Straßenhunde in Turkmenistan: Alltag, Herausforderungen und der Umgang mit dem Problem
Die Situation von Straßenhunden ist weltweit unterschiedlich – in vielen Ländern gehören sie leider zum Stadtbild. Auch in Turkmenistan, einem zentralasiatischen Staat mit rund 6 Millionen Einwohnern, sind Straßenhunde fester Bestandteil des Alltags in Städten wie Aşgabat, Mary oder Türkmenabat. Doch wie geht der Staat mit dem Thema um? Gibt es funktionierende Tierheime, Programme zur Kastration oder Schutzgesetze? In diesem Artikel erfährst du ausführlich, wie die Lage vor Ort wirklich ist – und warum die Hunde in Turkmenistan oft unter besonders schwierigen Bedingungen leben.
Alltag auf der Straße: Das Leben der Hunde in Turkmenistan
In vielen Städten Turkmenistans trifft man auf Streuner, die sich in Gruppen durch die Straßen bewegen. Diese Hunde sind in der Regel nicht aggressiv, aber sie leben unter prekären Bedingungen: kaum Nahrung, kaum medizinische Versorgung, große Hitze im Sommer und eisige Temperaturen im Winter.
Die Gründe für die hohe Zahl an Straßenhunden sind vielfältig: fehlende Kastrationsprogramme, ein generell geringes Bewusstsein für Tierschutz und kulturell verankerte Sichtweisen auf Hunde als Nutztiere oder sogar als Bedrohung. Während in westlichen Ländern der Hund oft als Familienmitglied gesehen wird, gilt er in Teilen Zentralasiens eher als Wach- oder Gebrauchstier. Das führt dazu, dass sich kaum jemand für ausgesetzte oder verwilderte Tiere verantwortlich fühlt.
Staatlicher Umgang: Eher Kontrolle als Schutz
Die offizielle Linie der turkmenischen Regierung gegenüber Straßenhunden ist leider restriktiv. Seit Jahren berichten Tierschützer und internationale Beobachter von systematischen Aktionen zur „Säuberung“ der Städte von Straßenhunden. Besonders in der Hauptstadt Aşgabat, die wegen ihrer Marmorarchitektur und Ordnung als Aushängeschild des Landes gilt, werden Straßenhunde regelmäßig eingefangen – nicht um sie zu retten, sondern um sie aus dem Stadtbild zu entfernen.
Dabei werden die Tiere häufig in sogenannte Sammelstellen gebracht, die weder als Tierheime noch als Auffangstationen im westlichen Sinne gelten. Viele Hunde überleben diese Maßnahmen nicht, sei es durch gezielte Tötungen oder durch mangelhafte Haltungsbedingungen. Es existieren Berichte über den Einsatz von Schusswaffen oder Gift, um die Population zu dezimieren. Offizielle Zahlen gibt es kaum, da das Thema in turkmenischen Staatsmedien nicht oder nur sehr verzerrt behandelt wird.
Gibt es Tierheime in Turkmenistan?
Im klassischen Sinne: kaum. Es gibt einige wenige private Initiativen oder informelle „Shelter“, meist von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen getragen, die mit viel Engagement versuchen, verletzte oder junge Hunde zu retten. Diese Orte verfügen jedoch meist über keinerlei staatliche Unterstützung, kaum finanzielle Mittel und sind hoffnungslos überfüllt.
Viele dieser Tierfreunde betreiben ihre Schutzhöfe aus eigener Tasche, sammeln Spenden über soziale Medien (sofern sie Zugang zum Internet haben, was in Turkmenistan stark eingeschränkt ist) und versuchen, zumindest einigen Hunden ein besseres Leben zu ermöglichen. Doch bei einer geschätzten Zahl von mehreren zehntausend Straßenhunden im Land ist ihre Wirkung nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Ein flächendeckendes Tierheim-Netzwerk, wie man es in Deutschland kennt, existiert in Turkmenistan nicht. Auch eine behördliche Vermittlung oder Unterstützung für Adoptanten ist nicht vorgesehen.
Tierschutzgesetzgebung: Nur auf dem Papier
Turkmenistan verfügt zwar über ein Tierschutzgesetz – das „Gesetz zum Schutz der Tiere“ wurde 2012 verabschiedet –, doch dessen Umsetzung ist in der Praxis nahezu nicht vorhanden. Das Gesetz enthält allgemeine Aussagen über den Schutz und das Wohlergehen von Tieren, bleibt aber vage und enthält keine klaren Mechanismen zur Durchsetzung.
