Zum Hauptinhalt springen

USA: Wie Hunde im Land der Gegensätze leben

Die Vereinigten Staaten von Amerika – oder kurz die USA – sind riesig, vielfältig und voller Kontraste. Von schneebedeckten Bergen in Colorado bis zu den tropischen Stränden Floridas, von den Metropolen wie New York und Los Angeles bis zu kleinen ländlichen Dörfern – das Land hat viele Gesichter. Auch wenn du bei „USA“ vermutlich zuerst an Fast Food, Hollywood oder Cowboys denkst: Für uns Hundefreunde gibt es dort noch einiges mehr zu entdecken. Denn die Beziehung zwischen Mensch und Hund hat in den USA eine lange Tradition – und ist genauso facettenreich wie das Land selbst. In diesem Artikel erfährst du, wie das Leben für Hunde in den USA aussieht, wie sich der Umgang mit Hunden dort entwickelt hat, welche Herausforderungen es gibt – und ob es tatsächlich viele Straßenhunde gibt, wie manche behaupten.

Ein Land der Superlative – auch für Hunde?

Mit rund 332 Millionen Einwohnern (Stand 2023) sind die USA das drittbevölkerungsreichste Land der Welt. Flächenmäßig belegen sie sogar Platz 3 hinter Russland und Kanada. In diesem riesigen Land leben nach aktuellen Schätzungen etwa 90 Millionen Hunde – und damit ist die USA weltweit ganz vorne dabei, was die Anzahl an gehaltenen Hunden betrifft.

Etwa 45 % aller US-Haushalte haben mindestens einen Hund. Der Hund ist also ein echter Familienbegleiter, ein treues Mitglied im Alltag vieler Amerikaner – aber das bedeutet nicht automatisch, dass jeder Hund dort ein gutes Leben hat. Wie überall auf der Welt gibt es auch in den USA Licht- und Schattenseiten.

Von Hollywood bis Haustier: Die kulturelle Rolle des Hundes

In amerikanischen Filmen, Serien und Werbung spielen Hunde seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle. Ob Lassie, der clevere Collie aus der gleichnamigen TV-Serie, oder Beethoven, der chaotische Bernhardiner – Hunde sind ein fester Bestandteil der Popkultur. Diese mediale Präsenz hat dazu beigetragen, dass viele Amerikaner eine enge emotionale Bindung zu Hunden aufbauen.

In vielen Familien gelten Hunde als „fur babies“, also pelzige Kinder. Sie bekommen eigene Betten, Geburtstagsfeiern, Designerleinen und manchmal sogar eigene Instagram-Profile. Die Tierindustrie boomt: 2022 gaben Amerikaner rund 136 Milliarden Dollar für ihre Haustiere aus – ein Großteil davon für Hunde.

Doch so niedlich das klingt: Nicht jeder Hund profitiert davon.

Das System der Tierheime – gut organisiert, aber überlastet

Die USA haben ein sehr ausgeprägtes Netzwerk an Tierheimen (animal shelters) und Tierrettungsorganisationen (rescues). In fast jeder Stadt gibt es mehrere Einrichtungen, die sich um streunende, abgegebene oder beschlagnahmte Hunde kümmern.

Viele dieser Organisationen sind gemeinnützig und auf Spenden angewiesen. Die bekanntesten darunter sind:

  • ASPCA (American Society for the Prevention of Cruelty to Animals)
  • Humane Society of the United States
  • Best Friends Animal Society

Trotz guter Organisation gibt es ein großes Problem: Überfüllung. Jedes Jahr landen mehrere Millionen Tiere in US-Tierheimen – darunter viele Hunde. Laut Schätzungen werden jährlich rund 3,1 Millionen Hunde in Tierheimen aufgenommen. Etwa 390.000 von ihnen werden eingeschläfert, weil sie nicht vermittelt werden können oder als nicht vermittelbar gelten.

Das Thema „Euthanasie“ ist in den USA ein heiß diskutiertes Thema und sorgt regelmäßig für Kritik und Proteste von Tierschützern.

Straßenhunde in den USA – ein unterschätztes Problem?

Wenn du an Straßenhunde denkst, kommen dir vielleicht eher Länder wie Rumänien, Indien oder Mexiko in den Sinn. Aber auch in den USA gibt es streunende Hunde – und zwar mehr, als viele denken.

Die genaue Zahl ist schwer zu bestimmen, aber Schätzungen gehen von mehreren Hunderttausend Straßenhunden aus, insbesondere in ländlichen Gebieten und im Süden des Landes (z. B. in Texas, Louisiana oder New Mexico). Die Gründe dafür sind vielfältig:

  • Kaum Kastrationspflicht in vielen Bundesstaaten
  • Unzureichende Aufklärung über Tierhaltung
  • Armut und fehlende Mittel zur Versorgung von Haustieren
  • „Backyard Breeding“ – also die unkontrollierte Vermehrung von Hunden im Hinterhof

Besonders im Süden der USA werden viele Hunde ausgesetzt, oft in sehr schlechtem Zustand. Es gibt sogar ganze Gemeinden, in denen streunende Hunde zum Alltagsbild gehören. Glücklicherweise versuchen viele Organisationen, dem entgegenzuwirken, zum Beispiel durch Transportprogramme, bei denen Hunde aus überfüllten Tierheimen in anderen Bundesstaaten vermittelt werden.

