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São Tomé und Príncipe: Hunde unter Palmen

Mitten im Golf von Guinea, etwa 250 Kilometer westlich der Küste Gabuns, liegt ein kleiner Inselstaat, der auf keiner klassischen Reiseliste fehlt – und genau deshalb so faszinierend ist: São Tomé und Príncipe. Tropisches Klima, dichte Regenwälder, schwarze Strände und eine reiche Geschichte machen dieses Land zu einem versteckten Juwel Afrikas. Doch neben Kakao, Kaffee und Kolonialarchitektur begegnet dir dort noch etwas ganz anderes – Hunde. Viele Hunde. Die Rolle, die sie in der Gesellschaft spielen, unterscheidet sich deutlich von dem, was wir in Mitteleuropa gewohnt sind. In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick auf das Leben auf São Tomé und Príncipe – und wie dort mit Hunden umgegangen wird.

Ein kurzer Überblick über São Tomé und Príncipe

São Tomé und Príncipe ist der zweitkleinste Staat Afrikas und besteht aus zwei Hauptinseln, die vulkanischen Ursprungs sind. Das Land wurde im 15. Jahrhundert von portugiesischen Entdeckern besiedelt und blieb bis 1975 eine Kolonie Portugals. Heute leben dort knapp 220.000 Menschen, die meisten davon auf der Hauptinsel São Tomé.

Die Wirtschaft basiert auf Landwirtschaft (v. a. Kakao), Fischerei und zunehmend auch auf Ökotourismus. Politisch ist das Land relativ stabil und demokratisch organisiert, mit einem gewählten Präsidenten und einem Parlament.

Die Amtssprache ist Portugiesisch, aber auf den Straßen hörst du auch Forro, Angolar und andere kreolische Sprachen. Die Mentalität der Menschen ist offen, freundlich und ruhig – kein Wunder bei dem entspannten Inselleben.

Hunde im Inselalltag: Begleiter oder Streuner?

Hunde sind auf São Tomé und Príncipe allgegenwärtig – aber nicht in der Weise, wie du es vielleicht von zuhause kennst. Sie leben oft halb wild, gehören niemandem so richtig, aber auch nicht komplett der Straße. Man kann sie als „Gemeinschaftshunde“ bezeichnen: Sie streifen durch Dörfer, liegen faul vor Läden oder begleiten Kinder auf dem Schulweg – ohne Leine, ohne Halsband.

Straßenhunde: Viele, aber nicht aggressiv

Ja, es gibt viele Straßenhunde auf São Tomé. Sie sind Teil des Stadt- und Dorfbildes. Doch im Gegensatz zu anderen Ländern, in denen Straßenhunde oft scheu oder sogar aggressiv sein können, verhalten sich die meisten Hunde auf São Tomé eher unauffällig und ruhig. Sie lernen früh, sich ihren Platz in der Gemeinschaft zu suchen – irgendwo zwischen Duldung und Zweckgemeinschaft.

Viele Hunde suchen den Kontakt zum Menschen, besonders dort, wo es Futter gibt. Sie betteln an Marktständen oder folgen Touristen, aber sie wirken dabei selten aufdringlich. Aggressives Verhalten ist die Ausnahme. Das liegt vermutlich auch daran, dass sie untereinander eine recht klare Hierarchie haben und sich durch Erfahrung im Straßenleben angepasst haben.

Haltung und Gesundheitsversorgung von Hunden

Tierarzt? Fehlanzeige – meistens

Die tiermedizinische Versorgung auf São Tomé und Príncipe ist stark eingeschränkt. Es gibt nur sehr wenige Tierärzte auf der Insel, und die meisten konzentrieren sich auf Nutztiere wie Hühner, Ziegen und Schweine. Hunde werden meist nicht medizinisch versorgt, es sei denn, es handelt sich um Tiere von Auswanderern oder NGO-Mitarbeitern.

