Simbabwe – Zwischen Wildnis und Wirklichkeit: Wie Hunde dort leben
Simbabwe – allein der Name weckt Bilder von weiten Savannen, majestätischen Elefanten und dem donnernden Rauch der Viktoriafälle. Doch dieses südafrikanische Land hat weit mehr zu bieten als Safariromantik. Es ist ein Land der Kontraste: politisch und wirtschaftlich oft instabil, gleichzeitig aber reich an Kultur, Natur und Geschichte. Inmitten dieser spannenden Realität leben auch Hunde – in einer ganz anderen Welt, als wir sie aus Deutschland kennen. Wie gehen die Menschen in Simbabwe mit Hunden um? Gibt es dort viele Straßenhunde? Und was bedeutet es überhaupt, in Simbabwe ein Hund zu sein?
Simbabwe auf einen Blick
Bevor wir uns dem Thema Hundehaltung widmen, hilft ein kurzer Überblick über das Land selbst.
Simbabwe liegt im südlichen Afrika, eingekesselt von Ländern wie Südafrika, Botswana, Sambia und Mosambik. Mit einer Fläche von rund 390.000 Quadratkilometern ist es etwas größer als Deutschland. Das Klima ist tropisch bis subtropisch, mit einer Regenzeit von etwa November bis März.
Die Hauptstadt ist Harare, wo rund 1,5 Millionen Menschen leben. Die Gesamtbevölkerung des Landes beträgt etwa 16 Millionen Menschen (Stand 2024). Die Amtssprachen sind Englisch, Shona und Ndebele. Trotz seiner natürlichen Schönheit und reichen Bodenschätze (insbesondere Gold und Diamanten) kämpft das Land seit Jahrzehnten mit wirtschaftlichen Krisen, hoher Inflation und politischer Unsicherheit.
Hunde in Simbabwe: Zwischen Helfer, Wächter und Überlebenskünstler
Hunde gehören in Simbabwe zum Alltagsbild, aber ihre Rolle ist eine ganz andere als bei uns. Während in Deutschland Hunde oft als Familienmitglieder gesehen werden, stehen sie in Simbabwe häufig im Dienst der Menschen – als Wachhunde, Helfer oder sogar als Statussymbole.
Wachhunde als Teil des Sicherheitskonzepts
In vielen Städten und Dörfern, besonders in Gegenden mit hoher Kriminalität, sind Hunde in erster Linie Wachtiere. Wer sich einen Hund hält, erwartet meist, dass er das Grundstück bewacht und vor Eindringlingen schützt. Große, respekteinflößende Rassen wie der Boerboel oder der deutsche Schäferhund sind besonders beliebt. Sie sollen nicht nur laut bellen, sondern im Ernstfall auch zupacken können.
Der Schutzgedanke steht klar im Vordergrund – weniger das Bedürfnis nach Kuscheleinheiten. Das bedeutet auch: Viele dieser Hunde leben draußen im Hof, meist an der Kette oder in einem Zwinger, bekommen Futter und Wasser, aber oft keine liebevolle Zuwendung.
Hunde als Statussymbol
In wohlhabenderen Haushalten – vor allem in den Vororten von Harare oder Bulawayo – sieht man auch Rassehunde, die als Statussymbol gehalten werden. Hier wird dann durchaus Geld in teures Futter, Impfungen und Pflege investiert. Diese Hunde leben oft mit im Haus und werden wie bei uns auch mal zum Tierarzt gebracht. Doch das ist eher die Ausnahme als die Regel.
Straßenhunde: Ein täglicher Kampf ums Überleben
Der Anblick streunender Hunde ist in Simbabwe allgegenwärtig, besonders in ärmeren Stadtteilen und ländlichen Gegenden. Es gibt keine verlässlichen offiziellen Zahlen, aber Schätzungen gehen davon aus, dass in Harare allein mehrere zehntausend Hunde auf der Straße leben.
Wie werden Straßenhunde behandelt?
Die Haltung gegenüber Straßenhunden ist oft ambivalent. Viele Menschen fürchten sie – aus Angst vor Krankheiten wie Tollwut oder aus Sicherheitsgründen. Es kommt immer wieder vor, dass streunende Hunde vergiftet oder eingefangen werden, um ihre Zahl zu reduzieren. Tierheime oder Tierschutzorganisationen gibt es nur wenige, und sie arbeiten meist unter extrem schwierigen Bedingungen.
