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Turkmenistan und Hunde: Eine besondere Beziehung

Turkmenistan – ein Land, das vielen vor allem durch seine Abgeschiedenheit, seine Wüstenlandschaften und den „Tor zur Hölle“-Krater bekannt ist. Doch hinter dieser rauen Fassade verbirgt sich eine Kultur, die tief in alten Traditionen verwurzelt ist – und Hunde spielen dabei eine besondere Rolle. In diesem Artikel erfährst du, wie Hunde in Turkmenistan leben, welche Bedeutung sie dort kulturell haben, ob es viele Straßenhunde gibt – und warum eine bestimmte Hunderasse sogar als nationales Symbol gilt.

Ein kurzer Blick auf Turkmenistan

Turkmenistan liegt in Zentralasien und grenzt an Kasachstan, Usbekistan, Afghanistan, Iran und das Kaspische Meer. Das Land besteht zu über 80 Prozent aus Wüste, hauptsächlich aus der Karakum. Die Hauptstadt ist Aşgabat – eine Stadt voller Marmor, goldener Statuen und streng kontrollierter Öffentlichkeit.

Turkmenistan ist eine präsidiale Autokratie, lange regiert von Saparmurat Nijasow, dem selbsternannten „Turkmenbaschi“, und aktuell von Serdar Berdimuhamedow, dem Sohn seines Vorgängers. Der Zugang zum Land ist stark eingeschränkt, sowohl für Ausländer als auch für unabhängige Medien. Umso spannender ist es, einen Blick auf das Leben von Hunden in einem der isoliertesten Länder der Welt zu werfen.

Hunde in Turkmenistan: Zwischen Nationalstolz und Straßendasein

Alabai – Der Nationalhund mit eigenem Feiertag

Wenn man in Turkmenistan über Hunde spricht, kommt man an einer Rasse nicht vorbei: dem Alabai. Diese uralte Herdenschutzhunderasse – auch bekannt als Zentralasiatischer Owtscharka – ist ein Symbol für Stärke, Unabhängigkeit und Treue.

Alabais werden traditionell zum Schutz von Viehherden vor Wölfen und anderen Raubtieren eingesetzt. Sie sind groß, kraftvoll und extrem wachsam. Doch der Stellenwert des Alabai geht weit über seine Arbeitsfunktion hinaus:

  • 2020 wurde in Aşgabat eine 15 Meter hohe goldene Statue eines Alabais enthüllt.
  • Es gibt einen offiziellen „Tag des Alabai“, der jedes Jahr im April gefeiert wird.
  • Präsident Berdimuhamedow hat sogar ein Gedicht über diese Hunde verfasst und einen Alabai-Welpen an den russischen Präsidenten Putin verschenkt.

Diese staatliche Verehrung ist außergewöhnlich – fast schon ein Kult um die Rasse. Sie steht sinnbildlich für das nationale Selbstbild: stark, treu, stolz und tief mit der Steppe verbunden.

Straßenhunde: Ein wenig erforschtes Thema

Während der Alabai auf Podesten steht, sieht die Realität für viele andere Hunde in Turkmenistan weniger rosig aus. Es gibt Hinweise darauf, dass Straßenhunde in städtischen Gebieten wie Aşgabat oder Türkmenabat durchaus vorkommen – allerdings ist die Datenlage sehr dünn.

Da unabhängige Berichterstattung im Land kaum möglich ist und NGOs kaum Zugang haben, lässt sich schwer sagen, wie viele Streuner es tatsächlich gibt. Es ist jedoch bekannt, dass Hunde, die nicht reinrassig sind oder keinem Besitzer zugeordnet werden können, oft als unerwünscht gelten.

Die Behörden verfolgen eine klare Linie: Nur registrierte und „nützliche“ Tiere sind erlaubt. Streunende Hunde werden häufig eingefangen, teils getötet oder in kommunale Tierheime gebracht – wobei der Zustand und die Kapazitäten dieser Einrichtungen unbekannt sind.

