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Südkorea: Zwischen Tradition, Wandel und Tierliebe

Südkorea ist ein faszinierendes Land voller Kontraste: Hightech trifft auf jahrhundertealte Traditionen, Megastädte wie Seoul auf malerische Berglandschaften, Popkultur auf spirituelle Rituale. In diesem Mix hat auch der Umgang mit Hunden seinen ganz eigenen, teils widersprüchlichen Platz. Während sich immer mehr Südkoreaner als echte Hundefans zeigen und ihre Vierbeiner wie Familienmitglieder behandeln, gibt es gleichzeitig auch schwierige Seiten – etwa das Thema Straßenhunde oder die umstrittene Vergangenheit des Hundefleischkonsums. Hier erfährst du alles Wichtige über Südkorea und wie dort mit Hunden umgegangen wird: von Geschichte und Gesellschaft bis zu aktuellen Entwicklungen.

Südkorea im Überblick: Ein kurzer Ländersteckbrief

Bevor wir in die Hundewelt Südkoreas eintauchen, ein paar grundlegende Fakten zum Land:

  • Lage: Südkorea liegt auf der südlichen Hälfte der koreanischen Halbinsel in Ostasien. Im Norden grenzt es an Nordkorea, im Osten an Japan (über das Japanische Meer), im Westen an China (über das Gelbe Meer).
  • Hauptstadt: Seoul – eine Megacity mit über 9 Millionen Einwohnern und technologisches sowie kulturelles Zentrum des Landes.
  • Bevölkerung: ca. 52 Millionen Menschen.
  • Wirtschaft: Eine der größten Volkswirtschaften der Welt, geprägt durch starke Technologiekonzerne wie Samsung, Hyundai oder LG.
  • Kultur: Eine Mischung aus konfuzianischer Tradition, moderner Popkultur (Stichwort: K-Pop, K-Drama) und zunehmender Globalisierung.

Traditioneller Umgang mit Hunden – eine komplexe Geschichte

Der kulturelle Blick auf Hunde in Südkorea ist tief verwurzelt in der Geschichte und unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von westlichen Sichtweisen.

Hunde als Nutztiere

Historisch wurden Hunde in Korea oft nicht primär als Haustiere gehalten, sondern als Nutztiere. In ländlichen Regionen dienten sie unter anderem als Wachhunde oder Jagdbegleiter. Leider spielte auch das Thema Hundefleisch eine Rolle: In Notzeiten – etwa während Kriegs- oder Hungersnöten – wurde Hundefleisch als Proteinquelle genutzt. Diese Praxis entwickelte sich später zu einer umstrittenen, aber fest verankerten Tradition, insbesondere im Rahmen des sogenannten „Boknal“, den drei heißesten Tagen des Sommers, an denen früher das Gericht bosintang (Hundesuppe) gegessen wurde, um „körperliche Energie“ zu stärken.

Der Wandel beginnt

Seit den 1990er-Jahren hat sich die Einstellung zu Hunden jedoch stark verändert. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung, zunehmendem Wohlstand und westlichem Einfluss entwickelte sich ein neues Bild: der Hund als Familienmitglied. Vor allem die junge, urbane Generation in Städten wie Seoul oder Busan sieht Hunde längst nicht mehr als Nutztiere, sondern als geliebte Begleiter.

Hunde als Haustiere: Ein wachsender Trend

In Südkorea nimmt die Zahl der Haustierbesitzer seit Jahren zu – und Hunde sind dabei die Nummer eins. Vor allem kleine Hunderassen wie Malteser, Pudel, Shih Tzus oder Zwergspitze sind sehr beliebt.

Der „Pet Boom“

Einige Gründe für diesen Trend:

  • Urbanisierung: Viele Südkoreaner leben allein oder in kleinen Haushalten, was die Haltung kleiner Hunde besonders attraktiv macht.
  • Kinderersatz: In einer Gesellschaft mit niedrigen Geburtenraten und steigenden Lebenshaltungskosten sehen viele junge Leute im Hund eine emotionale Alternative zur Familiengründung.
  • Lifestyle-Status: In der südkoreanischen Popkultur – etwa in K-Dramen oder bei K-Pop-Stars – gehören süße Hunde oft zum perfekten Lifestylebild dazu.

Das führt zu einem regelrechten „Pet Boom“: Hundesalons, Haustiercafés, Tierkliniken, Hundemode, Smart-Devices für Haustiere – all das boomt in Südkorea. Es gibt sogar Luxushotels und Spas für Hunde!

Straßenhunde in Südkorea – gibt es viele?

Trotz all der Tierliebe ist das Problem mit Straßenhunden noch nicht komplett verschwunden. Gerade in ländlichen Gebieten oder außerhalb der großen Städte sieht man immer wieder herrenlose Hunde.

Woher kommen die Straßenhunde?

