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Vietnam: Wie Hunde zwischen Tradition und Wandel leben

Vietnam ist für viele ein faszinierendes Reiseziel: tropische Landschaften, pulsierende Städte, eine jahrtausendealte Kultur und natürlich das berühmte Streetfood. Doch wer als Hundefreund nach Vietnam reist, begegnet dort nicht nur exotischen Aromen und fremden Bräuchen, sondern auch einer ganz anderen Haltung gegenüber Hunden. Während der beste Freund des Menschen bei uns als Familienmitglied gilt, sieht das in Vietnam vielerorts noch anders aus. In diesem Artikel erfährst du, wie Hunde in Vietnam leben, welche Rolle sie in der Gesellschaft spielen, wie verbreitet Straßenhunde sind – und wie sich der Umgang mit ihnen langsam, aber sicher verändert.

Ein Land zwischen Moderne und Tradition

Vietnam liegt in Südostasien und erstreckt sich über mehr als 3.000 Kilometer entlang der Küste des Südchinesischen Meeres. Mit rund 100 Millionen Einwohnern ist Vietnam das 15. bevölkerungsreichste Land der Welt. Die Hauptstadt Hanoi im Norden und die wirtschaftliche Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt (früher Saigon) im Süden sind die zwei größten Städte.

Seit der Öffnung des Landes in den 1980er-Jahren hat sich Vietnam stark gewandelt: wirtschaftlich, kulturell und sozial. Doch dieser Wandel verläuft nicht überall gleich schnell – insbesondere, wenn es um den Umgang mit Tieren geht. Während die Städte sich zunehmend westlichen Standards annähern, halten viele ländliche Regionen noch an traditionellen Vorstellungen fest.

Hund in Vietnam: Haustier, Wächter – oder Nahrungsmittel?

In Vietnam ist der Hund kein reines Haustier, wie du es aus Deutschland kennst. Die Rolle des Hundes hängt stark vom Lebensraum und vom sozialen Umfeld ab:

Wachhund mit Aufgabe

In vielen vietnamesischen Dörfern werden Hunde vor allem als Wachtiere gehalten. Sie leben meist im Hof, bekommen Essensreste, schlafen auf dem Boden und sollen anschlagen, wenn sich Fremde nähern. Zuneigung oder Erziehung, wie du sie bei deutschen Familienhunden kennst, ist in diesen Fällen selten. Der Hund hat einen funktionalen Zweck.

Haustier der städtischen Mittelschicht

In Städten wie Hanoi oder Da Nang verändert sich jedoch das Bild. Besonders unter jungen Vietnamesen steigt die Beliebtheit von Hunden als Haustiere. Kleine Rassen wie Pudel, Chihuahua oder Shih Tzu werden in Wohnungen gehalten, erhalten Namen, Spielzeug und sogar Hundefriseur-Termine. In Shopping Malls gibt es mittlerweile Hundeboutiquen und Tierarztpraxen nach westlichem Vorbild.

Hund als Nahrungsmittel

Ein heikles Thema, das man nicht auslassen darf: In einigen Regionen Vietnams, vor allem im Norden, wird Hundefleisch traditionell gegessen. Es gilt in manchen Kreisen als Delikatesse und wird vor allem zu besonderen Anlässen serviert – etwa zum Monatsende oder bei festlichen Zusammenkünften. Dabei wird Hundefleisch nicht alltäglich verzehrt, sondern ist eher Teil spezieller kultureller Praktiken. Die jüngere Generation lehnt diese Tradition zunehmend ab, und der gesellschaftliche Druck gegen den Verzehr wächst.

Gibt es viele Straßenhunde in Vietnam?

Ja – besonders in ländlichen Gebieten und kleineren Städten leben zahlreiche Hunde auf der Straße. Dabei ist die Situation komplex:

Freilaufende Dorfhunde

Nicht alle Hunde, die frei herumlaufen, sind tatsächlich herrenlos. In vielen ländlichen Gegenden ist es üblich, Hunde nicht einzusperren. Sie streifen tagsüber durchs Dorf, kehren abends aber zurück. Diese Hunde leben meist ohne Leine, Halsband oder Impfschutz. Tierarztbesuche sind selten, Kastration kaum verbreitet.