Ein Beispiel ist die Organisation SPCA Zimbabwe (Society for the Prevention of Cruelty to Animals), die sich seit Jahrzehnten für den Schutz von Tieren einsetzt. Sie betreibt Auffangstationen, bietet Kastrationsprogramme an und versucht, ein Bewusstsein für Tierrechte zu schaffen. Aber ihre Möglichkeiten sind begrenzt – durch fehlende finanzielle Mittel, mangelnde Infrastruktur und eine oft desinteressierte oder überforderte Öffentlichkeit.
Kastration, Impfungen und Tiermedizin
Tierärztliche Versorgung ist in Simbabwe zwar prinzipiell vorhanden, aber meist nur in größeren Städten zugänglich – und oft unerschwinglich für die Mehrheit der Bevölkerung. Impfungen gegen Tollwut und Parvovirose sind zwar gesetzlich vorgeschrieben, werden aber längst nicht flächendeckend durchgeführt. In ländlichen Gebieten leben viele Hunde ihr ganzes Leben ohne einen einzigen Tierarztkontakt.
Kastrationen sind selten. Das liegt zum einen an den Kosten, zum anderen an einem Mangel an Aufklärung. Viele Hunde vermehren sich unkontrolliert, was wiederum zur wachsenden Zahl der Straßenhunde beiträgt. Einige NGOs bieten sogenannte „spay-and-neuter“-Kampagnen an, bei denen Hunde kostenlos sterilisiert werden. Doch das reicht bei weitem nicht aus.
Hunde und Kultur: Vom Aberglauben bis zur Folklore
In manchen Regionen Simbabwes sind Hunde kulturell mit negativen Vorstellungen belegt. Besonders im ländlichen Raum glaubt man teilweise noch, dass Hunde mit bösen Geistern in Verbindung stehen können. In der traditionellen Heilkunde oder bei Ritualen spielen Hunde keine große Rolle – anders als z. B. Rinder oder Ziegen, die als Opfergaben eine spirituelle Bedeutung haben.
Gleichzeitig gibt es aber auch Geschichten und Volksmärchen, in denen Hunde als treue Begleiter oder kluge Tiere dargestellt werden. In manchen Dörfern werden sie sogar verehrt – wenn auch auf ganz eigene Art. Es ist also ein kulturell durchwachsenes Bild, das sich je nach Region und Stammeszugehörigkeit stark unterscheiden kann.
Tourismus und Tierschutz: Zwei Seiten einer Medaille
Der internationale Tourismus, der sich vor allem auf die Naturparks und die Viktoriafälle konzentriert, bringt immer wieder auch Menschen nach Simbabwe, die sich für den Tierschutz engagieren. Freiwilligenprojekte rund um Hunde und Katzen gibt es, wenn auch nur vereinzelt. Besonders junge Reisende aus Europa oder Nordamerika helfen mit, Hunde zu pflegen, zu kastrieren oder ihnen ein Zuhause zu suchen.
Einige Hunde haben sogar das große Glück, von Touristen adoptiert und mit nach Europa oder in die USA genommen zu werden. Aber das bleibt die Ausnahme.
Hundeleben in Simbabwe – hart, aber nicht hoffnungslos
Ein Hund in Simbabwe zu sein bedeutet meistens: Draußen schlafen, sich selbst versorgen oder das Haus bewachen – mit wenig Zuwendung und fast keiner tierärztlichen Betreuung. Gleichzeitig gibt es auch Lichtblicke: Menschen, die ihre Hunde lieben, Organisationen, die helfen, und eine wachsende Aufmerksamkeit für das Thema Tierschutz.
Aber es ist noch ein weiter Weg. Ohne flächendeckende Aufklärung, finanzielle Mittel und Unterstützung durch den Staat wird sich die Situation kaum grundlegend verbessern lassen. Doch solange es Menschen gibt, die nicht wegsehen – in Simbabwe und außerhalb –, gibt es Hoffnung für die Hunde dort.
Und jetzt bist du dran!
Was denkst du über die Situation der Hunde in Simbabwe? Hast du vielleicht selbst schon Erfahrungen vor Ort gemacht oder an einem Tierschutzprojekt teilgenommen? Schreib's gerne in die Kommentare – ich bin gespannt auf deine Meinung!