Ukraine: Wie lebt es sich als Hund in der Ukraine zwischen Krieg und Kultur?
Wenn du an die Ukraine denkst, kommen dir wahrscheinlich zuerst Themen wie Politik, Krieg und vielleicht Borschtsch in den Sinn – aber wie sieht das Leben in diesem osteuropäischen Land eigentlich für Hunde aus? Gibt es dort viele Straßenhunde? Wie ist der Umgang mit Haustieren, und was bedeutet es, in einem Land wie der Ukraine Hund zu sein? Dieser Artikel nimmt dich mit auf eine ausführliche Reise durch ein Land im Wandel – und beleuchtet dabei, wie unsere vierbeinigen Freunde dort leben.
Ein kurzer Überblick: Die Ukraine in Zahlen und Fakten
Die Ukraine ist flächenmäßig das zweitgrößte Land Europas – direkt nach Russland. Mit rund 603.000 Quadratkilometern und etwa 36 Millionen Einwohnern (Stand 2024, nach massiver Bevölkerungsflucht durch den Krieg) ist es ein vielfältiges Land mit reicher Geschichte, Kultur und einer landschaftlichen Bandbreite von Schwarzmeerküste über die Karpaten bis hin zu den endlosen Ebenen der Steppe.
Die Hauptstadt Kyjiw (Kiew) liegt im Norden des Landes und war über Jahrzehnte kulturelles und wirtschaftliches Zentrum. Seit der russischen Invasion im Jahr 2022 hat sich das Leben im Land massiv verändert – auch für Tiere. Das Thema Tierschutz ist in der Ukraine ohnehin ein schwieriges Kapitel, doch durch den Krieg wurde es noch deutlich komplexer.
Straßenhunde in der Ukraine – ein altes, neues Problem
Die Ukraine hatte schon lange vor dem Krieg mit einem großen Straßenhundeproblem zu kämpfen. In Städten wie Odessa, Charkiw, Kyjiw oder Lwiw sind streunende Hunde seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil des Stadtbildes. Schätzungen zufolge lebten bereits vor dem Krieg mehrere Hunderttausend Straßenhunde im Land – genauere Zahlen sind schwer zu ermitteln.
Der Grund für die vielen Streuner liegt in einem Mix aus Faktoren:
- Mangelnde Kastration: Viele Hunde – ob auf der Straße oder in privaten Haushalten – sind nicht kastriert. Das führt zu einer unkontrollierten Vermehrung.
- Wenig Aufklärung: Die Bevölkerung ist oft nicht ausreichend informiert, was verantwortungsvolle Tierhaltung bedeutet.
- Armutsbedingte Aussetzung: Vor allem auf dem Land geben viele Menschen Hunde ab, wenn sie sich deren Versorgung nicht mehr leisten können.
- Schwaches Tierschutzgesetz: Zwar gibt es seit einigen Jahren Gesetze gegen Tierquälerei und zur Hunderegistrierung, doch sie werden nur lückenhaft umgesetzt.
Mit dem Ausbruch des Kriegs hat sich die Situation weiter verschärft: Viele Haustiere wurden zurückgelassen, als ihre Halter:innen fliehen mussten. So kamen neue Tiere auf die Straße – allein und orientierungslos.
Wie überleben Hunde im ukrainischen Alltag?
Ein Leben als Straßenhund in der Ukraine ist hart. Im Sommer droht Dehydrierung, im Winter bitterer Frost mit Temperaturen von bis zu -25 °C. Futter finden die Tiere meist in Mülltonnen oder durch Fütterungen von Anwohnern. Erstaunlich viele Ukrainer haben ein Herz für Hunde – sie stellen Futter hin, bauen kleine Unterschlüpfe oder adoptieren sogar ehemalige Streuner.
Doch leider sieht die Realität nicht überall so freundlich aus. Vor allem in wirtschaftlich schwächeren Regionen gibt es immer wieder Berichte über gezielte Tötungen von Straßenhunden – teilweise organisiert von Behörden, etwa im Vorfeld großer Veranstaltungen, um das Stadtbild „zu säubern“. Diese Praxis wird zwar international kritisiert, ist aber in manchen Teilen des Landes traurige Realität.
Tierschutz in der Ukraine: Zwischen Hoffnung und Herausforderung
Die Ukraine hat in den letzten Jahren gewisse Fortschritte im Tierschutz gemacht. Seit 2006 gibt es ein Tierschutzgesetz, das Misshandlungen unter Strafe stellt. 2018 wurde das Strafmaß erhöht: Tierquälerei kann jetzt mit bis zu acht Jahren Haft bestraft werden. Das klingt vielversprechend – doch in der Praxis ist die Umsetzung schwierig. Die Polizei nimmt Anzeigen oft nicht ernst, und die Justiz ist überlastet.