Private Initiativen zum Tierschutz sind selten. Tierärztliche Versorgung ist oft nur für Nutztiere oder privilegierte Tiere verfügbar. Die Haltungsbedingungen auf dem Land sind pragmatisch – ein Hund wird gehalten, wenn er einen Zweck erfüllt: als Wachhund, Hütehund oder Begleiter bei der Jagd.

Tradition vs. Moderne: Das zwiegespaltene Verhältnis zu Hunden

In ländlichen Regionen geschätzt

In der turkmenischen Steppe sind Hunde – insbesondere Alabais – Teil des Alltags. Sie sind meist nicht als Haustiere im westlichen Sinne zu verstehen, sondern erfüllen klare Aufgaben. Die Beziehung ist funktional, aber respektvoll.

Ein Hirte behandelt seinen Hund gut, wenn er gute Arbeit leistet. Doch emotionale Bindung, wie wir sie in Deutschland zu unseren Hunden pflegen, ist eher unüblich.

Alabais werden früh an ihre Aufgaben gewöhnt, leben oft im Freien und müssen sich gegenüber anderen Tieren behaupten. Sie sind für ihre Unabhängigkeit und Eigenwilligkeit bekannt – eine Eigenschaft, die in Turkmenistan nicht als Problem, sondern als Stärke gesehen wird.

In der Stadt eher kritisch beäugt

In städtischen Gegenden sieht das Bild anders aus. Hunde als reine Haustiere sind dort eine Seltenheit. Viele Turkmenen empfinden Hunde in Wohnungen als unhygienisch oder unangemessen.

Außerdem ist in der islamisch geprägten Bevölkerung eine gewisse Skepsis gegenüber Hunden verbreitet. In Teilen der Gesellschaft gelten sie als „unrein“. Das führt dazu, dass Hunde in städtischen Wohngebieten meist draußen gehalten werden – falls überhaupt.

Internationale Kritik und Initiativen

Tierschutzorganisationen kritisieren immer wieder den Umgang Turkmenistans mit Straßenhunden. Berichte über Massentötungen von Streunern in Vorbereitung auf große staatliche Veranstaltungen oder internationale Gäste sind nicht neu – und sie werfen ein dunkles Licht auf das Land.

Trotzdem gibt es auch positive Signale: 2021 wurde angekündigt, dass man neue Standards für Tierhaltung einführen will, inklusive Impfung und Registrierung von Haustieren. Ob und wie das umgesetzt wird, bleibt offen.

Im Vergleich zu Ländern wie Rumänien oder Indien gibt es jedoch keine nennenswerte Bewegung innerhalb der Bevölkerung zum Schutz von Straßentieren. Der Fokus liegt weiterhin auf Prestigeprojekten wie der Alabai-Zucht.

Ein Land der Extreme – auch für Hunde

Turkmenistan zeigt, wie unterschiedlich der Umgang mit Hunden sein kann – je nachdem, ob ein Tier als kulturelles Symbol gefeiert oder als „nutzloser Streuner“ wahrgenommen wird.

Der Alabai ist Nationalstolz, Denkmal und Verkaufsschlager zugleich. Für andere Hunde dagegen ist das Leben oft hart, unsicher und geprägt von staatlicher Kontrolle.

Obwohl es in Turkmenistan viele Orte gibt, an denen Hunde ein halbwegs freies Leben führen können, fehlt es insgesamt an tierfreundlicher Infrastruktur, öffentlichen Diskussionen und echtem Tierschutz. Die Haltung spiegelt die gesellschaftliche Struktur wider: autoritär, hierarchisch und wenig offen für Kritik oder Veränderung.

Und jetzt bist du dran

Was hältst du vom Umgang mit Hunden in Turkmenistan? Findest du es richtig, eine Hunderasse so stark zu glorifizieren? Oder sollte mehr für den Schutz aller Hunde getan werden – unabhängig von ihrer Rasse?

Lass es mich in den Kommentaren wissen!

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