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Spanien: Sonne, Siesta und Straßenhunde?

Spanien ist nicht nur ein beliebtes Reiseziel für Strandurlauber und Kulturfans, sondern auch ein Land mit einer besonderen Beziehung zu Hunden. Während man in den Großstädten immer mehr Vierbeiner in stylischen Halsbändern und Designer-Hundetaschen sieht, gibt es gleichzeitig Regionen, in denen Straßenhunde noch trauriger Alltag sind. In diesem Artikel bekommst du einen umfassenden Überblick über das Leben von Hunden in Spanien – von offiziellen Regelungen über Haltung und Pflege bis hin zu der Schattenseite, die leider nicht übersehen werden kann.

¡Bienvenidos a España! – Ein paar grundlegende Infos zum Land

Spanien liegt im Südwesten Europas und nimmt den größten Teil der Iberischen Halbinsel ein. Mit rund 48 Millionen Einwohnern (Stand 2024) ist es eines der bevölkerungsreichsten Länder Europas. Die Amtssprache ist Spanisch, aber auch Katalanisch, Baskisch und Galicisch sind in bestimmten Regionen weit verbreitet.

Klimatisch ist Spanien sehr vielfältig: Während es im Norden eher gemäßigt und grün ist, herrschen im Süden und Osten mediterrane Temperaturen mit heißen Sommern und milden Wintern. Das hat direkte Auswirkungen darauf, wie Hunde dort gehalten werden – und leider auch, wie viele auf der Straße leben.

Hunde in Spanien: Freunde oder Streuner?

Die Beziehung zwischen Mensch und Hund in Spanien ist gespalten – zumindest, wenn man das ganze Land betrachtet. In den urbanen Zentren wie Barcelona, Madrid oder Valencia haben sich in den letzten Jahren viele positive Entwicklungen gezeigt: Hunde sind Teil der Familie, gut sozialisiert und werden in vielen Fällen mit größter Sorgfalt behandelt. In Restaurants, öffentlichen Verkehrsmitteln und sogar in manchen Geschäften sind Hunde (zumindest kleine) willkommen.

Anders sieht es auf dem Land aus – besonders in den südlichen Regionen wie Andalusien, Murcia oder auf den Kanaren. Dort ist der Hund häufig noch ein Nutztier, etwa zur Bewachung von Grundstücken oder als Jagdhund. Das bedeutet nicht zwangsläufig schlechte Haltungsbedingungen, aber emotionale Bindung oder individuelle Zuwendung sind dort eher selten.

Ein Blick auf die Gesetzeslage: Was sagt das spanische Tierschutzrecht?

Seit 2023 gibt es in Spanien ein neues, landesweit gültiges Tierschutzgesetz, das viele Missstände adressieren soll. Einige wichtige Punkte:

  • Mikrochip-Pflicht: Alle Hunde müssen gechippt und in einem zentralen Register eingetragen sein.
  • Kastrationspflicht für Zuchtvermeidung: Wer seinen Hund nicht gezielt züchten will, muss ihn kastrieren lassen.
  • Haltungsrichtlinien: Hunde dürfen nicht dauerhaft an der Kette gehalten werden. Auch Zwinger müssen bestimmten Mindeststandards entsprechen.
  • Verkaufsverbot in Zoohandlungen: Tiere dürfen nicht mehr in Geschäften verkauft werden – nur noch über registrierte Züchter oder Tierschutzorganisationen.
  • Haftpflichtversicherung: Für bestimmte als „gefährlich“ eingestufte Rassen besteht eine Versicherungspflicht.

Das klingt erst mal gut – und ist es auch. Aber die Umsetzung ist regional sehr unterschiedlich. Während die Großstädte streng kontrollieren, ist die Überwachung auf dem Land eher lückenhaft.

Straßenhunde: Ein trauriges Kapitel

Leider gibt es in Spanien immer noch viele Straßenhunde. Besonders betroffen sind die südlichen Regionen und die Kanarischen Inseln. Gründe dafür sind vielfältig:

  • Vermehrung ohne Kontrolle: Auf dem Land werden Hunde oft nicht kastriert, was zu ungewolltem Nachwuchs führt.
  • Wenig Aufklärung: In manchen ländlichen Gegenden fehlt das Bewusstsein für Tierschutz.
  • Jagdsaison-Ende: In Spanien ist es leider verbreitet, dass Jagdhunde – insbesondere Galgos und Podencos – nach Ende der Saison ausgesetzt oder sogar getötet werden. Tierschutzorganisationen wie Galgos del Sol oder SOS Galgos versuchen seit Jahren, auf dieses Problem aufmerksam zu machen und Hunde zu retten.

