Tunesien: Wie Hunde zwischen Strand & Sonne leben
Tunesien – ein Land mit lebendiger Geschichte, bunten Souks, atemberaubenden Stränden und einer traditionsreichen Kultur. Was viele Urlauber und Hundeliebhaber aber oft nicht wissen: Während man durch die Medina von Tunis schlendert oder im Süden die Sahara bestaunt, leben viele Hunde im Schatten dieser Schönheit – oft unsichtbar, unbeachtet oder sogar unerwünscht. In diesem Artikel bekommst du nicht nur einen Einblick in das Land selbst, sondern vor allem in das Leben von Hunden in Tunesien – ein Thema, das in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken anregt.
Tunesien – Sonne, Sand und Kontraste
Tunesien liegt im Norden Afrikas und grenzt an Algerien, Libyen und das Mittelmeer. Das Land ist mit knapp 12 Millionen Einwohnern eines der kleineren nordafrikanischen Länder, aber kulturell und landschaftlich äußerst vielfältig. Von den römischen Ruinen in Karthago bis zu den orientalischen Märkten in Sfax oder der Stille der Wüste – Tunesien bietet alles.
Die Hauptstadt Tunis ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum. Die Amtssprache ist Arabisch, Französisch ist jedoch weit verbreitet. Das Klima ist mediterran im Norden und heiß und trocken im Süden. Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, ebenso wie Landwirtschaft und Textilindustrie.
Inmitten dieser Kontraste leben auch viele Hunde – allerdings unter ganz anderen Bedingungen, als man sie aus Deutschland kennt.
Hundehaltung in Tunesien: Eine Frage der Kultur
Die Beziehung zwischen Mensch und Hund in Tunesien ist kompliziert. In der islamisch geprägten Gesellschaft gelten Hunde traditionell als unrein. Während Katzen vielerorts in der arabischen Welt verehrt oder zumindest akzeptiert sind, ist das Verhältnis zu Hunden oft distanzierter – insbesondere, wenn es sich um Straßenhunde handelt.
Haus- und Wachhunde gibt es durchaus, vor allem auf dem Land oder in wohlhabenderen Gegenden. Dort leben Hunde jedoch meist draußen und haben selten den gleichen Familienanschluss wie hierzulande. Kuscheln auf dem Sofa oder regelmäßige Tierarztbesuche? Das ist in Tunesien eher die Ausnahme als die Regel.
Dazu kommt, dass es in vielen Haushalten kaum Aufklärung über artgerechte Hundehaltung gibt. Kastrationen sind selten, Impfungen auch – was wiederum zur unkontrollierten Vermehrung beiträgt.
Straßenhunde: Alltag in vielen Regionen
Tunesien hat ein massives Problem mit Straßenhunden. Besonders in Städten wie Tunis, Sousse oder Hammamet sieht man sie überall – in Hinterhöfen, auf Märkten oder an Stränden. Es handelt sich dabei oft um verwilderte Hunde, die nie einen Besitzer hatten oder ausgesetzt wurden.
Diese Hunde leben in kleinen Rudeln, durchstöbern Mülltonnen, betteln um Futter und sind häufig krank oder verletzt. Viele von ihnen leiden unter Parasiten, Räude, Unterernährung oder alten Verletzungen, die nie behandelt wurden. Welpen haben kaum eine Chance, erwachsen zu werden.
Im Sommer, wenn die Temperaturen weit über 40 Grad steigen, kämpfen sie zusätzlich gegen die Hitze und den Wassermangel. Im Winter frieren sie – besonders im Norden, wo es durchaus kalt und nass werden kann.
Die Haltung der Behörden: Zwischen Gleichgültigkeit und Gewalt
Die Reaktion der Kommunen auf die Straßenhundproblematik ist leider meist rigoros. Es gibt keine flächendeckenden Programme zur Kastration oder Aufklärung – stattdessen greifen viele Gemeinden zu drastischen Mitteln: Hunde werden eingefangen und in städtische Tierheime gebracht, die oft überfüllt und unterfinanziert sind. In einigen Regionen kommt es regelmäßig zu Abschussaktionen, bei denen Straßenhunde gezielt erschossen werden – teilweise sogar tagsüber, auf offener Straße.
