde stammt ursprünglich aus Haushalten. Viele wurden ausgesetzt, weil sich die Halter die Haltung nicht mehr leisten konnten oder der Hund „unpraktisch“ wurde. Andere stammen aus unkontrollierter Vermehrung frei lebender Hunde. Da viele Hunde nicht kastriert sind, steigt die Zahl der Streuner kontinuierlich an.
Wie wird damit umgegangen?
Die Methoden im Umgang mit Straßenhunden sind regional unterschiedlich – und oft sehr umstritten:
- Einige Städte setzen auf Tötungsprogramme, besonders vor großen internationalen Events (z. B. vor der Fußball-WM 2018). Diese Aktionen wurden international stark kritisiert.
- Andere Kommunen versuchen es mit „fangen, kastrieren, freilassen“ – ein Prinzip, das nachhaltig funktionieren könnte, aber unterfinanziert ist.
- Tierschutzorganisationen kämpfen gegen die Missstände, doch sie arbeiten oft mit wenig Unterstützung.
Ein kleiner Lichtblick: In Moskau wurde ein kommunales Programm gestartet, bei dem besonders verträgliche Straßenhunde eingefangen, geimpft und markiert werden. Diese Hunde dürfen dann in ihrer gewohnten Umgebung weiterleben – allerdings unter Beobachtung.
Der Hund als Kulturgut – in Literatur und Geschichte verwoben
Hunde haben in der russischen Kultur eine tiefere Bedeutung, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Berühmtestes Beispiel: Laika, die 1957 als erstes Lebewesen ins All geschickt wurde – ein Straßenhund aus Moskau, der zu einer nationalen Heldin wurde. Auch in Literatur und Film taucht der Hund immer wieder auf, sei es als treuer Gefährte oder Symbol für Freiheit und Einsamkeit.
Ein weiteres Beispiel ist Michail Bulgakows „Herz eines Hundes“, eine satirische Novelle, in der ein Hund zum Menschen wird – ein Werk mit vielen Ebenen, das auch das Verhältnis der Menschen zu Tieren spiegelt.
Tierschutz im Wandel – Hoffnung trotz harter Realität
In den letzten Jahren wächst in Russland langsam das Bewusstsein für Tierschutz. Besonders jüngere Menschen, vor allem in den Städten, setzen sich mehr für die Rechte von Tieren ein. Es gibt inzwischen immer mehr Adoptionskampagnen, Spendenaktionen, Tierschutzvereine und Tierkliniken, die sich auf Streuner spezialisiert haben.
Das neue Tierschutzgesetz von 2020 hat unter anderem das Töten von Tieren ohne triftigen Grund verboten – ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn die Umsetzung vielerorts noch fehlt.
Ein Land im Wandel – für Hunde mit Hoffnung
Russland ist ein Land der Gegensätze – das zeigt sich auch im Umgang mit Hunden. Während in den Städten ein wachsendes Bewusstsein für Tierwohl entsteht, kämpfen auf dem Land und vor allem auf der Straße viele Hunde ums Überleben. Das Problem der Streuner ist groß, aber nicht unlösbar. Es braucht Zeit, Bildung, politische Initiative und vor allem Menschen, die nicht wegsehen.
Trotz aller Schwierigkeiten gibt es viele engagierte Helfer, die für eine bessere Zukunft der Hunde in Russland kämpfen. Und vielleicht ist genau das der Schlüssel: dass Hundeliebe Grenzen überwindet – auch in einem Land, das so riesig und widersprüchlich ist wie Russland.
Jetzt bist du dran
Was denkst du über die Situation der Hunde in Russland? Hast du selbst schon Erfahrungen mit Straßenhunden gemacht – vielleicht sogar im Ausland? Schreib’s gern in die Kommentare!