Viele Straßenhunde stammen ursprünglich ausgesetzt oder entlaufen. Manche wurden ausgesetzt, weil ihre Besitzer mit der Verantwortung überfordert waren – sei es wegen Verhaltensproblemen, zu hoher Tierarztkosten oder Umzügen.

Rolle von Tierheimen und Tierschutzorganisationen

Inzwischen gibt es landesweit eine wachsende Anzahl an Tierheimen, die sich um Straßenhunde kümmern. Tierschutzgruppen wie Korea Animal Rights Advocates (KARA) oder CARE setzen sich aktiv für Adoption, Aufklärung und Gesetzesreformen ein. Auch das staatliche System zur Registrierung und Rückverfolgung von Hunden wurde verbessert.

Aber es gibt noch Herausforderungen:

  • Tierheime sind oft überfüllt und unterfinanziert.
  • Viele Menschen ziehen immer noch den Kauf von Rassehunden der Adoption vor.
  • Die Einschläferungsrate von nicht vermittelten Hunden ist weiterhin hoch.

Hundefleischverzehr: Ein abnehmendes, aber noch nicht ganz verschwundenes Thema

Obwohl der Verzehr von Hundefleisch in Südkorea rückläufig ist und gesellschaftlich zunehmend kritisch gesehen wird, existiert er noch immer – wenn auch am Rand.

Gesetzeslage

Der Verkauf von Hundefleisch ist rechtlich nicht ausdrücklich erlaubt, aber auch nicht komplett verboten – eine Grauzone. Derzeit gibt es keine spezifischen Gesetze, die den Verzehr verbieten, jedoch gibt es Regelungen zum Tierschutz, die bestimmte Schlachtmethoden untersagen.

Im Jahr 2024 kündigte die südkoreanische Regierung jedoch an, ein vollständiges Verbot des Hundefleischhandels durchsetzen zu wollen. Das Gesetz soll innerhalb der nächsten Jahre vollständig in Kraft treten.

Gesellschaftlicher Wandel

Laut Umfragen lehnt mittlerweile eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung den Verzehr von Hundefleisch ab, insbesondere jüngere Generationen und Stadtbewohner. Gleichzeitig wächst die Zahl der Menschen, die sich aktiv für den Tierschutz einsetzen und über soziale Medien Aufklärungsarbeit leisten.

Hundehaltung in der Stadt: Herausforderungen und Regeln

In Großstädten wie Seoul ist das Zusammenleben mit Hunden durchaus geregelt – und nicht immer ganz einfach.

Pflichten für Hundebesitzer

  • Registrierungspflicht: Jeder Hund muss offiziell registriert werden. Es gibt Mikrochip-Systeme zur Identifizierung.
  • Leinenpflicht: In der Öffentlichkeit herrscht Leinenpflicht, insbesondere in Parks oder auf Gehwegen.
  • Maulkorbpflicht: Für große oder als „gefährlich“ eingestufte Rassen ist ein Maulkorb vorgeschrieben.
  • Hundetoiletten: Einige Stadtviertel bieten spezielle Hundetoiletten oder Kotbeutelstationen an – allerdings ist das noch nicht flächendeckend.

Wohnsituation

Viele Südkoreaner leben in Hochhäusern mit strengen Hausordnungen. Hundehalter müssen sich daher oft mit Einschränkungen herumschlagen – etwa Lärmbeschwerden durch Bellen oder Auflagen zur Tierhaltung in Mietverträgen.

Adoption statt Kauf – ein Trend mit Hürden

Obwohl die Nachfrage nach Hunden groß ist, werden viele Tiere immer noch über Züchter oder in „Pet Shops“ gekauft. Der Trend zur Adoption gewinnt zwar an Boden, aber es gibt Hindernisse:

  • Vorurteile gegenüber Mischlingen oder älteren Hunden.
  • Mangel an öffentlichem Bewusstsein.
  • Unzureichende Aufklärung über Verantwortung und Pflege.

Tierschutzorganisationen setzen deshalb auf Bildungsprogramme, Vermittlungsevents und Kooperationen mit Schulen und Medien.

Ein Land im Wandel – auch für Hunde

Südkorea ist auf dem Weg, ein hundefreundlicheres Land zu werden. Die Gesellschaft verändert sich spürbar: weg vom Nutzdenken hin zur echten Tierliebe. Es gibt mehr Schutzgesetze, mehr Engagement, mehr Herz für Hunde. Aber: Alte Gewohnheiten, wirtschaftliche Interessen und fehlende Ressourcen machen den Wandel nicht einfach. Straßenhunde gibt es noch, Tierschutz steht noch nicht überall an erster Stelle – doch die Richtung stimmt.

Was meinst du?

Wie empfindest du den Wandel in Südkorea? Findest du, dass der Umgang mit Hunden dort genug Fortschritte macht, oder müsste sich noch mehr tun? Schreib deine Gedanken und Meinungen gerne in die Kommentare – ich bin gespannt, was du denkst!