Kastrationen finden so gut wie nie statt. Impfungen sind ebenfalls nicht üblich, was bedeutet, dass Krankheiten wie Tollwut oder Staupe potenziell ein Problem sein könnten – obwohl es bisher keine größeren bekannten Ausbrüche gab. Die Hunde scheinen sich durch eine Art natürliche Selektion angepasst zu haben. Nur die robustesten überleben, was aber natürlich nicht heißt, dass sie gesund oder artgerecht leben.

Tierschutz – in den Kinderschuhen

Tierschutz auf São Tomé ist ein Thema, das erst langsam Aufmerksamkeit bekommt. Es gibt einzelne kleine Initiativen, meist durch internationale Organisationen oder engagierte Einzelpersonen, die sich für Hunde einsetzen. So wurde beispielsweise in den letzten Jahren mit Spendenaktionen versucht, Kastrationsprojekte durchzuführen oder Hunde medizinisch zu versorgen. Doch diese Bemühungen stecken noch in den Anfängen.

Ein echtes Tierheim gibt es nicht. Hunde leben auf der Straße oder bei Familien, die sie mehr oder weniger dulden. Manchmal werden sie gefüttert, manchmal auch verjagt. Es kommt leider auch vor, dass Hunde geschlagen oder vergiftet werden – besonders wenn sie als Bedrohung wahrgenommen werden oder Krankheiten vermutet werden.

Der Hund als Statussymbol – eine wachsende Entwicklung

Interessanterweise entwickelt sich in den Städten, vor allem in São Tomé-Stadt, ein neuer Trend: Immer mehr wohlhabendere Bewohner halten sich Hunde gezielt als Wachhunde oder als Statussymbol. Diese Tiere werden dann meist angekettet, bekommen spezielle Nahrung und leben ein komplett anderes Leben als ihre freilaufenden Artgenossen. Besonders Rassen wie der Rottweiler, Deutsche Schäferhund oder sogar Labrador Retriever sind in diesen Kreisen beliebt.

Aber: Diese Hunde werden häufig importiert oder unter schwierigen Bedingungen gezüchtet, was wiederum gesundheitliche Probleme mit sich bringt – vor allem, weil tierärztliche Kontrolle so gut wie nicht vorhanden ist.

Touristen und Hunde – was solltest du wissen?

Wenn du São Tomé und Príncipe besuchen willst, wirst du ziemlich sicher mit Hunden in Berührung kommen. Hier ein paar Tipps für den Umgang:

  • Hände weg von Welpen oder verletzten Tieren, wenn du keine Schutzimpfungen hast – die Gefahr von Infektionen ist zwar gering, aber vorhanden.
  • Melde verletzte Tiere, falls du eine NGO oder einen Tierarzt findest – oft wissen diese Stellen nicht, wo Hilfe benötigt wird.
  • Respektiere das Straßensystem der Hunde – sie kennen ihr Revier und sind untereinander organisiert.

Zwischen Freiheit und Vernachlässigung

Hunde auf São Tomé und Príncipe leben in einem spannenden Zwischenraum: Sie sind weder vollständig wild noch komplett domestiziert. Sie sind Überlebenskünstler, soziale Wesen und manchmal auch Opfer menschlicher Gleichgültigkeit. Das System funktioniert – irgendwie. Aber es basiert nicht auf Fürsorge oder Tierschutz, sondern auf Toleranz und Pragmatismus.

Für Hundeliebhaber ist das Leben der Hunde auf São Tomé manchmal schwer zu ertragen, besonders wenn man an liebevoll umsorgte Vierbeiner gewöhnt ist. Gleichzeitig kann man aber auch viel über Anpassungsfähigkeit und Resilienz lernen – sowohl von den Hunden als auch von den Menschen auf der Insel.

Was denkst du über die Situation der Hunde auf São Tomé und Príncipe?

Hast du vielleicht sogar eigene Erfahrungen mit Straßenhunden im Ausland gemacht? Schreib es gerne in die Kommentare!

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