In der Realität bedeutet das: Wer einem Tier Leid zufügt, muss kaum mit Konsequenzen rechnen. Die Behörden verfolgen Verstöße nur selten, und es existieren keine staatlichen Programme zur Förderung von Tierschutz, Bildung oder tierärztlicher Versorgung von Streunern.
Auch Tierärzte sind im Land eher rar gesät – und wenn es welche gibt, dann konzentrieren sie sich meist auf Nutztiere wie Schafe, Kamele oder Pferde. Hunde werden häufig medizinisch gar nicht versorgt, was die Ausbreitung von Krankheiten wie Tollwut oder Hautparasiten zusätzlich begünstigt.
Kastration und Geburtenkontrolle: Fehlanzeige
Ein zentraler Punkt beim Thema Straßenhunde ist die Kontrolle der Vermehrung – in vielen Ländern wird das durch großangelegte Kastrationsaktionen geregelt. In Turkmenistan hingegen fehlt ein solches System fast vollständig. Es gibt keine staatlich geförderten Kastrationsprogramme, keine mobilen Kliniken und kaum tierärztliche Infrastruktur für solche Maßnahmen.
Das führt dazu, dass sich Hunde unkontrolliert fortpflanzen. Selbst in ländlichen Gebieten, wo die Bevölkerung meist ohnehin arm ist, werden Hunde oft nicht kastriert, sondern einfach sich selbst überlassen oder – wenn es zu viele werden – ausgesetzt oder getötet.
Die fehlende Aufklärung über die Vorteile von Kastration spielt dabei eine große Rolle. Viele Menschen glauben, dass eine Kastration dem Tier schadet oder „unnatürlich“ sei. Ohne Bildungsangebote oder öffentliche Kampagnen bleibt dieses Denken weit verbreitet.
Die Rolle internationaler Organisationen
Einige wenige internationale Tierschutzorganisationen haben versucht, in Turkmenistan Fuß zu fassen oder Projekte zu starten – doch die politischen Bedingungen im Land sind schwierig. Turkmenistan gilt als eines der abgeschottetsten Länder der Welt. Ausländische NGOs benötigen spezielle Genehmigungen, die kaum erteilt werden. Zudem ist die Bewegungsfreiheit für Ausländer stark eingeschränkt, besonders wenn es um sensible Themen wie Menschenrechte oder Tierschutz geht.
Dennoch gibt es punktuelle Zusammenarbeit: Einige Organisationen aus Russland, der Türkei oder Europa konnten in der Vergangenheit zumindest temporär Hilfsgüter liefern oder Kontakte zu lokalen Aktivisten aufbauen. Eine langfristige, systematische Hilfe ist bisher jedoch nicht möglich gewesen.
Perspektiven für die Zukunft
Die Lage der Straßenhunde in Turkmenistan ist also insgesamt sehr angespannt. Es fehlt an allem: Bewusstsein, politischem Willen, finanziellen Mitteln und Infrastruktur. Doch es gibt auch kleine Lichtblicke: Immer mehr junge Menschen, vor allem in urbanen Gebieten, interessieren sich für das Thema Tierschutz. Sie teilen Informationen in sozialen Netzwerken, versuchen, Hunde zu retten oder Aufklärung zu leisten – trotz der Risiken, die mit öffentlicher Kritik in Turkmenistan verbunden sind.
Langfristig wäre eine Verbesserung nur möglich, wenn sich die staatliche Haltung grundlegend ändert. Das würde bedeuten: Abschied von reiner Säuberungspolitik und stattdessen Aufbau eines echten Tierschutzsystems mit Kastrationsaktionen, Aufklärung, Tierheimen und medizinischer Versorgung. Ob das in naher Zukunft realistisch ist, bleibt offen.
Fazit: Ein weiter Weg für Turkmenistans Straßenhunde
Die Straßenhunde in Turkmenistan leben unter harten Bedingungen – physisch wie politisch. Die staatlichen Maßnahmen setzen vor allem auf Entfernung und Kontrolle, nicht auf Fürsorge und Schutz. Es gibt zwar kleine private Initiativen, aber keine flächendeckende Versorgung oder nachhaltige Programme. Solange sich an der politischen Grundhaltung nichts ändert, wird sich an der Lebensrealität dieser Hunde wenig verbessern.
Trotzdem ist jeder kleine Fortschritt wichtig: Jede gerettete Hundeseele, jede Aufklärungskampagne, jeder privat organisierte Shelter zeigt, dass Engagement möglich ist – auch in schwierigen Umfeldern.
Was denkst du über die Situation in Turkmenistan?
Findest du, dass internationale Organisationen stärker eingreifen sollten – oder liegt die Verantwortung eher beim Staat selbst? Schreib gerne deine Meinung in die Kommentare!