Diese Praxis sorgt immer wieder für Aufregung – vor allem unter Tierschützern und Touristen, die solche Szenen schockiert mitansehen. Die Angst der Bevölkerung vor Krankheiten wie Tollwut spielt dabei ebenfalls eine Rolle. Doch statt auf Impfprogramme zu setzen, wird oft zur Waffe gegriffen.
Tierschutz in Tunesien: Wenige Ressourcen, viel Engagement
Trotz aller Herausforderungen gibt es in Tunesien engagierte Tierschützer und Organisationen, die sich für die Hunde einsetzen. Vereine wie Association Le Coeur sur la Patte, SOS Animaux Tunisie oder Animal Care Tunisia betreiben kleine Auffangstationen, klären auf und versuchen, Straßenhunde zu kastrieren, medizinisch zu versorgen und – wenn möglich – in ein neues Zuhause zu vermitteln.
Dabei arbeiten sie oft mit ausländischen Tierschutzvereinen zusammen, vor allem aus Deutschland, Frankreich oder der Schweiz. Immer wieder werden Hunde aus Tunesien nach Europa vermittelt – ein schwieriger und aufwendiger Prozess, aber für einige Vierbeiner die einzige Hoffnung.
Finanzierung, Unterstützung durch die Behörden und rechtlicher Schutz für Tiere sind aber weiterhin große Baustellen.
Tourismus und Hunde: Ein schmaler Grat
Viele Urlauber berichten von Hunden, die sie während ihres Aufenthalts begleiten – am Strand, auf dem Hotelgelände oder in der Nähe von Ferienanlagen. Manche Touristen füttern die Hunde, nehmen sie sogar mit aufs Zimmer oder wollen sie mit nach Hause nehmen. Was gut gemeint ist, kann vor Ort aber zu Problemen führen.
Einige Hotels sehen das Füttern von Straßenhunden nicht gern, weil es mehr Tiere anzieht. Andere wiederum arbeiten sogar mit Tierschützern zusammen. Klar ist aber: Wer helfen will, sollte sich vorher gut informieren und mit lokalen Organisationen sprechen – spontane Rettungsaktionen führen oft zu Chaos und Frust auf beiden Seiten.
Was braucht es für eine bessere Zukunft?
Damit sich die Situation für Hunde in Tunesien nachhaltig verbessert, braucht es mehrere Dinge:
- Flächendeckende Kastrationsprogramme, unterstützt von Kommunen und internationalen Partnern.
- Aufklärung und Bildung über artgerechte Tierhaltung, vor allem an Schulen.
- Tierärztliche Infrastruktur, die auch für Straßenhunde zugänglich ist.
- Gesetzliche Regelungen, die Tierschutz verankern und Verstöße ahnden.
- Kooperation zwischen Behörden und Tierschutzvereinen, statt Konfrontation.
Es braucht Zeit, Geld und Geduld – aber es gibt bereits erste positive Entwicklungen. In einigen Regionen wurden Tötungsaktionen eingestellt, und Tierschützer bekommen mehr Unterstützung. Der Weg ist noch lang, aber Hoffnung ist da.
Ein Land im Umbruch – auch für Hunde?
Tunesien ist ein faszinierendes Land, das mit seinen Landschaften und Menschen begeistert. Doch für viele Hunde ist es ein harter Ort zum Leben. Zwischen kulturellen Barrieren, wirtschaftlichen Schwierigkeiten und fehlender staatlicher Unterstützung kämpfen unzählige Straßenhunde ums Überleben.
Gleichzeitig gibt es mutige Menschen, die sich tagtäglich für diese Tiere einsetzen – oft mit wenig Mitteln, aber viel Herz. Wenn du also das nächste Mal überlegst, wohin deine Reise geht oder wie du helfen kannst, denk vielleicht an diese stillen Bewohner Tunesiens. Denn jeder noch so kleine Beitrag kann etwas verändern.
Was denkst du über die Situation der Hunde in Tunesien?
Hast du selbst schon Erfahrungen mit Straßenhunden dort gemacht oder sogar einem Hund geholfen? Schreib es gerne in die Kommentare – ich bin gespannt auf deine Meinung!