Senegal und Gambia: Ein Blick auf das Leben mit Hunden
Westafrika hat viele Gesichter: endlose Strände, lebendige Märkte, kulturelle Vielfalt – und eine Realität, die Hundeliebhaber oft nachdenklich zurücklässt. In Senegal und Gambia sind Hunde zwar ein Teil des Stadt- und Dorfbilds, aber ihre Rolle im Alltag unterscheidet sich deutlich von dem, was du aus Deutschland kennst. Dieser Artikel nimmt dich mit auf eine Reise durch zwei faszinierende Länder und zeigt, wie dort mit Hunden gelebt, gearbeitet – und manchmal auch weggeschaut wird.
Senegal & Gambia – Zwei Länder, zwei Geschichten, ein Lebensgefühl
Senegal und Gambia liegen an der Westküste Afrikas und sind kulturell, historisch und klimatisch eng miteinander verbunden. Während Senegal flächenmäßig deutlich größer ist und an Mauretanien, Mali, Guinea und Guinea-Bissau grenzt, schmiegt sich Gambia wie ein dünnes Band entlang des Gambia-Flusses – eingeschlossen von Senegal. Beide Länder sind ehemalige Kolonien: Senegal war französisch, Gambia britisch. Das spiegelt sich bis heute in Sprache und Verwaltung wider.
- Hauptstadt Senegal: Dakar
- Hauptstadt Gambia: Banjul
- Amtssprache Senegal: Französisch
- Amtssprache Gambia: Englisch
- Bevölkerung Senegal: ca. 18 Millionen
- Bevölkerung Gambia: ca. 2,7 Millionen
Das Klima ist tropisch mit einer ausgeprägten Regenzeit (etwa Juni bis Oktober) und Trockenzeit (November bis Mai). Temperaturen um die 30 °C sind ganzjährig normal. Besonders im ländlichen Raum ist das Leben einfach, aber von starker Gemeinschaft geprägt.
Hunde in Westafrika – Gefährten, Wächter oder Problem?
In Deutschland ist der Hund Familienmitglied, Sozialpartner, Sportskamerad. In Senegal und Gambia ist das Bild ein anderes. Hunde werden dort meist funktional gehalten – als Wachtiere, selten als Haustiere im emotionalen Sinne. Zuneigung und tierärztliche Versorgung sind nicht ausgeschlossen, aber oft nicht selbstverständlich.
Straßenhunde – Alltag zwischen Dreck, Hitze und Hunger
Besonders in den Städten – Dakar, Saint-Louis, Banjul oder Serekunda – sind Straßenhunde allgegenwärtig. Diese Hunde haben keinen Besitzer, leben von Abfällen, schlafen in Hauseingängen oder am Straßenrand und sind häufig krank, unterernährt und ungepflegt. Viele sind scheu, manche jedoch durchaus an Menschen gewöhnt.
Die Straßenhundpopulation ist ein komplexes Thema:
- Keine flächendeckende Kastration: Weder in Senegal noch in Gambia gibt es ein flächendeckendes Programm zur Sterilisation oder Kastration von Hunden. Die Tiere vermehren sich unkontrolliert.
- Tierschutz kaum institutionalisiert: Es existieren einige kleinere NGOs und private Initiativen, die sich um Straßenhunde kümmern, aber staatliche Unterstützung ist minimal.
- Kulturelle Distanz zu Hunden: In vielen muslimisch geprägten Regionen gilt der Hund als unrein. Das erschwert eine engere Beziehung zwischen Mensch und Tier zusätzlich.
Wachhunde – Gebrauchsgegenstand statt Familienmitglied
Hunde, die gehalten werden, haben meist eine Funktion: Sie bewachen Grundstücke, Vieh oder Märkte. Besonders nachts sind sie wichtige "Alarmanlagen". Diese Hunde werden selten im Haus gehalten, sondern leben draußen – oft an der Kette, mit wenig Kontakt zu Menschen und ohne nennenswerte Beschäftigung.
Das Futter besteht meist aus Essensresten, Hirsebrei oder Fischabfällen. Tierärztliche Versorgung? Nur in größeren Städten möglich und meist nur dann, wenn ein Hund ernsthaft verletzt ist.
Tradition, Religion und Missverständnisse
In der westafrikanischen Kultur spielen Religion und Tradition eine zentrale Rolle. Viele Menschen in Senegal und Gambia sind Muslime. In manchen islamischen Strömungen wird der Hund als unrein angesehen – insbesondere sein Speichel. Das führt dazu, dass Hunde oft gemieden, bestenfalls geduldet werden.
Aber das Bild ist nicht einheitlich. In ländlichen Regionen, wo Hunde beim Hüten von Tieren oder bei der Jagd helfen, werden sie als nützlich betrachtet und manchmal auch geschätzt – allerdings selten mit emotionaler Bindung, wie sie in Europa üblich ist.
Hoffnungsschimmer – Engagement für Hunde vor Ort
Trotz aller Herausforderungen gibt es auch Hoffnung. Einige Organisationen setzen sich gezielt für den Tierschutz ein:
- Gambia Horse and Donkey Trust – ursprünglich gegründet, um das Leid von Lasttieren zu lindern, aber inzwischen auch für Hunde aktiv.
- Animal Care Association of Gambia (ACAG) – eine kleine, engagierte NGO, die Hunde kastriert, impft und medizinisch versorgt.
- La SPA Sénégal – ein tierärztliches Zentrum in Dakar, das sich um Straßentiere kümmert.
Diese Initiativen arbeiten oft unter schwierigen Bedingungen – mit wenigen Mitteln, aber viel Herzblut. Sie sind auf Spenden und Freiwilligenarbeit angewiesen.
Hunde und Tourismus – Begegnungen mit Schattenseiten
Viele Urlauber, die in Gambia oder Senegal unterwegs sind, begegnen Straßenhunden – oft in schlechtem Zustand. Manche wollen helfen, nehmen Hunde mit nach Europa oder unterstützen lokale Projekte. Andere sind verunsichert oder halten sich lieber fern – aus Angst vor Krankheiten wie Tollwut, die in der Region nach wie vor ein Thema ist.
Wichtig: Wenn du als Tourist helfen willst, informier dich gut. Es gibt immer wieder Versuche, Hunde in überfüllten Tierheimen unterzubringen oder unkontrolliert nach Europa zu bringen – mit mehr Schaden als Nutzen. Besser: Unterstütze seriöse Organisationen vor Ort.
Zwischen Not und Hoffnung – der Hund in Westafrika
In Senegal und Gambia spiegelt der Umgang mit Hunden gesellschaftliche, wirtschaftliche und religiöse Realitäten wider. Während in Europa der Hund längst als Familienmitglied gilt, ist er hier oft Nutz- oder Streunertier. Doch auch in Westafrika beginnt langsam ein Umdenken – durch Bildung, Engagement und internationale Kooperation.
Wenn du dich für Hunde interessierst und darüber hinaus auch andere Lebensrealitäten kennenlernen willst, lohnt sich ein genauer Blick auf diese beiden Länder. Denn eines ist klar: Hunde gibt es überall. Nur wie wir mit ihnen umgehen, macht den Unterschied.
Was denkst du darüber?
Warst du schon einmal in Westafrika oder hast du Erfahrungen mit Hunden in anderen Ländern gemacht?
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