Togo und seine Hunde: Straßenleben, Tradition und Hoffnung
Togo – ein kleines westafrikanisches Land, das in Europa oft übersehen wird, aber mit einer reichen Kultur, spannenden Traditionen und einer bewegten Geschichte aufwartet. Zwischen Ghana und Benin gelegen, erstreckt sich das schmale Land vom Atlantik im Süden bis in den trockenen Norden, wo Savannen das Bild bestimmen. Inmitten dieser Gegensätze spielt sich auch das Leben vieler Hunde ab – fernab von gemütlichen Sofas oder Hundeschulen, wie wir sie in Deutschland kennen. In diesem Artikel tauchst du tief ein in die Welt der Hunde in Togo: Wie ist ihr Alltag? Gibt es viele Straßenhunde? Wie sehen Haltung und Wertschätzung aus? Und wie versuchen Tierschützer vor Ort, etwas zu verändern?
Togo im Überblick – ein Land zwischen Tradition und Moderne
Mit etwa 8,5 Millionen Einwohnern gehört Togo zu den kleineren Staaten Afrikas. Die Hauptstadt Lomé liegt im Süden an der Küste und ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Togo ist geprägt von einer Vielzahl ethnischer Gruppen, traditionellen Religionen, aber auch einem wachsenden christlichen und muslimischen Einfluss.
Die wirtschaftliche Situation ist schwierig: Viele Menschen leben von der Landwirtschaft oder vom informellen Handel. Der Zugang zu Bildung, medizinischer Versorgung oder modernen Dienstleistungen ist in ländlichen Regionen oft eingeschränkt. In einem solchen Umfeld spielt der Hund eine ganz andere Rolle als bei uns.
Hunde in Togo – Nutztier, Wächter oder Familienmitglied?
In Togo werden Hunde meist nicht als Haustiere im europäischen Sinn gehalten. Ihre Hauptfunktion besteht traditionell darin, Haus und Hof zu bewachen. Sie sind Schutztiere, sollen vor Einbrechern, wilden Tieren oder „bösen Geistern“ schützen. Diese Funktion hat tiefen kulturellen Ursprung – Hunde werden oft als Mittler zwischen den Welten angesehen, manchmal sogar als spirituelle Wesen.
Was bedeutet das für die Haltung?
Die meisten Hunde leben draußen, sind an der Kette oder streifen frei auf dem Grundstück herum. Sie bekommen Essensreste, jagen sich selbst Futter oder bedienen sich am Müll. Tierärztliche Versorgung gibt es kaum, und Impfungen sind eine Seltenheit – vor allem auf dem Land. Nur in größeren Städten wie Lomé oder Sokodé gibt es Tierärzt*innen, und selbst dort ist der Zugang begrenzt und teuer.
Straßenhunde – ein alltägliches Bild
In Togo gehören Straßenhunde ganz selbstverständlich zum Stadtbild. Sie schlafen im Schatten von Marktständen, durchsuchen Müllberge oder streunen durch Viertel auf der Suche nach Futter. Die Zahl der Straßenhunde ist schwer zu beziffern, aber Beobachtungen und Berichte aus Tierschutzorganisationen deuten auf zehntausende Tiere allein in den größeren Städten hin.
Warum gibt es so viele?
Ein Grund ist das fehlende Kastrationsbewusstsein. Viele Hunde vermehren sich unkontrolliert, da es keine Programme für Kastration oder Sterilisation gibt. Auch das Wegwerfen unerwünschter Welpen trägt zur Situation bei. Hinzu kommt, dass Hunde, die krank oder alt sind, häufig einfach sich selbst überlassen werden.
Das Leben auf der Straße – rau und gefährlich
Das Überleben als Straßenhund in Togo ist hart. Die Tiere sind ständig auf der Suche nach Futter und Wasser, leiden unter Krankheiten wie Räude, Parvovirose oder Tollwut und sind Verkehrsunfällen ausgesetzt. Viele sterben früh – Schätzungen gehen davon aus, dass ein Straßenhund in Togo selten älter als drei bis fünf Jahre wird.