Tatsächliche Straßenhunde

Besonders in größeren Städten gibt es auch echte Straßenhunde – Tiere, die niemandem gehören. Sie leben von Abfällen, verstecken sich in Ruinen oder unter Autos und sind oft krank oder verletzt. Tierheime wie in Deutschland gibt es kaum. Einige NGOs kümmern sich um diese Hunde, doch die Kapazitäten sind begrenzt.

Gefahren für Straßenhunde

Straßenhunde leben gefährlich. Neben Krankheiten wie Tollwut drohen ihnen Unfälle im Verkehr, Misshandlungen oder auch der Fang durch Händler, die die Tiere an den Fleischmarkt verkaufen. Seit einigen Jahren gibt es jedoch Kampagnen, die aufklären und das Bewusstsein für Tierschutz fördern – besonders in den urbanen Zentren.

Der Wandel beginnt: Tierschutz in Vietnam

Tierschutz steckt in Vietnam noch in den Kinderschuhen, aber es tut sich etwas. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Tierschutzorganisationen gewachsen. Besonders junge Vietnamesen engagieren sich über Social Media für die Rechte von Tieren.

Private Initiativen und NGOs

Einige Organisationen wie Vietnam Animal Aid and Rescue oder Paws for Compassion kümmern sich um gerettete Straßenhunde und -katzen. Sie betreiben kleine Auffangstationen, bieten Kastrationsprogramme an und vermitteln Tiere zur Adoption – auch ins Ausland.

Gesetzliche Regelungen

Offiziell gibt es in Vietnam keine umfassenden Tierschutzgesetze, wie du sie aus Deutschland kennst. Doch es existieren einzelne Verordnungen, etwa zur Tollwutbekämpfung oder zur Registrierung von Hunden in Großstädten. Der Druck aus dem Ausland – vor allem aus westlichen Ländern – hat dazu beigetragen, dass das Thema Tierschutz langsam auf politischer Ebene ankommt.

Verbot von Hundefleisch – bald Realität?

In Städten wie Hanoi gibt es konkrete Diskussionen über ein Verbot des Hundefleischhandels. Die Stadtregierung kündigte bereits an, diesen bis 2025 deutlich einschränken zu wollen – mit dem Ziel, das internationale Image zu verbessern und die öffentliche Gesundheit zu schützen. Viele Tierfreunde sehen darin einen Hoffnungsschimmer.

Touristen mit Hund: Was du wissen solltest

Wenn du mit deinem Hund nach Vietnam reisen möchtest, brauchst du starke Nerven – und gute Vorbereitung. Zwar ist die Einreise prinzipiell möglich, aber:

  • Es gibt strenge Impfvorschriften, besonders gegen Tollwut.
  • Der Transport im Flugzeug ist oft kompliziert.
  • Hundefreundliche Unterkünfte sind rar.
  • Auf Straßenhunde oder nicht angeleinte Tiere musst du gefasst sein.

Wenn du als Tourist einen Straßenhund siehst, der Hilfe braucht, kannst du lokale Organisationen kontaktieren oder versuchen, über soziale Netzwerke Hilfe zu mobilisieren. Allerdings ist es schwer, als Einzelperson nachhaltig etwas zu bewirken.

Zwischen Hoffnung und harter Realität

Vietnam steht an einem Wendepunkt. Während viele Menschen Hunde noch als Nutztiere sehen, wächst gleichzeitig das Bewusstsein für Tierschutz und artgerechte Haltung. Besonders junge Vietnamesen, die mit dem Internet und westlichen Werten aufwachsen, prägen eine neue Sichtweise – in der Hunde mehr sind als nur Wachposten oder Fleischlieferanten.

Der Weg ist noch lang, aber die Richtung stimmt. Und vielleicht kann auch der Austausch mit Menschen aus Ländern wie Deutschland dazu beitragen, dass sich die Situation für Hunde in Vietnam langfristig verbessert.

Wie denkst du darüber?

Warst du schon einmal in Vietnam oder planst du eine Reise dorthin? Wie stehst du zum Thema Hundefleisch und Straßenhunde? Schreib deine Meinung gerne in die Kommentare – ich bin gespannt auf deine Gedanken!

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