Insgesamt werden jährlich über 150.000 Hunde in Spanien ausgesetzt, laut Schätzungen von Tierschutzverbänden. Viele von ihnen landen in sogenannten „Perreras“ – staatlichen Tierheimen, in denen die Hunde oft nur eine begrenzte Zeit überleben, wenn sie nicht adoptiert werden.

Die Rolle der Tierschutzorganisationen

Ohne den Einsatz unzähliger Tierschützer wäre die Situation noch dramatischer. In Spanien selbst gibt es viele kleine, aber engagierte Organisationen, die sich um Straßenhunde kümmern, sie medizinisch versorgen, kastrieren und vermitteln. Besonders erwähnenswert:

  • Protectora de Animales: Ein landesweiter Verbund von Tierheimen und Gnadenhöfen.
  • Galgos del Sol: Spezialisiert auf die Rettung spanischer Windhunde.
  • Asociación para la Protección de Animales (APA): Eine der ältesten Tierschutzgruppen Spaniens.

Auch aus dem Ausland – vor allem Deutschland, Österreich und der Schweiz – gibt es viel Unterstützung. Zahlreiche Hunde aus Spanien werden von dort adoptiert und finden ein neues Zuhause.

Reisen mit Hund in Spanien: Das solltest du wissen

Wenn du selbst mit deinem Hund nach Spanien reisen willst, solltest du einige Dinge beachten:

  • Einreisebedingungen: Dein Hund braucht einen Mikrochip, eine gültige Tollwutimpfung und einen EU-Heimtierausweis.
  • Maulkorbpflicht: In öffentlichen Verkehrsmitteln besteht oft Maulkorbpflicht – vor allem bei größeren Hunden.
  • Hitzeschutz: Das Klima kann für Hunde schnell zur Gefahr werden. Spaziergänge im Hochsommer am besten nur früh morgens oder spät abends machen.
  • Hundestrände: Es gibt spezielle playas caninas, also Hundestrände, an denen Vierbeiner willkommen sind – zum Beispiel in Barcelona, Málaga oder Alicante.
  • Kotpflicht und Leine: In den Städten herrscht meist Leinenpflicht, und die Hinterlassenschaften müssen selbstverständlich entfernt werden.

Die Sache mit den "gefährlichen Rassen"

In Spanien gibt es eine Liste sogenannter „Perros potencialmente peligrosos“ (PPP) – also potenziell gefährlicher Hunderassen. Dazu gehören unter anderem:

  • American Staffordshire Terrier
  • Pitbull Terrier
  • Rottweiler
  • Dogo Argentino
  • Fila Brasileiro

Wer einen solchen Hund halten möchte, braucht einen speziellen Führerschein, ein polizeiliches Führungszeugnis, eine Haftpflichtversicherung und muss strenge Auflagen erfüllen. Diese Regelung ist sehr umstritten, da sie eher das äußere Erscheinungsbild als das tatsächliche Verhalten des Hundes bewertet.

Ein Land im Wandel – und Hoffnung für die Hunde

Trotz vieler Herausforderungen bewegt sich in Spanien etwas. Tierschutz ist zunehmend Thema in Politik und Gesellschaft, immer mehr Menschen adoptieren statt zu kaufen, und besonders jüngere Generationen haben ein neues Verständnis von Tierliebe. Doch bis sich das flächendeckend durchsetzt, ist es noch ein weiter Weg – und jeder, der hilft, kann einen Unterschied machen.

Wenn du also schon mal darüber nachgedacht hast, einem Hund aus Spanien ein Zuhause zu geben, kannst du damit nicht nur einem einzelnen Tier das Leben retten, sondern auch ein Zeichen setzen.

Deine Meinung ist gefragt!

Wie siehst du die Situation der Hunde in Spanien? Hast du vielleicht sogar selbst einen Vierbeiner von dort adoptiert? Schreib's gern in die Kommentare – ich bin gespannt auf deine Erfahrungen und Gedanken!

Karte

Eine Darstellung von Spanien

Sprachen

Spanisch, Katalanisch, Aranesisch, Valencianisch, Galicisch, Baskisch

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