Die Reaktionen der Menschen sind unterschiedlich. Manche zeigen Mitleid und füttern die Tiere gelegentlich. Andere sehen in ihnen eher ein Ärgernis – besonders wenn sie krank oder aggressiv werden. Gewalt gegenüber Hunden ist leider keine Seltenheit.
Tierschutz in Togo – kleine Schritte, große Wirkung?
Tierschutz steckt in Togo noch in den Kinderschuhen. Es gibt nur wenige Organisationen, die sich systematisch um das Wohl von Hunden kümmern. Eine der bekanntesten ist AVO – Association Vétérinaire pour la lutte contre l’errance animale, die sich u. a. in Lomé für Aufklärung, Impfaktionen und Kastrationsprogramme einsetzt.
Was tun diese Organisationen konkret?
- Aufklärungskampagnen in Schulen und Gemeinden
- Mobile Kastrations- und Impfkliniken
- Aufnahme schwer verletzter oder sehr junger Tiere
- Vermittlung in lokale Haushalte oder an Tierschützer im Ausland (in kleinem Rahmen)
Ein großes Problem bleibt das fehlende Geld. Viele dieser Programme sind auf Spenden aus Europa angewiesen und können nur punktuell arbeiten.
Kultur und Spiritualität – Hunde zwischen Aberglauben und Respekt
In einigen Regionen Togos gibt es spirituelle Praktiken, bei denen Hunde eine besondere Rolle spielen. In animistischen Religionen gelten sie mitunter als Begleiter der Geisterwelt oder als Schutzwesen. In anderen Fällen allerdings werden Hunde auch für rituelle Zwecke geopfert – eine Praxis, die international auf Kritik stößt, aber in bestimmten Gemeinschaften tief verwurzelt ist.
Diese Ambivalenz zeigt sich auch im Alltag: Während manche Hunde fast wie Familienmitglieder behandelt werden, fristen andere ein Dasein voller Angst, Hunger und Vernachlässigung.
Hoffnung auf Wandel – wie Bildung und Austausch helfen können
Togo steht am Anfang eines Wandels. Mit wachsendem Zugang zu Bildung, sozialen Medien und internationalen Kontakten verändert sich auch der Blick auf Tiere. Vor allem jüngere Menschen in Städten zeigen zunehmend Interesse an Tierschutz, adoptieren Hunde oder setzen sich für bessere Haltungsbedingungen ein.
Ein Beispiel ist das Projekt "Chiens des Rues de Lomé", das über Facebook entstanden ist. Hier berichten Freiwillige über Schicksale einzelner Hunde, rufen zu Futterspenden auf oder organisieren Rettungsaktionen.
Ein langfristiger Wandel wird jedoch nur möglich sein, wenn auch von staatlicher Seite Unterstützung kommt – etwa durch ein Tierschutzgesetz, das mehr als nur auf dem Papier existiert, oder durch Subventionen für tierärztliche Versorgung.
Was bedeutet das für uns?
Wenn du in Europa mit deinem Hund spazieren gehst, bist du Teil einer Welt, in der Hunde Schutz, Liebe und medizinische Versorgung erfahren. In Togo sieht die Realität oft ganz anders aus. Doch gerade der Blick über den Tellerrand zeigt, wie unterschiedlich unsere Beziehung zu Hunden weltweit sein kann – und wie viel noch getan werden muss, um auch anderswo ein besseres Leben für unsere vierbeinigen Freunde zu ermöglichen.
Deine Meinung ist gefragt!
Wie denkst du über die Situation von Hunden in Ländern wie Togo?
Hast du schon einmal selbst Erfahrungen mit Straßenhunden im Ausland gemacht – vielleicht im Urlaub oder bei einem Hilfsprojekt?
Schreib deine Gedanken gern in die Kommentare und lass uns ins Gespräch kommen.