Gesetze und Pflichten: Was Hundehaltung in den USA bedeutet

Die gesetzlichen Regelungen für Hundehaltung unterscheiden sich stark von Bundesstaat zu Bundesstaat – es gibt kein einheitliches Hundegesetz wie etwa in Deutschland. Trotzdem gibt es ein paar Gemeinsamkeiten:

  • Leinenpflicht in öffentlichen Bereichen ist weit verbreitet
  • In vielen Städten ist ein Hunde-Register vorgeschrieben
  • Einige Gemeinden erheben eine jährliche Hundesteuer
  • Die Haltung bestimmter Rassen (z. B. Pit Bulls) ist in manchen Städten verboten

Besonders umstritten sind sogenannte Breed Specific Laws – also Gesetze, die bestimmte Rassen pauschal verbieten oder stark einschränken. Gegner argumentieren, dass nicht die Rasse, sondern der Halter das Verhalten des Hundes beeinflusst – und dass solche Gesetze diskriminierend und ineffektiv seien.

Hundetraining und Hundeschulen – beliebt, aber teuer

Hundetraining hat in den USA einen hohen Stellenwert. Viele Hundehalter besuchen Kurse – von der Welpenschule bis zur Verhaltensberatung. Es gibt Hundetrainer, Hundepsychologen, Verhaltenstherapeuten – und das Ganze ist ein riesiger Markt.

Allerdings hat Qualität ihren Preis: Gruppenkurse können schnell mehrere Hundert Dollar kosten, Einzelstunden sind oft noch teurer. In wohlhabenderen Gegenden gehört es fast zum guten Ton, mit dem Hund eine professionelle Ausbildung zu durchlaufen.

In ärmeren Regionen dagegen fehlt oft das Geld – was wiederum dazu beiträgt, dass es mehr verhaltensauffällige und unerzogene Hunde gibt, die dann im Tierheim landen.

Hundeleben zwischen Stadt und Land

In amerikanischen Großstädten wie New York, San Francisco oder Chicago leben viele Hunde in Hochhäusern – und trotzdem ist Hundehaltung dort sehr beliebt. In vielen Stadtteilen gibt es Hundeparks, Hundesalons, Daycare-Angebote und sogar Hundehotels.

Auf dem Land dagegen haben Hunde oft mehr Auslauf und Freiheiten, werden aber auch öfter als Arbeitstiere gehalten – etwa als Herdenschutzhunde, Jagdhelfer oder Wachhunde. Leider bedeutet das nicht immer artgerechte Haltung. Besonders in sehr abgelegenen Gegenden sind Hunde manchmal sich selbst überlassen, leben draußen bei jedem Wetter und erhalten wenig menschliche Zuwendung.

#adoptdontshop: Eine Bewegung mit Wirkung

In den letzten Jahren hat sich in den USA eine starke Bewegung entwickelt: „Adopt don’t shop“. Der Slogan ruft dazu auf, Hunde aus Tierheimen zu adoptieren, statt sie bei Züchtern oder in Zoohandlungen zu kaufen. Viele Prominente unterstützen die Kampagne, was ihr zusätzlichen Auftrieb gibt.

Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für die Problematik von Puppy Mills – also Hundezuchtanlagen, in denen Tiere unter schlimmen Bedingungen vermehrt werden. Diese Anlagen produzieren Welpen für den schnellen Verkauf – oft krank, traumatisiert und ohne Rücksicht auf das Wohl der Elterntiere.

Ein Hundeleben in den USA – Glückssache?

Die USA sind ein Land voller Möglichkeiten – das gilt auch für Hunde. Viele Vierbeiner leben dort ein Leben im Luxus, mit hochwertigem Futter, Gesundheitsvorsorge und liebevollen Haltern. Gleichzeitig gibt es aber auch Millionen Hunde, die auf der Straße leben, in überfüllten Tierheimen sitzen oder unter schlechten Bedingungen gehalten werden.

Ob ein Hund in den USA ein gutes Leben hat, hängt stark vom Bundesstaat, vom sozialen Umfeld und vom Bewusstsein der Menschen ab. Positiv ist, dass viele Amerikaner sehr engagiert im Tierschutz sind – und dass es immer mehr Initiativen gibt, die für Aufklärung sorgen und das Leben der Hunde verbessern wollen.

Und jetzt bist du dran

Was denkst du über die Situation von Hunden in den USA? Hast du vielleicht selbst schon Erfahrungen mit amerikanischen Tierheimen, Adoptionen oder dem Reisen mit Hund in die USA gemacht?
Schreib deine Meinung gerne in die Kommentare – ich bin gespannt, wie du das Thema siehst!