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Ernährung

Hundefutter-Test: „Rinderohren mit Muschel“ von MultiFit

Die Front der Verpackung
Die Front der Verpackung
Neulich im lokalen Fressnapf ist mir eine Tüte „Rinderohren mit Muschel“ von MultiFit in den Wagen gehüpft. Bislang gab’s bei uns eher Schweineohren – also war die Neugier groß, ob Rinderohren die bessere (oder zumindest verträglichere) Kaubeschäftigung für meine 9-jährige Ylvie sind. Kurzum: ausprobiert haben wir’s – und hier kommt unser ehrliches Fazit.

Kurz zum Hersteller

MultiFit ist die bekannteste Eigenmarke der Fressnapf-Gruppe. Die Marke gibt es seit 1998 und sie deckt heute ein sehr breites Sortiment ab (Nass-/Trockenfutter, Snacks, Streu u. v. m.) mit über 500 Produkten – positioniert im mittleren Preissegment. Inverkehrbringer ist die MultiFit Tiernahrungs GmbH am Fressnapf-Stammsitz in Krefeld (Westpreußenstraße 32–38). Eigene Produktionsstätten nennt Fressnapf nicht; als Handelsmarke werden Produkte in der Regel von Partnerbetrieben hergestellt und von Fressnapf in den Verkehr gebracht. 

Fressnapf beschreibt seine Exklusivmarken-Philosophie als „einfache, verständliche Lösungen“ rund ums Tier – mit der übergeordneten Vision „Happier Pets, Happier People“.

Produktdaten

  • Inhalt/Größe & Preis: 200 g-Beutel für 6,19 € (= 30,95 €/kg).
  • Zusammensetzung: 100 % getrocknete Rinderohren.
  • Analytische Bestandteile:Protein 83,8 %, Fett 3,3 %, Rohasche 2,1 %, Rohfaser 2,2 %, Feuchtigkeit 13,1 % (natürliche Schwankungen).
  • Zusatzstoffe: Sensorische Zusatzstoffe: Raucharoma (2b0001) 1 mg/kg. Hinweis: „Kann Spuren von anderen Zutaten enthalten.“
  • Einstufung: Einzelfuttermittel; geeignet ab dem 6. Lebensmonat.

Einordnung der Rezeptur – hochwertig oder nicht?

Einzutatensnack: „100 % Rinderohren“ klingt erstmal puristisch – und das ist grundsätzlich positiv, weil du genau weißt, was du fütterst. Allerdings taucht zusätzlich Raucharoma als sensorischer Zusatzstoff auf. Das ist mengenmäßig minimal (1 mg/kg), aber streng genommen ist es dann nicht „nur“ Ohr. Mich stört das nicht dramatisch, aber die 100 %-Aussage ist dadurch marketing-optimiert. Transparenz wäre: „Rinderohren, mit Raucharoma“.

Getreidefrei? Ja. Es sind keine pflanzlichen Bestandteile deklariert, und als reines Tierprodukt ist der Snack naturgemäß frei von Getreide.

Nährstoffblick:

  • Protein (83,8 %) – sehr hoch, typisch für getrocknete Tierhaut/Knorpel. Das liefert vor allem Kollagen (strukturelles Eiweiß), weniger „vollwertiges“ Muskelfleischprotein. Gut für Kauvergnügen, aber nicht als Proteinquelle fürs Alleinfutter zu verstehen.
  • Fett (3,3 %) – erstaunlich mager, was den Snack für figurbewusste Hunde interessant macht.
  • Rohasche (2,1 %) – Mineralien/Spurenelemente, unauffällig.
  • Rohfaser (2,2 %) – ein bisschen „Ballast“, stammt aus der Ohrstruktur/Resthaaren.
  • Feuchte (13,1 %) – normal für luftgetrocknete Kauartikel.
  • NFE/„Kohlenhydrate“: Rechnen wir grob als 100 % minus Protein, Fett, Asche, Faser, Feuchte. Mit den Herstellerwerten landen wir rechnerisch sogar bei einem negativen NFE (≈ –4,5 %). Das passiert, weil natürliche Schwankungen und Rundungen die Summe > 100 % machen. Praktisch heißt das: vernachlässigbar wenig verwertbare Kohlenhydrate – logisch bei Rinderohren.

Gesamtfazit zur Rezeptur: Für einen Kauartikel solide und simpel. Das Mini-Raucharoma ist für Hunde egal, aber aus Kennzeichnungssicht ein kleiner Schönheitsfehler im „100 %“-Wording.

Praxis mit Ylvie (20 kg, 9 J., sensibel)

Ylvie war hochmotiviert – der herb-strenge Geruch (menschlich: bäh) ist für sie das beste Verkaufsargument. Die Ohren sind groß, mit Muschel und etwas Fell – super zum langen Kauen und mentalen Auslasten. Aber: Ylvie hat sie nicht gut vertragen. Der Kot war öfter dünn, und stunden später kam es gelegentlich zum Erbrechen. Deshalb haben wir über ~3 Monate nur ca. alle zwei Wochen ein Ohr gegeben; der Rest wanderte in die Tiefkühltruhe. Für kleinere oder empfindliche Hunde empfehle ich, die Ohren klein zu sägen – so reduziert man die einmalige Menge und das Risiko, dass große, harte Stücke im Magen liegen.

Verpackung: zweckmäßig bis langweilig, aber immerhin transparente Tüte – du siehst, ob du eine Packung mit mehreren kleinen oder wenigen großen Ohren erwischst. Geruch: für uns sehr unangenehm, für Ylvie ein Träumchen.

Kennzeichnung & Klarheit

Die Deklaration ist übersichtlich: Einzutat, Analytik, Altersangabe ab 6 Monaten, Standard-Hinweise (unter Aufsicht, Wasser bereitstellen). Positiv: Herstellernummer und Inverkehrbringer sind genannt. Kritikpunkt: „100 % Rinderohren“ plus Raucharoma wirkt kommunikativ unsauber – korrekt deklariert, aber sprachlich schöner ginge es.

Preischeck

6,19 € für 200 g entsprechen 30,95 €/kg. Im Vergleich: Dibo Rinderohren mit Muschel 350 g liegen laut Preisvergleich teils bei ~22 €/kg. Größere Gebinde (No-Name/Online-Händler) kommen – je nach Qualität/Sortierung – deutlich günstiger runter. Damit ist MultiFit eher am oberen Ende des üblichen Preisbereichs für Rinderohren im Handel, vor allem wenn du nicht in Großmengen kaufst.

Pluspunkte
  • Langer Kauspaß
  • fettarm
  • getreidefrei
  • simple Zusammensetzung
Minuspunkte
  • Für empfindliche Mägen (wie Ylvie) kann das harte, kollagenreiche Gewebe schwer verdaulich sein
  • das Raucharoma braucht eigentlich niemand
  • Preis relativ hoch im Kleinbeutel

Fazit

Als gelegentliche Kaubeschäftigung für robuste Kau-Fans okay, für sensible Hunde wie Ylvie eher nicht. Wir bleiben daher bei Schweineohren, die sie besser verträgt, auch wenn die natürlich ebenfalls nicht perfekt sind. Wer Rinderohren testen will, startet am besten mit kleinen Stücken und beobachtet die Verdauung.

Kaufempfehlung: Nur für Hunde mit guter Kau- und Magen-Toleranz – und wenn dich der Preis nicht stört.