Ein Hoffnungsschimmer sind jedoch die vielen Tierschutzorganisationen – sowohl ukrainische als auch internationale, die sich mit großem Engagement um Straßenhunde kümmern. Einige der wichtigsten Organisationen sind:
- Sirius – das größte Tierheim der Ukraine, nahe Kyjiw
- UAnimals – eine landesweite Organisation, die sich für Tier- und Umweltschutz einsetzt
- Happy Paw – bietet Bildungsprojekte an und unterstützt Tierheime
- Save Pets of Ukraine – entstand im Zuge des Kriegs und rettet verlassene Tiere aus Kampfzonen
Diese Initiativen leisten unglaublich wichtige Arbeit – sie kastrieren, vermitteln, versorgen medizinisch und kämpfen politisch für mehr Rechte und Schutz. Viele Hunde werden auch nach Deutschland oder andere EU-Länder vermittelt, um ihnen dort ein neues Leben zu ermöglichen.
Haustierhaltung in der Ukraine: Zwischen Liebe und Improvisation
Auch wenn es auf den ersten Blick anders erscheinen mag: Viele Ukrainer halten Hunde mit viel Liebe und Fürsorge. In Städten sieht man regelmäßig Menschen mit kleinen und großen Hunden spazieren gehen, in Parks oder sogar in Cafés. Besonders beliebt sind Schäferhunde, Mischlinge, aber auch kleine Hunderassen wie Yorkshire Terrier oder Möpse.
Ein Problem bleibt allerdings die unzureichende tierärztliche Versorgung, besonders auf dem Land. Viele Dörfer haben keine Tierärztin oder Klinik – und selbst in den Städten können sich manche Menschen keine Behandlungen leisten. Impfungen, Kastrationen und Wurmkuren bleiben deshalb oft aus, was wiederum das Straßenhundeproblem verstärkt.
In den letzten Jahren gab es jedoch mehr Aufklärungskampagnen, etwa in Schulen oder durch Social Media, um das Verantwortungsbewusstsein gegenüber Haustieren zu stärken. Besonders die junge Generation zeigt mehr Engagement – was für die Zukunft hoffen lässt.
Kriegszeit: Wenn Tiere zu Flüchtlingen werden
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine seit 2022 hat das ganze Land verändert – auch für Tiere. Tausende Hunde wurden in den ersten Wochen ausgesetzt oder blieben in zerbombten Städten zurück. Tierheime wurden zerstört oder mussten evakuiert werden. Gleichzeitig zeigten sich unglaubliche Solidarität und Menschlichkeit:
- Menschen trugen ihre Hunde über Grenzen, auch wenn es sie selbst gefährdete.
- Viele Flüchtlinge nahmen ihre Tiere mit nach Polen, Deutschland oder Rumänien.
- Internationale Organisationen wie Vier Pfoten, PETA oder Humane Society International halfen mit Futter, medizinischer Versorgung und Evakuierungen.
Bis heute engagieren sich viele Freiwillige in den umkämpften Regionen, um Hunde aus verlassenen Häusern zu retten oder geflohene Tiere wieder mit ihren Familien zu vereinen.
Ein Land im Wandel – auch für Hunde
Die Ukraine ist ein Land voller Kontraste. Auf der einen Seite kämpft es mit Armut, Korruption und Krieg – auf der anderen Seite zeigt sich eine wachsende Tierliebe, eine aktive Zivilgesellschaft und ein neuer Blick auf den Umgang mit Tieren. Für Hunde bedeutet das: Es gibt Hoffnung, aber auch viele Hürden.
Straßenhunde sind vielerorts noch Alltag, doch es gibt immer mehr Menschen, die sich für sie einsetzen – nicht nur im eigenen Land, sondern weltweit. Besonders bemerkenswert ist die Rolle der Freiwilligen, die mit Mut, Herz und Hingabe jeden Tag dafür kämpfen, dass Hunde in der Ukraine eine zweite Chance bekommen.
Was denkst du?
Hast du selbst schon Erfahrungen mit Straßenhunden gemacht – vielleicht sogar in der Ukraine oder in anderen Ländern? Wie stehst du zu Auslandsadoptionen oder Hilfsprojekten? Schreib gern deine Meinung oder Erlebnisse in die Kommentare – ich bin gespannt auf deinen Blick auf das Thema!